Kommentar Stadtschloss: Noch ist Hoffnung auf Berlin 21
In Stuttgart schien schon alles gelaufen - bis es ganz anders kam. In Berlin scheint schon alles gelaufen - mal sehen, was kommt.
E in Großprojekt, das die Welt nicht braucht. Baukosten von über einer halben Milliarde, mindestens. Eine Großbaustelle im Herzen der Stadt. Der Wiederaufbau des Stadtschlosses als "Humboldtforum" - über dessen Pläne am Mittwoch die zuständige Stiftung diskutierte - hat viel von dem, was zu breitem Protest gegen die Bahnhofsplanung Stuttgart 21 führte. In Berlin aber ist dieses Potenzial ungenutzt, und das wird wohl so bleiben - leider.
Das hat gleich mehrere Gründe. Anders als in Stuttgart muss nicht erst etwas niedergerissen werden. Das ist in Berlin längst passiert, als der Palast der Republik dem Erdboden gleichgemacht wurde. Zum Zweiten muss das Land die Sache nicht selbst bezahlen, was sich bei der miserablen Haushaltslage sofort bemerkbar machen würde. Das Geld kommt "vom Bund", also von scheinbar weit weg.
Und drittens fehlt die Menge direkter Anwohner, die unmittelbar von den Veränderungen betroffen wäre - anders etwa als am Gendarmenmarkt bei der Initiative, die dortigen Ahornbäume zu erhalten. Zu weitläufig ist das Gelände, und bereits beim Abriss des Palasts samt Volkskammersaal schrie keine Masse auf.
Kurzum: Das Schloss ist kein Aufreger und eigentlich nur ein Thema für Baufachleute und hartgesottene Wiederaufbau-Fans. Die Frage ist bloß: Wieso muss man für eine so kleine Gruppe so viel Geld ausgeben?
Aber eine kleine Hoffnung gibt es noch: Selbst bei Stuttgart 21 schien schon alles gelaufen, bis plötzlich die erste, anfangs belächelte Protestmail kursierte - mit bekanntem Ergebnis.
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