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Kommentar SpanienGefahr für die Eurozone

Reiner Wandler
Kommentar von Reiner Wandler

Ein ganzes Land hat dank des Baubooms ein Jahrzehnt lang Monopoly gespielt. Jetzt ist die Spekulationsblase geplatzt, und es droht gar der Crash des Euro.

Zum Auftakt der spanischen EU-Präsidentschaft verkündete Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero, er wolle die Europäische Union aus der Krise führen. Von einer EU-Wirtschaftsregierung war da die Rede. Sie solle die Mitgliedsländer dazu bringen, eine Antikrisenpolitik zu verfolgen. Jetzt, etwas mehr als einen Monat später, schaut tatsächlich die gesammte Gemeinschaft nach Spanien. Doch nicht etwa um von Zapatero zu lernen, sondern aus Angst, das Land könnte Griechenland an den Rand des Bankrotts folgen.

Dies wäre für die Eurozone eine Katastrophe ohnegleichen. Die gemeinsame Währung gibt bereits jetzt deutlich nach. Und das, obwohl Griechenland nur 2,6 Prozent der Wirtschaftsleistung der Eurozone ausmacht. Spanien hingegen stellt 11,8 Prozent. Kämen das Land tatsächlich ins Schleudern, könnte dies zu einem Crash des Euro führen. Jetzt rächt es sich, dass bei der Einführung der gemeinsamen Währung die Kriterien großzügig angewandt wurden.

Bild: taz

Reiner Wandler ist taz-Korrespondent in Spanien.

Spaniens Regierung steht ratlos vor der Krise. Lange sprach Zapatero nur von einer "Verlangsamung des Wachstums". Dabei hätte ein schnelles, entschiedenes Eingreifen notgetan. Neben der internationalen Finanzkrise hat Spanien ein schweres, hausgemachtes Problem. Die Wirtschaft wuchs ein ganzes Jahrzehnt lang dank eines Baubooms überdurchschnittlich. Ein ganzes Land spielte Monopoly. Jetzt ist die Spekulationsblase geplatzt. Jeder zweite neue Arbeitslose in der EU ist Spanier. Ein Wirtschaftsaufschwung ist nicht in Sicht.

Die wirtschaftliche Krise droht gar zur politischen Krise zu werden. Bei jüngsten Umfragen misstrauten 64 Prozent der Befragten Zapatero. Wer denkt, dies sei die Stunde der Opposition sei, sieht sich getäuscht. Dem Konservativen Mariano Rajoy misstrauen gar 71 Prozent.

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Reiner Wandler
Auslandskorrespondent Spanien
Reiner Wandler wurde 1963 in Haueneberstein, einem Dorf, das heute zum heilen Weltstädtchen Baden-Baden gehört, geboren. Dort machte er während der Gymnasialzeit seine ersten Gehversuche im Journalismus als Redakteur einer alternativen Stadtzeitung, sowie als freier Autor verschiedener alternativen Publikationen. Nach dem Abitur zog es ihn in eine rauere aber auch ehrlichere Stadt, nach Mannheim. Hier machte er eine Lehre als Maschinenschlosser, bevor er ein Studium in Spanisch und Politikwissenschaften aufnahm. 1992 kam er mit einem Stipendium nach Madrid. Ein halbes Jahr später schickte er seinen ersten Korrespondentenbericht nach Berlin. 1996 weitete sich das Berichtsgebiet auf die Länder Nordafrikas sowie Richtung Portugal aus.

1 Kommentar

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  • K
    Kasimirz

    "Ein ganzes Land spielt Monopoly". Genau, und eine interessante Einsicht hier ist, daß eine Spekulationsblase am Immobilienmarkt (USA, Spanien) letzlich von der gesamten Gesellschaft zu verantworten ist. Selbst wenn eine Regierung während der Entstehung der Blase genau wüsste, das es eine Blase ist, könnte sie sie nicht stoppen. Warum? Die Wähler haben alle Schaum vor dem Mund, sie wollen einen "piso" kaufen, der jedes Jahr 6% real im Preis steigt. So glauben sie jedenfalls, weil das die Immobilienpreise die letzten 20 Jahre, damit praktisch seit Menschengedenken, getan haben. Also: solche Blasen und die dann folgende Bankenkrise sind ziemlich komplex, die grosse Mehrheit ist verblendet und ,ja, gierig. Und so richtig schuld ist eigentlich auch niemand, auch wenn man das gerne hätte. Und das der gesamtgesellschaftliche Irrtum dann verstaatlicht wird ist ja eigentlich auch folgerichtig.