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Kommentar SolarboomKeine Energiewende mit Kleinmut

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Der Umbau der Energiewirtschaft mag teuer sein, aber er ist notwendig. Ein sozialer Ausgleich bei den Stromkosten ist Aufgabe der Sozial- nicht der Umweltpolitik.

D eutschland erlebt gerade den größten Umbau der Stromwirtschaft seit Beginn der Elektrifizierung vor 130 Jahren. Weg von Kohle und Atom, hin zu den Erneuerbaren - das ist eine enorme Aufgabe, und die kostet Geld, zwangsläufig. Angesichts der epochalen Bedeutung dieses Wandels darf man die aktuellen Kosten nicht überbewerten.

Hätten unsere Vorfahren nicht viel größere Anstrengungen - auch finanzieller Art - auf sich genommen, um ein Stromnetz aufzubauen, ginge es uns heute deutlich schlechter. Entsprechend haben wir jetzt die Verpflichtung gegenüber nachfolgenden Generationen, den ökologischen Wandel voranzutreiben.

Zauderei und Kleinmut sind da fehl am Platz. Denn am Umbau der Energieversorgung geht aus vielen Gründen kein Weg vorbei. Fossile Rohstoffe werden knapper und damit teurer, die Entsorgung des Atommülls ist nirgends auf der Welt vernünftig gelöst, und auch das Weltklima kann die Energiepolitik der letzten Jahrzehnte nicht länger verkraften. Ökologische Fortschritte durch neue, saubere Energien sind also dringend nötig.

Und sie sind auch aus rein ökonomischen Gründen sinnvoll. Hermann Scheer, der soeben verstorbene Vordenker des solaren Energiezeitalters, rechnete gerne vor, dass eine abgeschriebene Solaranlage in Zukunft Strom für 1,5 Cent je Kilowattstunde erzeugen kann. Somit ist der heutige Aufbau von Ökokraftwerken auch ein Kraftakt für bezahlbaren Strom in der Zukunft. Zehn Euro im Monat sollte uns das allemal wert sein.

Bild: taz

BERNWARD JANZING ist taz-Autor und schreibt regelmäßig über Energiepolitik und Klimaschutzthemen.

Das mag nun für Menschen zynisch klingen, die ohnehin schon Probleme haben, ihre Stromrechnung zu bezahlen. Doch zynisch kann nur eine Sozialpolitik sein, die kein menschenwürdiges Leben ermöglicht. In dieser Debatte ist daher dringend auf die Trennung der Verantwortlichkeiten zu achten.

Aufgabe der Umweltpolitik ist es - unter anderem -, die erneuerbaren Energien voranzubringen. Und dabei darf sie nicht nur, sie muss sogar die Stromverbraucher mit in die Pflicht nehmen, das gebietet das Verursacherprinzip. Aufgabe der Sozialpolitik wiederum ist es, entstehende Härten abzumildern und Transferleistungen, wo nötig, anzupassen.

Wenn das geschieht, kann man auch offen aussprechen, was derzeit manchmal als unsoziale Position gilt: Energie ist bei uns zurzeit viel zu billig. So gesehen sind die steigenden Strompreise sogar eine gute Nachricht. Denn sie unterstützen nicht nur den Ausbau der erneuerbaren Energien - sondern langfristig auch den sparsamen Umgang mit Strom in den Haushalten.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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5 Kommentare

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  • W
    Waage

    Sehr geehrter Herr Dünnbrettbohrer,

     

    drücken Sie sich bitte verständlicher aus, sonst können Ihre Gedankengänge von den anderen ForumsteilnehmerInnen nur unvollständig nachvollzogen werden.

     

    Wortschöpfungen wie "allroundgepampert" sind zwar sehr witzig, ersetzen aber keine schlüssige Argumentation.

     

    Wenn Herr Janzig selber einer von über 500 000 Neustromerzeugern sein sollte finde ich das auch nicht schlimm:

    besser eine PV-Anlage auf dem Dach als ein Brett vor dem Kopf!

     

    Grüße

  • D
    dünnbrettbohrer

    108ion@googlemail.com

    dünnbrettbohrer

     

    @ von Lobo42

     

    ... cheers!

    Und Sie leiten Ihr Pseudonym von 'Lobotomie' mit Verweis: "42", auf das 'Infinite-Monkey-Theorem' ab?!

    Den Folgen des Ersteren tragen Sie anschaulich Rechnung: "Jedes Ziel braucht sein eigenes Instrument."

    Und hier eben einen Eispickel?

    Und ohnenhin hat nix mit nix zu tun und alles ist in alles separiert?!

    Und Integrale Theorien sind mir ein Böhmisches Dorf?!

    Und seit wann ist Ihrer Meinung nach: "Sozialpolitik" ein "unabhängiges Instrument"?

    Wirtschaftswissenschaftler? Können die lesen und Inhalte des ggf. Gelesenen rezipieren?

