Kommentar Syrien: Assads Sturz ist überfällig
Der syrische Diktator muss weg. Alles spricht dafür, dass das Massaker von Hula von Assad-Getreuen verübt wurde. Spätestens jetzt ist klar, dass Assad den Bürgerkrieg anschürt.
K ofi Annan kann den Kopf des syrischen Diktators auch nicht mehr retten, selbst wenn dies als Teil der Mission des UN-Sonderbeauftragten nicht von vornherein ausgeschlossen war. Eine unabhängige Untersuchung des Massakers von Hula, wie sie die UN vornimmt, kann Baschar al-Assad auf keinen Fall wollen.
Die Art des Abschlachtens in Hula – zuerst Artilleriebeschuß, anschließend Hinrichtung der Bewohner durch Messer, Pistolen und Kalaschnikows – deutet auf das Werk der Shabiha-Milizen des Regimes hin.
Hula selbst galt als eine Hochburg der oppositionellen Milizen, viele Familien hatten Angehörige in den Reihen der Freien Syrischen Armee. Und Aussagen von Überlebenden legen nahe, dass Armee und Shabiha die ruchlose Tat ausführten.
Es ist sogar wahrscheinlich, dass die Mörder sich aus den von Alawiten bewohnten Dörfern in der Umgebung rekrutierten.
ist Redakteur im Auslandsressort der taz.
Die Ausweisung der syrischen Botschafter, wie sie Paris und Berlin, London, Rom und andere beschlossen haben, ist nach 14 Monaten des Aufstandes in Syrien endlich eine angemessene Reaktion auf die Barbarei dieser arabischen Diktatur. Und eine klare Botschaft an Baschar al-Assad: Tritt ab, wenn du deine Haut noch retten willst.
Dass die Botschaft ankommt, muss jedoch bezweifelt werden. In Syrien zeichnet sich vielmehr ein Bürgerkrieg ab, der nach libanesischen Vorbild operiert, wo jeder gegen jeden kämpft.
Da mischen sich religiös-ethnische Motive mit politischen Präferenzen, in der schiitische Alawiten und orthodoxe Christen gegen sunnitische Muslime ausgespielt werden. Und natürlich sind auch noch al-Qaida-Gruppierungen, Dschihadisten und Söldner aller Couleur in diesem Krieg involviert, von Iran und den Golfstaaten einmal abgesehen.
Das Regime hat diese Konflikte geschürt, um sich als überparteilicher Garant des syrischen Staates auszugeben. Diese Lüge ist nach Hula nicht mehr aufrecht zu erhalten.
Eine militärische Intervention wie in Libyen will nicht einmal der Westen. Das könnten inzwischen auch Russland und China verstanden haben.
Aber ein langdauernder Bürgerkrieg, wie er sich jetzt abzeichnet, dürfte den russischen und chinesischen Interessen in der Region mehr schaden, als ein schneller Sturz des despotischen Assad-Clans.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden
Krieg in der Ukraine
USA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern