Kommentar Schulreform: Nur ein Zweckargument
Die Schulreform-Gegner wollen das Alte behalten. Ihnen ist die Aufteilung nach Klasse vier wichtig, nicht das Recht der Eltern zu wählen.
N anu. Da predigten die Volksinitiativler monatelang das Elternwahlrecht, überzeugten viele dadurch, zu unterschreiben, und jetzt soll dieser Punkt auf einmal nicht mehr wichtig sein?
Fakt ist: Schwarz-Grün kommt den Eltern weit entgegen. Sechs statt vier Jahre Grundschule erhöhen schon mal den Bildungserfolg, vor allem für Bildungsbenachteiligte. Künftig gibt es mit Gymnasium und Stadtteilschule nur noch Schulformen, die den Weg zum Abitur bieten, nur eben einmal nach zwölf und einmal nach 13 Jahren. Und dann gibt es für alle, die auch gegen den Rat der Lehrer den schnelleren Weg probieren wollen, die Chance, das zu tun. Das Argument, in der Pubertät sei ein Probejahr ungünstig, trägt nicht. Das bestehende gegliederte System mutet Teenagern durch Abschulungen und Klassenmischungen viel härtere Wechsel zu.
Aber nein, die Scheuerl-Initiative will das Alte behalten. Ihr ist die Aufteilung nach Klasse vier wichtig, nicht das Recht der Eltern zu wählen. Das bedeutet: Nach Klasse vier geht die Hälfte der Kinder aufs Gymnasium. Bis zum Abitur muss aber jeder dritte diese Schulform wieder verlassen. Ein System, das Chancen verspielt und Kinder beschämt.
Gut fühlen können sich dabei nur jene, die sich sicher sind, zu den Gewinnern zu gehören. Die Eltern von "Wir wollen lernen" zählen dazu. Die Mehrheit der Hamburger aber nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grünen-Pläne zur Krankenversicherung
Ohne Schutzschild aus der Deckung
Abstoßender Wahlkampf der Rechten
Flugticket-Aktion sorgt für neue Forderungen nach AfD-Verbot
Debatte über Staatsbürgerschaft
Sicherheitsrisiko Friedrich Merz
Hoffnungsträger Wasserstoff
Wünsch-dir-was reicht lange nicht
Polizeigewalt beim AfD-Parteitag
Unverhältnismäßig und unnötig
Rechte Parteien und Klimapolitik
Europas Rechte gegen das Klima