Kommentar Schweizer Franken: Die Luft wird zu dünn
Wer sich die gute alte DM zurückwünscht, sollte einen Blick auf die Schweiz werfen. Der Höhenflug des Franken ist für ihre Wirtschaft wie auch für ihre Notenbank ruinös.
W ie wäre es, wenn wir jetzt noch die DM hätten? Diese Frage stellen sich derzeit viele Deutsche, die dem Euro misstrauen. Die Antwort ist: Die DM wäre in der Finanzkrise zerfetzt worden, und die Bundesbank würde Milliardenverluste verbuchen. Denn genau dieses Drama spielt sich derzeit in der Schweiz ab, die noch ihren Franken hat.
Gerade die Stärke der Schweiz wird nun zur Schwäche. Das Land gilt als sicherer Hafen, weswegen die Investoren in den Franken drängen, der dadurch stetig teurer wird. Dies lässt die Schweizer Exporte lahmen, was wiederum die Schweizer Nationalbank (SNB) zu immer neuen Verzweiflungstaten zwingt. Am Mittwoch gab sie bekannt, dass sie die Geldmenge erneut drastisch erhöht.
Die SNB druckt Geld, weil sie noch immer auf das Gesetz von Angebot und Nachfrage hofft. Wenn es gaaaaaaaanz viele Franken gibt, dann muss der Kurs doch irgendwann sinken. Doch bisher funktioniert dieser Trick kaum. Die Investoren schieben eine derartige Panik, dass sie bedenkenlos jeden Franken aufsaugen, der zusätzlich in Umlauf ist. Der Frankenkurs bewegt sich daher weiter in astronomischen Höhen. Es ist also nichts gewesen außer Spesen, denn die Gefahren sind sehr real: Wenn die Nationalbank ständig Geld druckt, droht irgendwann eine Inflation.
ist wirtschaftspolitische Korrespondentin der taz.
Aber eine Alternative ist auch nicht in Sicht. Der SNB gehen die Instrumente aus, um den Höhenflug des Frankens zu beenden. Der Leitzins ist schon bei null, und mit Devisenankäufen hat man bereits einen Verlust von 32 Milliarden eingefahren. Bleibt eigentlich nur eine Lösung, so unwahrscheinlich sie derzeit klingt: Die Schweizer müssten dem Euro beitreten. Dann wären sie vor Währungsspekulationen geschützt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Biden hebt 37 Todesurteile auf
In Haftstrafen umgewandelt
Jahresrückblick Erderhitzung
Das Klima-Jahr in zehn Punkten
Analyse der US-Wahl
Illiberalismus zeigt sein autoritäres Gesicht