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Kommentar SyrienFeigheit in Blau

Kommentar von Georg Baltissen

Blamabel, lächerlich und albern: Der Rückzug der UN-Beobachter aus Syrien. Sie kapitulieren vor der Gewalt, anstatt die Verantwortlichen für die Eskalation zu benennen.

Einpacken Jungs! Das kriegen wir hier nicht hin. Bild: dpa

D er Bürgerkrieg eskaliert. Und die UN-Beobachter packen ein. Sie kapitulieren einfach vor der Gewalt. Es gibt kein klareres Signal für das Scheitern der Mission des UN-Beauftragten Kofi Annan als diese blamable Reaktion der Blauhelme.

Gewiss hat die UNO eine Fürsorgepflicht für ihre Mitarbeiter. Und sie muss alles tun, um die Blauhelme in Syrien vor Schaden zu schützen. Sie kann dies auch, indem sie genau abwägt, ob sie in eine bestimmte Stadt oder in ein Dorf fährt oder nicht. Und die Blauhelme können auch immer noch beidrehen, wenn die Situation gefährlich wird oder sie unter Feuer geraten.

Aber der Welt kundzutun, dass man sich machtlos fühlt angesichts der Gewalt der Kriegsparteien, ist lächerlich. Selbst in der UNO kann niemand so verblödet gewesen sein, als dass er nicht hätte wissen können, dass eine Diktatur nicht vor den blutigsten Mitteln der Repression, vor Mord, Terror und Folter zurückschrecken würde. Die Familiendiktatur der Assads hat da eine sehr eindeutige Vorgeschichte.

Bild: privat
Georg Baltissen

ist Redakteur im Auslandsressort der taz.

Dass die – beleidigte – Reaktion der UNO den Assad-Clan beeindrucken könnte, ist auch albern. Dieses Regime kämpft buchstäblich ums Überleben. Es geht nur noch darum, wie viel Leid diese Diktatur noch über die syrische Bevölkerung bringen kann, ehe sie abtreten muss.

Die UNO hätte gut daran getan, zu sagen, wer für die Eskalation des Bürgerkriegs in welcher Weise die Verantwortung trägt. Und weiter dafür zu sorgen, dass man jede Gräueltat, so gut es geht, dokumentiert. Denn wie im Bosnienkrieg ist es nicht unwahrscheinlich, dass so mancher Akteur sich später vor den Schranken eines internationalen Gerichtshofs verantworten muss. Da sind unabhängig erhobene Beweise Gold wert.

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Auslandsredakteur
61, ist Redakteur im Ausland und gelegentlich Chef vom Dienst. Er arbeitet seit 1995 bei der taz, für die er schon in den 80iger Jahren geschrieben hat. Derzeit ist er zuständig für die Europäische Union und Westeuropa. Vor seiner langjährigen Tätigkeit als Blattmacher und Titelredakteur war Georg Baltissen Korrespondent in Jerusalem. Noch heute arbeitet er deshalb als Reisebegleiter für die taz-Reisen in die Palästinensische Zivilgesellschaft. In den 90iger Jahren berichtete er zudem von den Demonstrationen der Zajedno-Opposition in Belgrad. Er gehörte zur ersten Gruppe von Journalisten, die nach dem Massaker von 1995 Srebrenica besuchte.
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16 Kommentare

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  • H
    Hoga

    Gut gemeint beantwortet leider nichts. Inhaltlich zeigt der Artikel lediglich die übliche 'westliche' Empörung. Westerwelle lässt grüßen. Warum schreibt der Herr Journalist nicht auch über die toten Kinder in Afghanistan, die durch US-Drohnen sterben?

    Es geht doch nicht nur um Assad. Offenbar gibt es diverse Interessen in Syrien. Wer bitte sind denn diese 'Oppositionellen' genau? Afghanistan und Irak= 9.000 tote Natosoldaten. Reicht das nicht? Demokratie in Lybien und Ägypten? Lachhaft.

    Es geht nur darum den Einfluss und die Macht des Westens durchzusetzen. Das ist alles. Siehe Waffenlieferungen. Könnte mich nicht wundern, wenn die Türkei in den Krieg geschickt würde.

  • T
    taztest

    EIN SEHR GUTER KOMMENTAR!

     

    Herr Baltissen hat grundsätzlich Recht mit seiner Einschätzung und ich kann ihm nur vollständig zustimmen.

    Leider ist es so, dass solche guten, klaren Kommentare, die den Aggressor Assad beim Namen nennen, in Deutschland nicht sehr populär sind.

    Auch politisch muss man leider konstatieren, dass sich Deutschland (im Rahmen einer All-Parteienkoalition von CSU bis Die Linke) lieber in der neuen Achse des Zynismus zusammen mit China und Russland opportunistisch-wohlig eingerichtet hat.

     

    Herr Baltissen hält die nüchterne Wahrheit dagegen, die darin besteht, dass das Assad-Terror-Regime der Hauptaggressor in Syrien ist.

