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Kommentar Staatsanleihen-Kauf der EZBDie Vernunft siegt

Tarik Ahmia
Kommentar von Tarik Ahmia

Die Europäische Zentralbank kauft Anleihen von Krisenstaaten. Das ist die einzig richtige Entscheidung, um die Eurozone zu retten.

Wird jetzt alles gut? Bild: zabalotta / photocase.com

D ie Europäische Zentralbank wird ohne Limit die Staatsanleihen kriselnder Eurostaaten aufkaufen, so hat es EZB-Präsident Mario Draghi verkündet. Das Aufjaulen, dass die Entscheidung nun in Deutschlands Politik und Mainstream-Medien auslösen wird, ist absehbar. Doch die Empörung ändert nichts daran, dass Draghis Entscheidung die einzig richtige ist, um das Überleben der Eurozone zu sichern.

Die Hetzjagd der Finanzmärkte auf angeschlagene Euroländer wie Griechenland und Spanien lässt sich nur beenden, wenn die EZB den Spekulanten kompromisslos die Stirn bietet und den taumelnden Staaten eine Perspektive bietet. Das bedeutet noch lange nicht, dass Europa in einem Schuldenmeer versinkt. Doch die EZB steht in der Pflicht, Nulltoleranz gegenüber Angriffen walten zu lassen, die auf die Integrität der Währungszone abzielen.

Das EZB-Direktorium, das nicht gerade in dem Ruf steht, eine lässige Geldpolitik zu betreiben, hat sich mit großer Mehrheit für diesen Schritt entschieden. Bundesbankchef Jens Weidmann, der wohl dagegen stimmte, steht nun vollends isoliert da.

Bild: taz
TARIK AHMIA

ist Autor der taz.

Weidmann ist ein ausgewiesener ideologischer Hardliner, der ohne Zögern den Gang in die ökonomische Katastrophe einer Aufweichung seiner realitätsfernen Vorstellungen stets vorziehen würde. Als Günstling von Angela Merkel wurde er auf die Position des Bundesbankchefs manövriert.

Selbst große Auftritte im Vorfeld der gestrigen Entscheidung wie im Spiegel konnte Weidmann nicht dazu nutzen, plausible Alternativen zur Überwindung der Krise darzulegen. Als geistiger Erbfolger seines Vorgängers Otmar Issing gehört er mitsamt seinen neoliberalen Vorstellungen zu den gefährlichsten Männern Europas.

Die Mainstream-Medien werden dennoch an ihrer Vasallentreue zu Weidmann festhalten und die Bevölkerung in der Eurokrise mehr mit Stimmungen als mit Informationen versorgen. Ganz nach dem alten Geisterfahrerwitz fährt der isolierte Deutsche den richtigen Kurs: „Wieso ein Geisterfahrer? Es sind Hunderte!“ Immerhin hat der Konflikt Weidmann gegen EZB nachdrücklich bewiesen, dass der Bundesbankchef eine Fehlbesetzung ist. Je eher Jens Weidmann nun seinen Platz räumt, desto schneller lässt sich der Schaden begrenzen, den der Währungs-Falke angerichtet hat.

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44 Kommentare

 / 
  • TA
    Tarik Ahmia

    Liebe taz-Leserinnen und Leser,

     

    vielen Dank für die angeregte Diskussion. Über Antworten auf meine Kommentare freue ich mich immer. Nun melde ich mich auch nochmal zu Wort, weil einige Mitschreiber doch sehr emotional reagieren. Mir kommt es auch so vor, als versuchten mich einige in eine Ecke zu drängen, in die ich nicht reingehöre. Mich der „kenntnislosen Hetze“ zu beschuldigen oder mich zum „Handlanger der Finanzindustrie“ abzustempeln empfinde ich als unfair. Leider muss ich deshalb etwas ausholen:

     

    Zunächst zur Form: Ein Kommentar kann nur die Essenzen einer Analyse in sehr geraffter Form zusammenfassen. Auf 60 Zeitungszeilen bewerte ich die meiner Ansicht nach überfällige Entscheidung, spekulative Angriffe gegen einzelne Mitglieder der Eurozone zu beenden. Mario Draghi hat dies getan, indem er am vergangenen Donnerstag den Märkten unmissverständlich klar gemacht hat, dass die EZB am längeren Hebel sitzt, wenn sie weiterhin versuchen, spekulativ die Zinsen für bestimmte Staatsanleihen in katastrophale Höhen zu schrauben. Damit ist er der ureigenen Pflicht einer jeden Zentralbank nachgekommen.