  • L
    Lobo42

    Lieber Dünnbrettbohrer,

     

    Sie haben ja dankenswerterweise den Tiefgang Ihrer Analyse bereits angedeudet--nomen es omen. Als Wirtschaftswissenschaftler war ich sehr angetan, dass Herr Janzig eine wirklich fundamentale, aber leider oftmals in der Politik vergessene Regel hervorgehoben hat: Jedes Ziel braucht sein eigenes Instrument. Wenn durch die Umweltpolitik sich unerwünschte Effekte für niedrige Einkommen oder TransferempfängerInnen ergeben, dann muss eben mit einem unabhängigen Instrument, der Sozialpolitik, dieses Problem beseitigt werden. Die Förderung der Erneuerbaren einzustellen, um die sozialen Effekte zu verhindern, wäre angesichts der Notwendigkeit des Umbaus im Energiesektor töricht. Aber das bedeutet ja nicht, die sozialen Auswirkungen einfach hinzunehmen oder gar zu ignorieren: Man muss nur einfach das richtige Mittel für das entsprechende Problem anwenden. Das hat Herr Janzig klug dargestellt.

    Was die Subventionen betrifft: Gäbe es die noch bestehende staatliche Förderung des Klimakillers Kohle und der nicht zu beherrschenden Atomenergie (wird de facto immer noch gefördert, v.a. indirekt), wäre die Förderung der Erneuerbaren zumindest in diesem Ausmaß gar nicht nötig. Nun muss sie aber gefördert werden, damit sie den unfairen Wettbewerbsvorteil der anderen Energieträger ausgleichen kann. Dabei wurde das EEG in einer vorbildlichen Weise gestaltet: stetig sinkende Fördersätze, die letztlich komplett auslaufen, so dass die Erneuerbaren eine faire Chance haben, sich am Markt zu etablieren, aber am Ende alleine bestehen können müssen. Ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte, zeigen die immer noch bestehenden Subventionen für Kohle und Atomstrom.

  • D
    dünnbrettbohrer

    Geht 's noch, Herr Janzig? Sind auch Sie Betreiber einer Einnahmequelle auf Ihrem Dach?

    Ihr Kommentar ist tendenziös, undifferenziert, basiert auf diversen - signifikant: auch ungenannten - falschen oder falsch interpretierten 'Fakten' und ist politisch unhaltbar.

    Warum sollten alle für Geschäftemacher zur Kasse gebeten werden, weil die - ohnehin privilegiert - sich Subventionen zur Montage von Solaranlagen auf Ihren Immobilien-Dächern besorgen, um allround-gepampert Strom zu absolut überhöhten Preiszusagen ausserhalb jeglichen Wettbewerbs zu erzeugen, der dann ggf. infolge diverser (seit Jahrzenten) vorlaufend energiepolitischer Fehlentscheidungen ohnehin nie bei irgendjemandem (zum Verbrauch) ankommt?

    Und Sie sind nicht so "zynisch" zu glauben, dass sich die Birne (Umweltpolitik) um die aus ihrem Handeln für den Apfel (Sozialpolitik) generierten Probleme schert? Eine wie von Ihnen offenbar gerechtfertigte 'Administration'/Realisation zweifelsfrei notwendiger Infrastrukturerneurungen ist nich nur als a-sozial abzulehnen, zumal die auf den Strompreis umgeschlagene EEG-Umlage rechtspolitisch nach oben ungedeckelt verblieb, also ins astronomische steigen könnte, ohne dass kurz-/mittel-fristig geamtgesellschaftlich positive Effekte evaluierbar werden würden.

  • KK
    Klaus-Dieter Kühn

    Kurz und prägnant und so richtig. Natürlich sollte man noch mehr sagen, vor allem dass der Aufbau der regenerativen Energien kaum durch direkte Subventionen gefördert wurde und wird. Ob beim Bergbau/Ölförderung, dem Transport, der Sozialisierung der Schäden (Luftverschmutzung Klimawandel Atommülllagerung), auf allen Gebieten der Atom/Fossilen Energienutzung wird massivst subventioniert. Nur zahlt es da der Verbraucher nicht über den Strompreis sondern über Steuern. Unterstützt der Verbraucher direkt über den Strompreis, dann hat diese Förderung auch noch den Effekt zum Sparen anzuregen (ganz im GEgensatz zu den Energiemultis: Vielverbraucher bekommen dort hohe Rabatte). Natürlich müssen die Fördersätze den sinkenden Produktionskosten angepaßt werden (gerade Hermann Scheer hat dies immer gesagt; nur hat man ihm nicht geglaubt, dass die Massenproduktion die Produktionskosten so schnell senken könnte). Aber ehrlich gesagt, ich freue mich, wenn die Leute, die den Mut hatten in Sonnenkollektoren zu investieren belohnt werden. Auch ich zahle einen Cent pro KWH mehr als Förderbeitrag bei der EWS und habe mich schon oft geärgert, dass unsere Dachneigungen nach Osten und Westen zeigen und nicht geeignet sind für Sonnenkollektoren.