Kommentar Spanien: Gefahr für die Eurozone
Ein ganzes Land hat dank des Baubooms ein Jahrzehnt lang Monopoly gespielt. Jetzt ist die Spekulationsblase geplatzt, und es droht gar der Crash des Euro.
Zum Auftakt der spanischen EU-Präsidentschaft verkündete Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero, er wolle die Europäische Union aus der Krise führen. Von einer EU-Wirtschaftsregierung war da die Rede. Sie solle die Mitgliedsländer dazu bringen, eine Antikrisenpolitik zu verfolgen. Jetzt, etwas mehr als einen Monat später, schaut tatsächlich die gesammte Gemeinschaft nach Spanien. Doch nicht etwa um von Zapatero zu lernen, sondern aus Angst, das Land könnte Griechenland an den Rand des Bankrotts folgen.
Dies wäre für die Eurozone eine Katastrophe ohnegleichen. Die gemeinsame Währung gibt bereits jetzt deutlich nach. Und das, obwohl Griechenland nur 2,6 Prozent der Wirtschaftsleistung der Eurozone ausmacht. Spanien hingegen stellt 11,8 Prozent. Kämen das Land tatsächlich ins Schleudern, könnte dies zu einem Crash des Euro führen. Jetzt rächt es sich, dass bei der Einführung der gemeinsamen Währung die Kriterien großzügig angewandt wurden.
Reiner Wandler ist taz-Korrespondent in Spanien.
Spaniens Regierung steht ratlos vor der Krise. Lange sprach Zapatero nur von einer "Verlangsamung des Wachstums". Dabei hätte ein schnelles, entschiedenes Eingreifen notgetan. Neben der internationalen Finanzkrise hat Spanien ein schweres, hausgemachtes Problem. Die Wirtschaft wuchs ein ganzes Jahrzehnt lang dank eines Baubooms überdurchschnittlich. Ein ganzes Land spielte Monopoly. Jetzt ist die Spekulationsblase geplatzt. Jeder zweite neue Arbeitslose in der EU ist Spanier. Ein Wirtschaftsaufschwung ist nicht in Sicht.
Die wirtschaftliche Krise droht gar zur politischen Krise zu werden. Bei jüngsten Umfragen misstrauten 64 Prozent der Befragten Zapatero. Wer denkt, dies sei die Stunde der Opposition sei, sieht sich getäuscht. Dem Konservativen Mariano Rajoy misstrauen gar 71 Prozent.
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