    Diese spekulativen Attacken haben dazu geführt, dass Spanien im Verhältnis zu den realwirtschaftlichen Daten viel zu hohe Zinsen für die Ausgabe weiterer Staatsanleihen bezahlen muss, während etwa von Deutschland viel zu niedrige Zinsen verlangt werden. Durch spekulative Bewegungen werden in dem Währungsraum also Spannungen erzeugt, die zu katastrophalen Auswirkungen führen können.

     

    Ich bin der Ansicht, dass Draghis Ankündigung den entscheidenden Schlüssel zur Disziplinierung solche Angriffe auf den Euro liefern wird. In Ihren/Euren Kommentaren gibt es viele, die fürchten, dass die EZB nun via Notenpresse eine wahre Geldflut auslösen wird. Auch hier bin ich der Ansicht, dass die seit Gründung demonstrierte strikte Ausrichtung der EZB auf Preisstabilität solche Befürchtungen widerlegen wird.

     

    Ich beschäftige mich als Volkswirt seit 16 Jahren mit der europäischen Währungsunion und bin mir der Komplexität der Wirkungszusammenhänge bewusst. Zu keinem Zeitpunkt habe ich behauptet, dass allein durch den Aufkauf von Staatsanleihen die Eurokrise überwunden wird.

     

    In meinem Kommentar kritisiere ich, dass der von mir prophezeite (und eingetretene) Aufschrei gerade in Deutschland auf einer falsch verstandenen Problemanalyse beruht (die von vielen Medien propagiert wird). Auch in einigen Antworten auf meinen Kommentar wird dieses Missverständnis deutlich.

    Erstaunlich finde ich, wie selbstverständlich hier mit erwiesenem Irrtümern argumentiert wird, dass etwa der Weg aus einer Überschuldung in harten Austeritätsmaßnahmen liege oder in dem simplen Rausschmiss eines Euro-Landes.

    Häufig treffe ich auch die Annahme an, die Euro-Mitgliedschaft sei für Deutschland so etwas wie eine Clubmitgliedschaft, an dem man teilnimmt, solange man davon profitiert und austritt, wenn es einem nicht mehr passt.

     

    Doch dieser Zug ist schon mit der Einführung des Euro abgefahren. Heute bestimmt allein die EZB über die Geldpolitik, die ihren Statuten gemäß unabhängig von politischem Einfluss arbeitet – so sehr das nun viele deutsche Beobachter ärgern mag.

     

    Teil meiner gesamten Analyse der Eurokrise, die ich hier nicht ausführen werde ist, dass diese Krise vorhersehbar war. Denn ihre Ursachen wurden bereits in die DNA der Eurozone geschrieben.

    Einer der Konstruktionsfehler war, eine Gemeinschaftswährung in Europa einzuführen, ohne für die zwingend erforderlichen politische Flankierung zu sorgen, ohne die ein einheitlicher Währungsraum nicht überleben kann. Kurzum: Es gibt keine funktionierende Währungsunion, die nicht gleichzeitig mit einer politischen Union einhergeht.

    Gerade für so wirtschaftlich heterogene Mitglieder wie in der Eurozone waren die ökonomische Polarisierung und die heutigen Spannungen bis zum Bruch absehbar, wenn man außer der Geldpolitik alles andere den Nationalstaaten überlässt.

    Zu den Grundpfeilern eines erfolgreichen Währungsraumes gehören etwa die Anpassung der Steuer- und Transfersysteme sowie eine einheitliche europäische Bankenregulierung. Das wäre jedoch der Schritt zu einer politischen Union, die bei der Konzeption des Euroraumes gerade aufgrund des vehementen Widerstandes aus Deutschland perspektivisch verhindert wurde.

     

    Heute zahlen wir die Rechnung für die politische Kurzsichtigkeit der Kohl-Regierung und ihrer damaligen Berater in der Bundesbank.

     

    Ökonomisch ist der Zusammenhang allen bekannt, die sich mit der Theorie optimaler Währungsräume beschäftigt haben. Zahlreiche Ökonomen haben bereits zur Einführung des Euro genau vor dieser Entwicklung gewarnt, die wir nun seit mehr als zwei Jahren erleben. Dazu zählen so renommierte Leute wie Barry Eichengreen und Martin Feldstein.

