Kommentar Tagelöhner im Hafen: Den Hals nicht voll gekriegt
Die Firmen im Hamburger Hafen haben schon eine spezielle Zeitarbeitsfirma. Es ist inakzeptabel, dann auch noch in großer Zahl Tagelöhner in Wartestellung zu halten.
D ie Hafenunternehmen haben versucht, ihre ohnehin schon komfortable Personalsituation auf Kosten der Arbeitssuchenden zu verbessern. Weil die Gerichte nicht mitspielten, sind sie damit auf die Nase gefallen. Es ist gut, dass die Gesamthafenbetriebsgesellschaft (GHB) daraus die Lehre zieht.
Was sich das Dienstleistungsunternehmen für die Hafenbetriebe herausgenommen hat, nämlich die dauerhafte Beschäftigung einer großen Zahl von Tagelöhnern, war von vornherein nicht akzeptabel. Denn die Idee bei der Gründung der GHB bestand ja gerade darin, die vielen, zum Teil kleinen Hafenunternehmen flexibel mit Arbeitskräften zu versorgen. Hier noch einen drauf setzen zu wollen, ist vermessen.
Natürlich ist es verständlich, dass auch eine große Firma wie die GHB zögert, in unsicheren Zeiten Leute fest an sich zu binden. Allerdings gibt es ja die Möglichkeit, Mitarbeiter befristet einzustellen. Und Tagelöhner in begrenzter Zahl anzustellen, mag in Ordnung sein, sofern sie tatsächlich eine Chance haben, eine Stelle aus dem festen Pool zu ergattern. Als Heranführung an ein festes Arbeitsverhältnis sind ordentlich bezahlte Tage im Hafen allemal besser als ein Ein-Euro-Job.
Trotzdem gilt angesichts der Zahl der beschäftigten Tagelöhner: Die Gewerkschaft Ver.di hat zu lange zugeschaut.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!