    Man kann dies gar nicht oft genug in Form ätzender Salzsäure insbesondere dem altlinken Hartgummi aber eben auch den zahlreichen "Ich-halte-mich-aus-allem-raus!"-Opportunisten hierzulande zu verstehen geben.

  • TL
    Tobias Lohse

    Ich schätze die taz als unabhängige Zeitung sehr, aber eine derartige Pöbelei in einem Artikel ist unmöglich und einfach nur schlechter Stil. Außerdem entbehrt der Artikel journalistische Qualitäten, das ist reine Meinung ohne beibringen ordentlicher Argumente oder Fakten.

     

    Das in Syrien schreckliche Verbrechen von beiden Kriegsparteien verübt werden und das es sicherlich kein gutes Zeichen ist, das sich die Blauhelme zurückziehen und dass die internationalen Reaktionen stümperhaft und unentschlossen sind stimmt ja. Aber vom Schreibtisch aus Blauhelme zu beschimpfen, die ihr Leben aufs Spiel setzen, und noch nicht einmal eine richtige Position zu beziehen sondern nur wage Andeutungen zu machen ist ekelhaft. Haben Sie denn eine Lösung für die Beilegung dieses Bürgerkriegs oder sind Sie bereit nach Syrien zu gehen um dort zu recherchieren und können Sie erklären, warum das helfen wird die Situation zu lösen?

     

    Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn es wenigstens möglich wäre sachlich zu argumentieren und Schimpfworte aus einem Artikel zu verbannen, so ist das einfach schlechter Journalismus.

  • H
    Humbug

    Im Frieden braucht man keine Blauhelme! Im Krieg kann man sie nicht gebrauchen!? Also was soll das Ganze? Abschaffen und Geld sparen! Die nimmt doch keiner mehr ernst.

  • S
    Seb

    Die Syrer sollten Ihre internen Angelegenheiten selber lösen. Auch gibt es Nahbarstaaten, die die regionale Verantwortung übertragen bekommen sollten. Lassen Sie doch die "BesserWessi"-Vorschläge oder bewerben Sie sich selbst bei den Blauhelmen. Denn wir sehen ja, was dabei herauskommt, wenn starke Staatsführer, unter anderem durch solche Beiträge wie von Ihnen, gestürzt werden. Schauen Sie sich den Irak und Lybien an. Aber Sie werden dies wohl als einen Erfolg der "Demokratie" feiern.

  • B
    bigbrother

    ah lecker propagandahetze

    weiter so taz

  • R
    roland

    Feigheit ?

     

    das stimmt herr Baltissen!!!!

     

    aber sie sind die feigheit!warum schreiben sie zum beispiel nicht, welche friedlichen leute(rebellen )

    die syrer gefangen nehmen!!

    Was haben die ausländer oder gar deutsche unter den rebellen zu suchen?

    schreiben sie mal über die saudische hilfe!

     

    schreiben sie mal, wie christen in syrien durch die rebellen verfolgt werden!!!

     

    sie sind feige!

  • M
    menschenfreund

    Immer wieder hört und liest man von friedlicher Konfliktbewältigung. Was geschieht, wenn keine der beteiligten Seiten und deren Helfeshelfer ernsthaft Frieden will, zeigen die erschütternden Leiden der syrischen Bevölkerung.

    Die UNO, ohnehin mehr uneins als einig, schickt Menschen in Uniform - man nennt sie auch Soldaten - dorthin, die ihr Leben riskieren. Ohne Schutz, fast so hilflos wie die Bevölkerung sind sie der Bedrohung von allen Seiten ausgesetzt.

    Die Bevölkerung möchte sie verjagen, eben weil sie die Beobachter als das erkannt hat, was sie sind: hilf- und zwecklose Alibi-Figuren in einem üblen Spiel der Mächte.

    Wer würde unter diesen Bedingungen sein Leben in Gefahr bringen? Die Folge: "Lieber fünf Minuten "feige", als ein Leben lang (sinnlos) tot."

  • I
    imation

    "Dieses Regime kämpft buchstäblich ums Überleben. Es geht nur noch darum, wie viel Leid diese Diktatur noch über die syrische Bevölkerung bringen kann, ehe sie abtreten muss."

     

    Soso, das böse Regime und die guten Rebellen aka Freiheistkämpfer:

     

    "Eine Auslöschung

    13.06.2012 · Das Massaker von Hula ist ein Wendepunkt im syrischen Konflikt. Die westliche Öffentlichkeit beschuldigt, gestützt auf die UN-Beobachter, die syrische Armee. Diese Version kann auf Grundlage von Augenzeugenberichten bezweifelt werden. Demnach wurden die Zivilisten von sunnitischen Aufständischen getötet."

     

    http://www.faz.net/aktuell/politik/arabische-welt/syrien-eine-ausloeschung-11784434.html

     

    Warum steht so etwas eigentlich nicht in der TAZ?

