Kommentar Tarif-Einigung: Die Lokführer haben gewonnen
Die GdL hat in zwei Puntken gewonnen: Mehr Lohn und einen eigenständigen Tarifvertrag. Ihr Sieg ist ein Ansporn für andere kleine Gewerkschaften.
Es hat sich gelohnt: Die Lokführergewerkschaft geht eindeutig als Sieger aus dem längsten Tarifstreit der Nachkriegsgeschichte hervor. Die beiden wichtigsten Ziele, die die GDL sich gesetzt hatte, sind erreicht.
Erstens: Es gibt deutlich mehr Geld. Nicht 31 Prozent mehr, wie am Anfang als Forderung ausgegeben. Aber damit hat sowieso niemand gerechnet. Am Ende werden es 11 Prozent mehr sein - und die Arbeitszeit wird um eine Stunde verkürzt. Das ist ein ordentliches Ergebnis. Und wenn Bahn-Vorstand Suckale sagt, dass die Grenzen der Wirtschaftlichkeit damit überschritten seien, muss das niemanden in Unruhe versetzen. Höchstens die Investoren, die eine hochprofitable Bahn zum Schnäppchenpreis kaufen wollen. Sie werden möglicherweise etwas weniger Rendite erzielen.
Zweitens: Die GDL hat ihren eigenständigen Tarifvertrag. Wie dieser genau in das mit den anderen Bahngewerkschaften abgestimmte Regelwerk eingefügt wird, ist noch unklar. Sicher ist aber: Die GDL sitzt künftig am Verhandlungstisch, wenn über Löhne und Arbeitszeiten gestritten wird, und nicht mehr auf dem Flur. Dagegen hatten sich unter Verweis auf die Solidarität unter den Beschäftigten am Anfang nicht nur Transnet und GDBA gewehrt. Auch Bahn-Chef Mehdorn wollte sich Tarifverhandlungen mit einer Gewerkschaft, die nicht in die große Dachorganisationen eingebunden ist, sparen. Er wird sich daran gewöhnen müssen. Was lehrt nun dieser Arbeitskampf mit Blick auf die zukünftige Tariflandschaft in Deutschland? Nach Cockpit und dem Marburger Bund hat zum dritten Mal eine kleine Gewerkschaft den großen vorgemacht, dass bessere Abschlüsse möglich sind. Sie haben hemmungslos die Macht genutzt, die ihnen ihre Mitglieder geben. Denn tatsächlich stehen Zug, Flugzeug und Krankenhäuser still, wenn Lokführer, Piloten und Ärzte es wollen. Man kann ihnen Mangel an Solidarität vorwerfen. Man kann das aber auch als Ansporn sehen. Wenn sich Transnet, Ver.di und Co in den kommenden Runden ebenfalls weniger schnell zufriedengeben, dann profitieren künftig alle Beschäftigten vom neuen Wettbewerb der Gewerkschaften.
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