     

    Eichengreen arbeitete schon Anfang der 90er Jahre in einem Vergleich der zukünftigen Eurozone mit dem Währungsraum der USA heraus, dass der Euroraum ohne einen effektiven Finanzausgleich nicht überleben wird (Barry Eichengreen: One Money for Europe? Lessons from the US Currency Union, erschienen in "Economic Policy").

     

    Ebenfalls vor 20 Jahren warnte der Wirtschaftsforscher Paul Jansen, die Zentralisierung der währungspolitischen Verantwortung bei gleichzeitigem Festhalten an dezentraler Fiskalpolitik sei der "entscheidende Schwachpunkt und gewichtigste Konstruktionsmangel der beabsichtigten Währungsunion".

     

    Karlhans Sauernheimer von der Uni Mainz warnte im gleichen Jahr weitsichtig, ein Ausschluss der Solidarhaftung durch den Maastricht Vertrag sein zwar "de jure, aber nicht de facto möglich": Sauernheimer argumentierte, der Verlust ökonomischer Stabilität würde die politische Stabilität eines Landes gefährden, "was die Vergemeinschaftung von Haushaltsrisiken" letztlich unvermeidlich mache.

     

    Lange Rede, kurzer Sinn: Schon vor der Einführung des Euro haben viele Fachleute darauf hingewiesen, dass grundlegende Voraussetzungen, die für jeden funktionierende Währungsraum gelten, bei der Konzeption des Euro (insbesondere aufgrund des deutschen Einflusses) übergangen wurden.

    Richtig konstruiert hätten die reichen Ländern über Jahrzehnte eine Menge Geld in die Hand nehmen müssen, um die ökonomisch sehr unterschiedlich leistungsfähigen europäischen Wirtschaften nach und nach anzugleichen (DDR & BRD…?). Kohl und seine Berater wie Issing haben aber nur nach den Vorteilen für die deutsche Industrie gegiert, die der Euro bringen sollte. Von den Verpflichtungen, die eine Einheitswährung für die starken Länder mit sich bringt, wollten sie nichts wissen. Das fällt uns jetzt auf die Füße.

     

    Die rein ökonomisch geführte Debatte um die Eurokrise empfinde ich allerdings als politisch extrem kurzsichtig. Denn es geht um nichts anderes als die Frage, in welchem Europa wir in Zukunft leben wollen. Ich will kein Europa der chauvinistischen Separatisten und der „failed states“.

    Ich habe einen ganz einfachen Wunsch für die Zukunft einer „Bundesrepublik Europa“:

     

    Ich möchte durch das Europa der verschiedenen Kulturen reisen, in dem sich Autobahnen an Landesgrenzen nicht plötzlich in Schlaglochpisten verwandeln oder Schienenwege enden. Sollte ich auf der Reise von Lissabon bis nach Athen einen Unfall haben, möchte ich keine miserable medizinische Versorgung erleben, nur weil mir das im falschen passiert. Wo immer ich bin, möchte Menschen erleben, die gastfreundlich sind, weil sie auf Grundlage einer guten Ausbildung eub Auskommen haben, so dass sie Menschen aus anderen Ländern gerne an ihrem (kulturellen) Leben teilhaben lassen.

    Schon diese wenigen Ziele lassen sich nur erreichen, wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, dass Europa mehr ist als die lose Verabredung einer Währungsgemeinschaft. Doch dazu bedarf es nicht nur Forderungen nach Austerität und Disziplinierung, sondern es verlangt danach, Verantwortung für ein gemeinsames, solidarisches Europa zu übernehmen.

  • H
    heman

    danke taz

    ein fundierter und ausgewogener artikel . wirtschaftspolitik kann so einfach sein wenn ich kein geld habe drucke ich es ..sehr gut

  • U
    Ulrich

    Liebe taz,

    mit solchen Kommentaren verliert ihr Leser. Wenigstens fundamentale Kenntnisse in Sachen Ökonomie und Politik sollten eure Kommentatoren schon haben. Euer Kommentator ist denjenigen auf den Leim gegangen, die von der Euro-Krise und dieser Art Gegenmaßnahmen profitieren - schade ums Papier ...

  • GN
    Georg Nowak

    Die meisten bisherigen Leserkommentare bewerten den Artikel von Tarik Ahmia als das, was er ist: der taz unwürdig.

     

    Wenn Herr Weidmann ein so schlimmer Neoliberaler ist, als was darf man dann Herrn Draghi ansehen? Als karitativen Altruisten? Soll er das bei Goldman-Sachs gelernt haben? Und sollen jetzt alle wichtigen Posten in Zentralbanken und Politik mit Leuten aus Großbanken besetzt werden?

