Kommentar Simbabwe: Auf Afrika kommt es an
Auf demokratische Legitimität pfeift Mugabe. Erst wenn ihm seine Kollegen Diktatoren die Anerkennung versagen, steht er als Versager da.
Dominic Johnson ist Auslandsredakteur der taz.
Drei Monate ist es her, da schien die Entmachtung des Gewaltherrschers Robert Mugabes in Simbabwe nur noch eine Frage der Zeit. Die demokratische Opposition unter Morgan Tsvangirai hatte die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen gewonnen. Die bisherige Regierungspartei hatte sich gespalten, und hinter den Kulissen tobte bereits heftiger Streit über die Bedingungen, zu denen die Machtelite um Mugabe sich aus der Politik zurückziehen würde. Und jetzt?
Jetzt hat es eine zweite Wahlrunde gegeben, in der Robert Mugabe mit 85 Prozent klar im Amt bestätigt wurde. Zuvor waren Oppositionsanhänger zu Zehntausenden vertrieben, gefoltert, festgenommen oder gar getötet worden. Tsvangirais Partei MDC hat ihre Arbeit praktisch einstellen müssen. Vor einer Woche zog der Oppositionschef die Konsequenz und zog sich aus der Stichwahl zurück. Es war der hilflose Versuch, aus der eigenen Schwäche gegenüber brutaler Repression zumindest moralische Stärke zu ziehen.
Im Rest der Welt wird nun eifrig überlegt, was man denn in Simbabwe machen könnte. Eine Regierung der Nationalen Einheit, mit Tsvangirai als Premierminister? Mugabe noch für eine Übergangszeit im Amt - oder sein Rückzug, gegen Garantien? Doch Simbabwes Präsident hat überhaupt keinen Grund mehr, auf solche Überlegungen einzugehen - sie kommen nämlich viel zu spät. Man fragt sich, was die Diplomaten, die jetzt der UNO und der Afrikanischen Union ihre Ideen für einen friedlichen Wechsel in Simbabwe vorlegen, eigentlich in den letzten drei Monaten gemacht haben.
Wichtiger für Mugabes Zukunft wird nun die Haltung Afrikas sein. Immer hat er sich auf die Solidarität der Schwarzen gegenüber "weißen Imperialisten" als Rechtfertigung bezogen - und damit einen ganzen Kontinent als Geisel für den wohl schnellsten Kollaps eines afrikanischen Landes in der jüngeren Geschichte genommen. Doch allmählich verliert Afrika offenbar die Geduld mit ihm. Es wäre gut, wenn dies beim Gipfeltreffen der Afrikanischen Union öffentlich werden würde. Auf demokratische Legitimität pfeift Mugabe. Erst wenn ihm seine Kollegen Diktatoren die Anerkennung versagen, steht er als Versager da.
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