piwik no script img

Kommentar Schwarz-Grün und die SPDKlimapolitik? Nicht bei der SPD

Nick Reimer
Kommentar von Nick Reimer

Die Koalition in Hamburg ist für die SPD eine Katastrophe. Nicht nur, weil es Mehrheiten kosten kann. Auch ihr ökologisches Image wird ganz unerwartet auf die Probe gestellt.

Bild: taz

NICK REIMER ist Umweltredakteur der taz.

Die schwarz-grüne Koalition in Hamburg ist für Umweltminister Sigmar Gabriel und seine SPD eine Katastrophe: Sie erschüttert die gesamte Energie- und Klimapolitik der Sozialdemokraten. Gabriel reagiert mit panischen Übertreibungen: Das Aus für das Kohlekraftwerk Moorburg sei "energie- und umweltpolitisch fatal", Deutschland brauche "neun bis zehn neue Kohlekraftwerke". Man könne nicht gleichzeitig aus der Atomkraft und der Kohlekraft aussteigen.

Damit entwertet Gabriel seine eigene Politik: Das Bundesumweltamt ermittelte, dass bis zu zehn deutsche Kraftwerke vom Netz könnten, würde nur endlich mit Energieeffizienz begonnen. Die Realität spricht ebenfalls gegen Gabriel: Vier AKWs stehen aus technischen Gründen seit Monaten still - und trotzdem exportierte die Stromwirtschaft 2007 so viel Strom wie nie. Um alte Kohledreckschleudern zu ersetzen, braucht Deutschland neue, so Gabriels zweites Argument. Ausgerechnet die CDU beteiligt sich nun am Gegenbeweis: Man kann sie auch mit Gaskraftwerken loswerden.

Nicht nur in Hamburg erscheint Schwarz-Grün als ein klimapolitisches Zukunftsprojekt: Es war die CDU in Nordrhein-Westfalen, die die ursprünglichen SPD-Ausstiegspläne aus der Steinkohle beschleunigte. Und während die SPD in Brandenburg den klimaschädlichsten Energieträger Braunkohle bis 2020 ausbeuten will, legte dort der CDU-Wirtschaftsminister ein ambitioniertes Klimaprogramm vor. In Mecklenburg ist es die SPD, die in Lubmin ein Kohlekraftwerksprojekt befördert, wogegen eine Volksinitiative binnen kurzem 30.000 Unterschriften sammelte. Ihr Argument: Ein Gaskraftwerk wäre viel klimafreundlicher. Eon möchte am Standort auch ein solches bauen.

Nicht dass die CDU plötzlich den Klimaschutz entdeckt hätte! Aber der Union ist das Thema nicht so wichtig wie der Kohle-SPD. Wenn Schwarz-Grün in Hamburg Erfolg hat, wird Gabriels politische Bilanz am Ende seiner Amtszeit desaströs sein: Nicht ein einziges AKW wird abgeschaltet sein. Und statt als "Effizienzminister" wird er als "Kohleprediger" in die Geschichtsbücher eingehen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Nick Reimer
Seit 1998 bei der taz (mit Unterbrechungen), zunächst als Korrespondent in Dresden, dann als Wirtschaftsredakteur mit Schwerpunkt Energie, Klima und Landwirtschaft, heute Autor im Zukunftsressort.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!