     

    Noch mal die dringende Empfehlung, die Arte-Dokumentation anzusehen!

     

    EINE Alternative zum TINA-Weg der EZB hat Jens Berger ja beschrieben. Sehr viel weiter geht ein Arbeitspapier, das ausgerechnet im Hause IWF kursiert: "The Chicago Plan Revisited" von Benes und Kumhof (Suchmaschine fragen!). Diese schlagen, ganz kurz gesagt, vor, daß die Staaten wieder die Geldhoheit übernehmen, die sie ohne Not an die Privatbanken abgegeben haben.

     

    Wer noch davon träumt, daß es mit unserem Wirtschafts- und Finanzsystem schon gut ausgehen wird, könnte mal im Blog von Egon W. Kreutzer vorbeischauen. Um nur einen zu nennen...

  • V
    Volksverdummung

    @Tarik Ahmia

     

    Schade, dass Sie nichts hinzuzufügen haben.

    Immerhin geht es um richtungsweisende politische Entscheidungen! Sollten wir das nicht auch INHALTLICH debattieren?

    .

    @Redaktion

    .

    Die Rückmeldung, die Herr Jens Berger (Verfasser des Artikels "Vorbild Island", vgl. Kommentar v. 07.09.2012 um 15:42 UHR) im Kommentarbereich seines Artikels hinterlassen hat, beweist vorbildliches gesellschaftspolitisches Engagement! Abgesehen davon: ein sachlicher, informativer Kommentar, der die Zusammenhänge "hinter der Nachricht" aufzeigt!

    Vgl: Artikel "Vorbild Island"!

    (http://www.taz.de/Debatte-Finanzkrise/Kommentare/!c101198/ )

     

    Aktives "Kommunikationsmanagement" mit den Adressaten Ihrer "MESSAGE"? Das sollten sich ALLE schreibenden Kommentatoren der "TAZ" (u.a. Blätter) mehr zu Herzen nehmen.

    Auch ein kreativer Weg aus der "Krise"...

     

    Mit freundlichen Grüssen

    .

    HESSE

    .

  • TB
    Thomas Bauer

    Als ich diesen "Kommentar" gelesen habe, wusste ich nach Tagen des Zweifels wieder warum ich mein taz-Abo schweren Herzens gekündigt hatte. Der artig polemisch überheblich und noch dazu inhaltlich verirrt so widerlich zu hetzen, das möchte ich in meiner Zeitung nicht lesen (und zwar unabhängig davon, wer "Recht" hat). Dem eindimensional verblendeten Autor sei einfach mal der Artikel „Vorbild Island“ von Jens Berger auf Seite 12 der gleichen Ausgabe zur Lektüre empfohlen. Es geht auch anders. Und zwar sowohl inhaltlich als auch im Stil des Kommentierenden. Das ist (und zwar wieder unabhängig davon, wer "Recht" hat) Journalismus, was Tarik Ahmia da abfeuert ist im Nicht-Stil fast schon eine Persiflage auf eine totalitäre Verlautbarung…

    Ärgerlich!

  • E
    Espressotrinker

    Es ist einmal wieder ein großes Vergnügen, in die TAZ zu schauen und zu lesen, was für einen Blödsinn die Schreiber hier verfassen. Grandios! Da wird Weidmann, der mit vollkommen klaren Argumenten gegen die Zwangsfinanzierung durch Notenpresse (das heißt, ohne demokratische Legitimation und durch Übertragung der Realwerte in Deutschland auf die neu getruckten Banknoten zu Gunsten der Großfinanz) zum Ideologen gestempelt, und der Goldman Sachs Mitarbeiter Draghi, der die Notenpolitik Italiens der Lira auf den Euro überträgt - dem wird gescheinigt, er sei die Stimme der Vernunft. Meine Güte, liebe TAZ - und wieder ein herausragendes Beispiel demonstrativer Inkompetenz. Da soll noch einer behaupten, Ideologie seit eine Frage der Haltung. Nein, es ist eine Frage der Kompetenz und Intelligenz!

  • I
    imation

    @ von Christian:

     

    "Ja, die gute, stabile DM. Und dazu Arbeitslosigkeit auf Rekordniveau. Weil sich dann nämlich keiner deutsche Produkte leisten kann."

     

    Welches Land in Europa hat eine niedrige Arbeitslosenquote und mit den höchsten Lebensstandard?

    Richtig, die Schweiz!

    Keine EU, keine NATO und kein €uro.

