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Kommentar Störfall im AkwGabriel muss Krümmel stilllegen

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Wäre Vattenfall eine Fluglinie, und Krümmel ein Jet, die Behörden hätten das Flugzeug längst stillgelegt und die Fluglinie abgestraft. Aber es geht ja nur um Atomkraft.

I mmer wieder Vattenfall, und meistens gehts um Krümmel. Man stelle sich einfach mal vor, Vattenfall wäre eine Fluglinie und Krümmel eine der ältesten Maschinen der Flotte. Vor zwei Jahren musste der Flieger wegen eines Brands im Triebwerk notlanden. Seither wurde an ihm gewerkelt. Als man nun nach langer Reparatur wieder versuchte, die Maschine zu starten, musste der Vorgang wegen ernsthafter Probleme abgebrochen werden. Erst einmal, dann sogar ein zweites Mal.

Bild: privat

BERNWARD JANZING ist studierter Geowissenschaftler und arbeitet als freier Journalist in Freiburg. Seit Jahren analysiert er die Energiepolitik für die taz.

Im Fall der Luftfahrt wäre die Konsequenz eindeutig: Die Sicherheitsbehörden würden sofort einschreiten und die Maschine aus dem Verkehr ziehen. Eine eher noch strengere Aufsicht sollte man nun erwarten, wenn es um Atomkraft geht - um die gefährlichste zivile Technik, die der Mensch je schuf.

Doch man wird bitter enttäuscht. Die Aufsicht in Person von Gitta Trauernicht, der Sozialministerin des Landes Schleswig-Holstein, lässt handzahm wissen, sie habe "eine erneute Zuverlässigkeitsprüfung" des Betreibers veranlasst. Eine ähnliche Prüfung verlief übrigens schon vor zwei Jahren im Sande; der Austausch einiger Köpfe bei Vattenfall reichte aus, um die Aufsicht wieder milde zu stimmen.

Und auch die Aussage Trauernichts, Vattenfall sei jetzt in der Pflicht, weitreichende Konsequenzen aus dem jüngsten Störfall zu ziehen, zeugt nicht gerade von besonderer Courage. Denn die Ministerin muss heute wirklich nicht mehr lange fordern; sie ist befugt, als Aufsicht Fakten zu schaffen und Krümmel den Stecker zu ziehen. Denn es kann nach den jüngsten Vorfällen nicht mehr um die Frage gehen, ob Krümmel wegmuss, sondern nur noch darum, auf welchem Weg. Entzieht man Vattenfall generell mangels Zuverlässigkeit die atomrechtliche Genehmigung? Oder entzieht man nur dem Meiler Krümmel die Betriebserlaubnis, weil die Technik offensichtlich nicht beherrschbar ist?

Und wenn Trauernicht sich, wie zu befürchten, nicht traut, muss Sigmar Gabriel ran. Der Bundesumweltminister hat erst letzte Woche der Atomlobby in Form des Atomforums ins Stammbuch geschrieben, sie betreibe Lug und Trug und stehe für das Verschweigen, Verdrängen und Verharmlosen von Gefahren. Jetzt hat Gabriel die Chance, zu zeigen, dass er mehr draufhat als durchaus sympathische starke Sprüche - indem er Kiel eine atomrechtliche Weisung erteilt, Krümmel endgültig stillzulegen.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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8 Kommentare

 / 
  • BG
    Bürger G.

    was soll das liebe TAZ: Hat denn kein Chefredakteur mal die Courage eine ordentliche, unabhängige und ehrliche Berichterstattung zu machen! Haltet Euch endlich mal an euer Redaktionsstatut und werdet ehrlich und betreibt keine Meinungsmache für Gabriel und dumme Agitation!

  • N
    Normalo

    Wenn in Krümmel so ein Trafo brennt, dürfte das eher vergleichbar mit einem Motorschaden an einem Bodenfahrzeug sein, als mit einem Triebwerksschaden am Flugzeug selbst. Ein AKW läuft nämlich mit einem Reaktor und nicht mit Trafos. Solange die Kontrolle der Kernreaktion nicht gefährdet ist, gibt es auch keinen "Absturz".

     

    Solche Vergleiche dienen der polemischen Meinungsmache, nicht der Wahrheitsfindung.

  • PS
    Peter S

    Die Hamburger haben ja wirklich Humor das sie es so einfach zulassen das so eine schmierige Firma dort so stümperhaft an der Atombombe rumbastelt, direkt vor ihrer Haustür.

    Hoffendlich werden die Leute da mal wach und aktiv.

  • S
    Schramm

    Der Vergleich hinkt mächtig, auch Lufthansa muss einen beschädigten Jet erst testen und wird ihn dann erst einsetzen. Niemand kann die Vollast eines KKWs ernsthaft simulieren, Trafos gehen auch in vergleichbaren anderen Werken mal defekt, ohne dass ddie Stahlindustrie gleich ganz abgeschaltet wird. Ein bisschen weniger Hysterie ist schon angebracht.

    Dr.Reinhard Schramm

  • H
    hallo?

    @Manni

     

    Der Stecker kann ruhig gezogen werden oder ist Ihnen entgangen, wie lange Krümmel schon still gelegt war, ohne dass die Stromversorgung in Deutschland zusammengebrochen wäre (das gilt auch für viele andere Reaktoren).

     

    Und es geht bei Vattenfall nicht nur um technische Probleme, sondern auch darum, dass offensichtlich immer wieder Desinformation dazukommt.

    Oder würden Sie jemandem den Waffenschein lassen, der immer wieder eine seiner Waffen geladen offen rumliegen lässt; nur weil noch nix passiert ist?

    Und den Führerschein ist man auch los, wenn man sich als unzuverlässig erwiesen hat (Trunkenheit am Steuer, 18 Punkte gesammelt ...).

  • V
    vic

    "Wäre Krümmel mein Wagen und Vattenfall wäre ich, die Behörden hätten längst Schluss gemacht mit der Pannenserie. Ich säße hinter Gittern und mein Wagen wäre in der Presse".

  • MM
    Maria Meiser

    Frau Trauernicht hat überhaupt keine Ahnung, um was es hier eigentlich geht. Wie Sie schon in Ihrem Kommentar darlegen, kann sie einfach die genehmigung wieder entziehen. So einfach ist das. Aber daran hängen zuviele Lobbyisten, uns sie wird auch irgendwie dazu gehören, wie inder letzten Zeit, bei einigen Politikern immer wieder zu erkennen ist, dass sie irgendwo miteinander verwoben sind.

    Jüngster Fall, unser ehemals bester: Joschka Fischer.

    Schade. Keine Hoffnung, keine Rebellion nichts ist mehr in Aussicht.

  • M
    Manni

    Krümmel den Stecker ziehen? Herr Janzig hat da wohl was verwechselt. Krümmel speist den Stecker in seiner Wohnung und anderswo. Die Stecker möchte er doch wohl nicht gezogen haben?

    Und einem Wirschaftsunternehmen die Zuverlässigkeit abzusprechen, weil es technische Probleme hat? Müsste da nicht erst mal ein Gesetz verletzt werden? Wenn eine Boeing abstürzt, müssten dann alle Boeings stillgelegt werden?

    Für einen studierten Geowissenschaftler schreibt der Autor ganz schönen Unsinn zusammen. Aber - haupsache gegen Atomkraft. Dann darfs auch ein bisschen schlichter sein