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Kommentar Strengere KlimagesetzeDas Flehen der Konzerne

Kommentar von Daniela Weingärtner

Die USA verabschieden sich endlich von ihrer Ressourcenverschwendung. Auch Großbritannien und 150 Großunternehmen setzen auf Klimaschutz.

B arack Obama will nun auch das Klima retten. Damit verabschiedet sich die größte Industrienation der Welt von ihrem sorglosen Umgang mit Ressourcen. Auch Großbritannien hat gestern ein ehrgeiziges nationales Klimagesetz vorgelegt. Beides ist gut. Viel wichtiger aber ist, dass nun auch große Unternehmen laut nach strengen Klimagesetzen rufen. Denn wer könnte besser als die Wirtschaftsunternehmen selber unterstreichen, dass Ökonomen wie Nicholas Stern glaubwürdig sind?

Niemand wird unterstellen, dass die EU Corporate Leaders Group on Climate Change (CLG) den Planeten aus moralischen Erwägungen heraus retten will. Firmen wie Allianz, Enel oder Shell geht es ums Geldverdienen - und das ist für die Politik derzeit eine viel wertvollere Argumentationshilfe als jeder Nachhaltigkeitsappell. Denn es hebelt all die CDU- und SPD-Vertreter im Europaparlament und diejenigen Regierungen aus, die angesichts der Wirtschaftskrise einen Stopp der Klimaverhandlungen fordern.

Die 150 in der CLG organisierten Großunternehmen wollen politische Führungsstärke und strenge Klimaauflagen - und zwar sofort. Das sei deutlich billiger als die Beseitigung von Klimaschäden später. Nur klare Gesetze würden dafür sorgen, dass alle europäischen Unternehmen die gleichen Rahmenbedingungen hätten, dass die EU in den internationalen Klimaverhandlungen glaubwürdig bleibe und dass die Weichen gestellt würden für ein ressourcenschonendes 21. Jahrhundert.

Damit verabschieden sich nach den Finanzinstituten nun auch die Unternehmen von der bislang alles beherrschenden Weltsicht, das freie Spiel der Kräfte mit möglichst wenig staatlicher Einmischung lasse Wirtschaft und Gesellschaft am besten gedeihen. Zu hoffen ist, dass diese Erkenntnis auch dann in Mode bleibt, wenn die Weltwirtschaft sich wieder erholt hat. So lange allerdings sollten die Politiker nicht warten. Nachdem man ihnen jahrzehntelang erzählt hat, die eigentliche Macht habe sich längst in supranationale Wirtschaftskonzerne verlagert, sind sie in der Krise wieder gefragt und werden um strenge Gesetze angefleht. Dieses Flehen sollten sie erhören - ganz schnell.

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