    Schon komisch das es auch ohne besser geht.

    Oder es geht gerade deshalb besser?

  • C
    Crotcher

    Dieser unterirdische Artikel wird der taz wohl eher weniger neue Leser bringen.

  • C
    Crotcher

    @ Christian

     

    Genau, verschenken wir doch einfach unsere Produkte, dann kann sie sich jeder "leisten"!

  • WK
    Werner Kastor

    Ein kühler Kopf & ein guter Kommentar. Draghi hat zwar "unbegrenzt" gesagt, aber der Ankauf ist auf die Anleihen von Ländern begrenzt, die unterm Rettunggschirm sind. Aber auch dann gibt es kein Muss, sondern ein Kann. Die EZB hat in der Tat nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, die Stabilität& die Existenz des Euro zu sichern. Also - kein Rechtsbruch. Die Hysterie vieler Leute ist beängstigend. Gibt es so etwas wie eine kollektive Neurose?

  • K
    keinglaubenmehr

    Ich empfehle sich auf Arte+7- mediathek- die Sendung vom 04.09.2012 20.15 Uhr "Goldmann Sachs- eine Bank regiert die Welt" anzuschauen. Goldamann Sachs spekuliert z.B. auf ein Zusammenbrechen der Euro Zone. Draghi hat dort gearbeitet. In diversen Schalthebeln in Politik und Medien sitzen ehemalige Mitarbeiter von Goldmann Sachs und lenken die Welt. Wir kleine Arbeitssklaven sind ein Nichts, die Umwelt, der Frieden sind ein Nichts.

     

    Die Zusammenhänge, die mir bei Anschauen der o.a. Sendung mal wieder klar wurden, sind doch auch vielen unserer Politiker klar, aber sie reden und reden- und wenn sie dreimal Frieden,Wohlstand,Bürger,Sicherheit ausgesprochen haben, glauben sie scheinbar daran diese Ziele auch wirklich verfolgen zu wollen.

     

    Ich glaube Ihnen kein Wort.

  • IG
    Ingo Ganz

    Man hätte die Krise auch vor langer Zeit schon ganz anders lösen können: Die EZB hätte Ländern direkt Geld leihen können - und zwar zu den gegenwärtig niedrigen Zinsen. Damit hätten sie ältere Kredite, die höhere Zinsen hatten, bedienen können. Aber leider leiht die EZB nur Geschäftsbanken Geld zu Niedrigzinsen, die es dann zu 5- oder 10-fach höheren Zinsen an Länder weiterverleihen. Wäre man von diesem System schon vor 2 Jahren abgewichen, die Krise wäre jetzt schon halb vorbei, und der Euro wäre mehr wert als er es jetzt ist durch den Aufkauf von Staatsanleihen. Nur hätten die Banken dann kein Geschäft machen können.

  • A
    Amtsfelder

    Gefährlich ist eine Eurozone, in der Vertragsverletzung nicht Schande bringt, Schulden mit neuen Schulden beantwortet werden und die Zukunft alternativlos verspielt wird. Das Zitieren höherer Werte ersetzt das Schamgefühl.

  • M
    mauersegler

    Völliger Kukolores. Die - scheinbare - Entschuldung der Staaten durch Gelddrucken, und nichts Anderes bedeutet der Beschluß zum Ankauf der Staatsanleihen, hat zwei zusätzliche Auswirkungen:

     

    1. Viel neues (Spiel-) Geld für Spekulationen, mit denen neue Schulden für zukünftige Generationen erzeugt werden. Oder geht die EZB insgeheim davon aus, daß die Staaten ihren resultierenden Verbindlichkeiten ohnehin nie werden nachkommen werden? Also werden wissentlich Junk-Anleihen gekauft? Die Finanzmärkte mit Geld auf Nimmerwiedersehen geflutet? Dann wäre der Beschluß nicht nur ein Rechtsbruch, sondern sogar Betrug.

     

    2. Wertverluste für all jene, die weder Geld drucken noch durch Börsenspekulationen vermehren können oder wollen. Und das ist die überwiegende Mehrheit der Europäer.

  • E
    e.a.

    Als blühendes Beispiel verweist Merkel gerne auf Brüning. Dieser hat durch seiner Sparpolitik ein goldenes Zeitalter eingeläutet.

  • Z
    zuuk

    Kenntnislose Hetze von Ahmia.