  • J
    JanDo

    „Es geht nur noch darum, wie viel Leid diese Diktatur [Assad] noch über die syrische Bevölkerung bringen kann, ehe sie abtreten muss.“ schreibt der Kommentator und verdreht damit die Tatsachen. Denn was in Syrien zur Zeit geschieht ist, dass besonders über die Türkei und Katar mit Unterstützung der USA Terrorbanden eingeschleust werden, um das Land zu destabilisieren. Besonders perfide ist, dass Opfer dieser Terroranschläge dann der syrischen Armee in die Schuhe geschoben werden. So geschehen zum Beispiel, beim Massaker von Hula, bei dem für unsere westlichen „Qualitätsmedien“ sofort klar war, dass Assad verantwortlich ist. Inzwischen berichtet sogar die Frankfurter Allgemeine, dass in Hula in Wirklichkeit eine Familie, die zum shiitischen Glauben konvertiert war (und der deswegen eine Nähe zur shiitischen Hisbollah nachgesagt wurde) durch Rebellenbanden ermordet wurde. Es gibt sicher Vieles, was an der syrischen Regierung, kritisiert werden könnte. Doch in letzter Zeit beobachte ich zunehmend, dass sich ursprünglich Assad-kritische Syrer hinter ihre Regierung stellen aus Empörung über die ausländische Intervention und den in ihr Land getragenen Terrorismus. Dies drückt sich auch in den syrischen Wahlen aus, bei denen trotz Terrordrohungen mehr als 50% der Bevölkerung teilgenommen haben und mehrheitlich die Regierung unterstützt haben. Ich selbst finde es übrigens beschämend, einem NATO-Land anzugehören, das Terrorismus unterstützt und so einem Volk die Grundlage für ein glückliches Leben entzieht.

  • R
    Rudi

    Anderen Feigheit vorwerfen ist ja so eine Sache. Herr Baltissen, gehen Sie doch einfach selber hin in die Kriegsgebiete. Vor allem dort wo nachweislich und hauptsächlich die Rebellen (von den NATO-Medien auch euphemisisch "Opposition" oder "Aktivisten" genannt) und eben nicht Regierungstruppen, wie Sie es gerade mal wieder gedankenlos daherplappern, die Zivilisten (Kinder!) abschlachten. Das ist doch mittlerweile bekannt, die NATO soll mit allen Mitteln in den Krieg gezogen werden. Warum bringen sie die Einseitigkeit denn so nebensächlich unter? Propaganda, wieder einmal.

    Gehen Sie hin, Herr Baltissen, schauen Sie einfach selber mal, wer die Greueltagen begeht.

    Beweisen Sie den MUT, der der UNO fehlt. Naja, und notfalls können sie ja rechtzeitig beidrehen, nicht wahr? ;-)

  • D
    deviant

    Und wie unabhängig genau ist eine Blauhelmaktion, der vor Kurzem überhaupt erst erlaubt wurde, zu bestätigen, dass beide Bürgerkriegsparteien dieselben Kriegsverbrechen begehen, wie die unmenschliche Armee, die sie bekämpft?

     

    Ein Hoch auf die Heimatfront und klare Parteinahme im Namen des deutschen Imperiums!

  • A
    antizensur

    Wer sagt uns denn, dass die Regierung Assad für die Gemetzel verantwortlich sind? Waren die TAZ Redakteure selber vor Ort oder wird jede Propaganda von den Nachrichtenagenturen abgekupfert. Nachrichten kommt von etwas nach richten und hat mit der Realität selten zu tun.

  • I
    I.Q

    Im Unverständnis für den Totalrückzug der Blauhelme möchte ich Herrn Baltissen ausnahmsweise mal zustimmen.

    ich vermisse aber eine Kritik an den Staaten, die sich nicht mit Russland zusammengesetzt haben, um etwa die Zahl der Beobachter zu erhöhen.

    Auch hätten sie diesen Weg über Russland wählen sollen, um Assad zur Voranmeldung und Begründung einzelner Aktionen aufzufordern.

     

    Dabei hätte sich vielleicht ein Procedere entwickeln können, bei denen die Verhältnisse vor Ort vorab von der UN geprüft, oder Alternativmaßnahmen von ihr ersonnen und dem Assad Regime vorgeschlagen werden konnten, falls dieses behauptete, es wäre zum Schutz von Zivilbevölkerung zum Einsatz gezwungen.

  • Y
    yberg

    HERR Georg Baltiseen es steht ihnen frei dahin zufahren,vergessen sie bitte nicht hernn gauck mitzunehmen und den konflikt daunten beizulegen

     

    helden,wie wirr....

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Ist doch für UN-Verhältnisse ein Erfolg, wenn die einfach nur ihre Beobachter-Missionen abbrechen und sich nicht mit den Mörderbanden verbrüdern wie z.B. im Libanon. Selbst bei Schutzaufträgen kneifen die Jungs. Ein echter Soldat würde sich vor den Agressor stellen und ihm klar machen: "Du kannst mich hier zwar umbringen, aber dann schickt mein Auftraggeber soviele Soldaten bis sie dich zur Rechenschafz gezogen haben." Diesen Aspekt haben diese feigen Pfeifen garnicht mehr parat. Davon abgesehen können sie auch nicht wissen, ob ihr Auftraggeber wirklich hinterr ihnen stehen würde.