  • H
    Hieronymus

    Was heute stattgefunden hat ist ein großer Schritt zur Entdemokratisierung Europas, ob jetzt noch ein ESM eingeführt wird ist schon fast obsolet. Natürlich führt die Maßnahme kurzfristig zu einer Reduzierung des Zinsdruckes auf südeuropäische Länder, aber doch nur, weil Spekulanten jetzt sicher sein können, dass ihre Investition nicht fehlschlägt! Was sollte sie denn langfristig davon abhalten, die Zinsen wieder in die Höhe zu treiben? Schließlich kann die EZB ncht unendlich viele Staatsanleihen kaufen, falls sie Inflation verhindern will. Und wo wir gerade bei Spekulanten sind: Wissen Sie eigentlich, was Draghi vorher so gemacht hat? Oder Monti? Wer sind eigentlich die Gläubiger, wenn Banken und Unternehmen trotz niedrigstem Leitzins immer wieder in Schwierigkeiten geraten? Was machen die ganzen Investoren denn mit dem Geld, das für sie jetzt extra nachgedruckt wird? Was retten wir da die ganze Zeit? Die Folge wird sein, dass noch viel exzessiver spekuliert werden kann, die Finanzmärkte jubeln und die EZB kann ohne demokratische Legitimation Geld verteilen, den Staaten wird es nur kurzfristig helfen. Je leichter das Geld zu beschaffen ist, desto sorgloser wird es ausgegeben. Bei den Menschen, die es brauchen, kommt es nicht an. Ein Sieg für die Spekulanten, die Trennung von Fiskal- und Geldpolitik ist faktisch aufgehoben. Falls sie Beispiele brauchen: Die USA sind den Weg bereits gegangen, den wir jetzt beschreiten, und zwar mit der Konsequenz, dass Schulden und Arbeitslosigkeit höher und ein paar wenige noch viel reicher sind.

  • TS
    Thomas Sablowski interviewn

    Empfehlung an die taz:

    wie wäre es Thomas Sablowski zu interviewen?

    er arbeitet bei der RLS und für attac und hat ein Papier geschrieben über das Paradox, dass die Kreditmenge gleichzeitig ausgedehnt und die Schulden bekämpft, verringert werden sollen - dass also zwei widersprüchliche Tendenzen des ökonomischen Prozesses gegeneinander wirken. Wie auch sonst vieles in sich gegensätzlich ist.

    Klar die Hardliner wollten keinen Anleihenkauf und die Bundesregierung konnte ihre sture Haltung bei der Isolierung nicht mehr aufrechterhalten.

    aber es gibt auch viele andere Methoden und Mittel die Spekulation zu unterbinden.

    Es gibt vor allem ganz andere Wege die Schuldenkrise abzubauen.

    Nur die strukturelle Überakkumulationskrise lässt sich im Kapitalismus nicht auflösen.

  • T
    Tommaso

    O, wie gut ist es, von der taz mit Meinungen versorgt zu werden, damit man sich garantiert von der Mainstream-Medien-Meinung abheben kann. Und dann so sachlich-fundiert und nachvollziehbar begründet wie in diesem Text! Danke, taz!

  • C
    Christian

    @ Schläfer

     

    Ja, die gute, stabile DM. Und dazu Arbeitslosigkeit auf Rekordniveau. Weil sich dann nämlich keiner deutsche Produkte leisten kann.

  • I
    ion

    "Selbst große Auftritte im Vorfeld der gestrigen Entscheidung wie im Spiegel konnte Weidmann nicht dazu nutzen, plausible Alternativen zur Überwindung der Krise darzulegen. Als geistiger Erbfolger seines Vorgängers Otmar Issing gehört er mitsamt seinen neoliberalen Vorstellungen zu den gefährlichsten Männern Europas."

     

    Wow! Harter Stoff, Herr Autor. Haben Sie ’s auch in kleinerer Münze? Zum Beispiel auch durch irgendwelche von Sachverstannd zeugenden Ausführungen zum Thema? Oder muss, wie bei Frau Herrmann, vom Leser gefressen werden, was Sie an Propaganda auftischen(?) – in dem Fall ist ihr journalistisches Selbst-Verständnis offenbar bereits gegen Null in(?)- oder de(?)-flationiert, zumindest das ist echt themengerecht.

     

    Sie halten den vom Grabbeltisch (ESM) entschiedenen Weg also nicht nur für eine der keinen "plausiblen Alternativen zur Überwindung der Krise", nein, Sie erdreisten sich sogar ohne weitere Begründung zu behaupten, dass "Draghis Entscheidung die einzig richtige ist, (....)"!

     

    ‘Mein Gott!’, der Infallible ist uns erschienen!

     

     

    Weitere Info-Offerten für nicht nur Nullen:

    [https://www.youtube.com/watch?v=mhJsOtMoNLo&feature=related]

    [https://www.youtube.com/watch?v=C0wFb2aL7U8&feature=endscreen&NR=1]

  • P
    pcl

    Der Beitrag spricht mir aus der Seele - und ich werde nicht der einzige deutsche Makroökonom sein, dem es so geht.

  • KP
    Karin Pewe

    Bei diesem Beitrag fehlen mir die Argumente, die gegen die sachlich begründete Positon von Herrn Weidmann sprechen würden. Wenn der Autor bei diesem komplexen Thema nicht durchblickt (wobei er bei weitem nicht alleine ist), sollte er sich nicht so verächtlich über Herrn Weidmann äussern. Seine Meinung gegen eine überwältigende Mehrheit zu behaupten, verlangt Charakter, und die Geschichte lehrt uns, dass die Mehrheit nicht immer Recht hat.

  • A
    alex

    sehr trauriger und falscher kommentar. noch dazu durchsetzt mit kampfbegriffen -neoliberal, hardliner, die börse hetzt das arme greichenland usw.

     

    bis vor kurzen war ich noch ein fan europas, aber spätestens mit solchen naiven artikeln vergeht es mir.

     

    rechtsbrüche, umverteilung -wer schulden macht wird belohnt.

     

    traurig so etwas in der taz zu lesen.

  • I
    iwern

    Herr Schreuder, jetzt sagen sie uns doch bitte wie der Kommentar eigentlich lauten sollte. Wir sind nicht alle Finanzexperten. Sind die Käufe der Staatsanleihen richtig oder nicht? Übrigens, Herr Draghi, wenn ich richtig gehört habe soll auch mal Bei Goldman Sachs (Referenz auf den Film) gwesen sein. Heißt das, diese Politik ist auch für GS gut, oder hat GS ein Interesse an der Rettung der Eurozone oder an den daran beteiligten Volkswirtschaften? Bitte mal Klartext

  • UK
    Ulrich K

    Das ist schon ein Novum, dass in der taz die Belohnung von Missmanagement und eine schleichende Enteignung aller Bürger bzw. Umverteilung von Steuergeld in die Taschen weniger Spekulanten und unseriöser Politiker als "Sieg der Vernunft" bezeichnet wird. Ich habe nur selten einen so unbedarften Kommentar gelesen. Ich empfehle zur Nachhilfe die arte-Dokumentation über Goldman Sachs und die Rolle von Mario Draghi.

  • H
    Herbert

    Wo kann ich mich melden? Ich habe nur mickrige 100000€ Schulden, die würde ich der EZB gerne verkaufen, das ist ja ein Klacks im Gegensatz zu dem was die Euro-Ländern haben!

  • K
    Karl-August

    Na, da ist ja wieder alles drin, was man von der taz erwartet: böse Spekulanten, böse Neoliberale, böse Deutsche. Schön wirr zusammengemixt.

     

    Wahrscheinlich wird Herr Ahmia nie begreifen, dass er sich mit solchen Kommentaren erst zum Handlanger der Finanzindustrie macht. Im Grunde fürchtet die Finanzindustrie nichts mehr, als neoliberale Währungs-Falken wie Herrn Weidmann, denn der beste Freund der Spekulanten ist schließlich billiges Geld. Hätten deutsche "Geisterfahrer" wie Herr Weidmann den Kurs der amerikanischen Fed bestimmt, wäre es wohl nie zur Immobilien- und Finanzkrise gekommen.

     

     

    http://www.welt.de/finanzen/article109060047/Finanzmaerkte-bejubeln-den-Tod-der-Bundesbank.html

  • A
    Adolfo

    Diese Entscheidung ist richtig um Löcher zu stopfen,

    aber was danach, wie kann man 6 Mio. Arbeitslose

    (70 % nur mit Hauptschulabschluß, oder gar keinen

    Abschluß) wieder in Arbeit bringen ?

    Etwa mit einem neuen von der EU finanzierten

    Immobilien-Boom ?

  • K
    koliba

    Was will man anderes in der taz erwarten?! Spätestens jetzt sollte schleunigst eine harte Parallelwährung in Deutschland eingeführt werden, um Schaden zu begrenzen. Dass die Finanzindustrie (und die taz wohl aus Europablindheit heraus) jetzt jubelt ist klar, einer funktionierenden Realwirtschaft gegenüber ist die EZB-Politik allerdings eine Unverschämtheit, Draghi gehört eigentlich wegen Betrug und Falschmünzerei vor Gericht, ebenso die ESM-Unterstützer wegen Hochverrat.

  • M
    miko

    There ist no alternative

    Das TINA-Prinzip ist bei der taz angekommen :)

  • M
    manuel

    habe sehnlichst auf einen solchen kommentar gewartet: weidmanns kritik ist dämlich und ideologisch verbohrt.

  • R
    Richtig

    Tarik, sende mir bitte deine kreditkartennummer und pin. Du hast doch

    sicher kein problem damit, wenn ich dein geld ausgebe Oder??!!

    Das ist das einzig richtige ich habe nämlich schulden und 14% dispozinsen

    Find ich nicht so gut...

  • H
    Hügel

    Naiver Kommentar? Richtige Antwort?

    Welch ein Glück, dass ich das nicht entscheiden muss. Diese Thema ist so wahnsinnig komplex, dass ich darauf vertrauen muss, dass die Verantwortlichen richtig handeln.

     

    Interessant ist der Hinweis auf die Mainstream Medien.

  • L
    lmx

    Na klar müssen die Staatsanleihen der sich in schwierigkeiten geratenen Länder augekauft werden. Wenn man das schon vor 2 Jahren gemacht haätte stände man jetzt woanders!

     

    Die bornierten neoliberalen Hardliner von EZB und IWF und der Bundesregierung haben den Kurs ja vorgegeben:

    Harte Sparmassnahmen in der Krise, die desolaten Ergebnisse kann man mittlerweile in mehreren Ländern bewundern. Die Zeit war komplett verschwendet - wenn man von den spekulierenden Banken einmal absieht...

  • T
    tommi

    Ja, alles klar- der Zweck heiligt die Mittel

     

    +

    Rechtsbruch wird zum Standard von Politik und Ökonomie!

     

    Also gilt das Recht nur so lange, wie es der Elite

     

    passt!

     

    Armes Deutschland!!!!!!!!!

  • C
    ccc

    die kriselden staaten haben ihre möglichkeiten gar nicht ausgeschöpft, besonders italien nicht.

    sie werden sie auch jetzt nicht mehr ausschöpfen müssen.

    auf dauer ist das mist

  • W
    Wurstklempner

    Wie bitteschön soll man denn retten können, wenn immer mehr Schulden gemacht werden? Irgendwann kommt dann die gute EZB-Fee, lässt das große Geldschwein auf alle schXXXen und alle haben sich lieb und liegen in den Armen? Warum denn so umständlich? Douglas Adams hatte damals sogar noch eine viel bessere Idee.

     

    Lasst uns doch einfach die Blätter an den Bäumen zur Währung erklären. Das ist doch superpraktisch!1 Keinen Stress mehr mit der Bank. Stattdessen ein gemütlicher Gang in den Park. Alle haben genug Laubgeld und alle sind froh.

     

    Die Welt kann so einfach sein...

     

    ...bis der Wecker klingelt.

  • B
    Bowser

    Es ist reichlich naiv, zu glauben, die Quittung für Draghis lasche monetäre Politik würde niemals kommen. Es hat gute Gründe gehabt, wieso der Ankauf von Staatsanleihen bis vor Kurzem der EZB V E R B O T E N war. Wieso ging der Kommentar überhaupt nicht darauf ein?

  • O
    OhneWorte

    In ideologischer Engstirnigkeit geht der Autor Herrn Weidemann offensichtlich noch weit voran. Allein die Wortwahl spricht Bände. Ökonomische Kenntnisse und sachliche Analyse - Fehlanzeige...

  • JS
    Johan Schreuder

    Wohl der naivste Kommentar den ich seit Zeiten in dieses Blad gelesen habe.

    Hr. Ahmia kucken Sie sich bitte folgenden link an und denken Sie noch mal über ihr Artikel nach bitte.

     

    http://www.youtube.com/watch?v=xHNVZ3ToJGQ&feature=player_embedded

  • S
    Schläfer

    "...dass Draghis Entscheidung die einzig richtige ist, um das Überleben der Eurozone zu sichern."

     

    Die Mehrheit der Deutschen will kein "Überleben der Eurozone" um jeden Preis.

     

    Wir wollen unsere stabile DM wieder !

  • M
    Meronpin

    Danke.

    Der erste Beitrag in der deutschen Presselandschaft bisher der nicht in panische Hysterie verfällt.