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Kommentar SchulreformStillstand überall

Kommentar von Marco Carini

Hamburgs Grüne müssen das letzte schwarz-grüne Reformprojekt zu Grabe tragen. Bundesweit droht nach dem Hamburger Fiasko bildungspolitischer Stillstand.

D ie Würfel sind gefallen: Hamburg bekommt mit Christoph Ahlhaus einen neuen Bürgermeister und keine Schulreform, so lauten die Nachrichten dieses denkwürdigen Tages. Politischer Aufbruch sieht anders aus.

Die Schulreform-Schlappe ist vor allem eine Niederlage der GAL, die damit ihr letztes schwarz-grünes Reformprojekt zu Grabe trägt. Christa Goetsch hat es nicht geschafft, für die Primarschule neben der politischen auch eine gesellschaftliche Mehrheit zu organisieren.

Damit droht über Jahre bildungspolitischer Stillstand in der gesamten Republik. Keine Landesregierung wird nach dem Hamburger Fiasko das heiße Eisen des längeren gemeinsamen Lernens noch anfassen. Wenn eine Koalition aller Rathausparteien nicht in der Lage ist, so ein Reförmchen gegen die Bedenkenträgerei der Stillstandsapostel durchzusetzen, wer dann?

Dass eher Sozis und Linke für die von ihnen nicht erfundene Reform auf die Straße gingen als Christdemokraten, markiert die Zerfallserscheinungen der Koalition, die durch den Rücktritt des Bürgermeisters und der Kultursenatorin abgerundet werden. Ob gerade Ahlhaus, für viele Grüne ein rechter Problemfall, den schwarz-grünen Kahn wieder flottkriegt, darf bezweifelt werden. Egal wie lange die Legislatur noch dauert - das schwarz-grüne Modellprojekt ist kurz nach der Halbzeit am Ende.

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Hamburg-Redakteur
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41 Kommentare

 / 
  • V
    vic

    Wir sollten nicht vergessen, das die meisten Eltern betroffenener Kinder von der Abstimmung ausgeschlossen waren.

    Diese Technik der Wahlbeeinflussung kannte ich bisher nur von "anderen" Staaten.

  • A
    Amos

    Wenn man mit der Linken nicht kooperieren will, wird man auch hier nichts mehr durchbekommen. Es hat sich ein "Feudalsystem" gebildet,was in diesem Land den Ton angibt. Wer hier eigentlich regiert ist doch klar zu erkennen. Die Geister die von der Oberschicht gerufen werden, wird dieses Land nicht mehr los. Selbst die Gewerkschaft, die ja von der Arbeiter-Klasse finanziert wird, kümmert sich um nichts mehr, was dem Volksinteresse dient. Die halten ihr Geld fest und denken schon wie die Upperclass. Nur kein Geld für Streik ausgeben, nur immer schön horten. Wie die Kirche sie macht nichts - aber hortet.

  • RD
    rolle der 1.

    @augenblickmal,

     

    wow, ja, auch finde es sehr schade, dass die Reform nicht gekommen ist, aber was schreiben Sie denn da? Wie darf ich bitte Ihr Demokratieverständnis interpretieren? Ist es demokratisch Legitim, wenn Sie Ihre eigene Meinung wieder finden können, wenn Sie es nicht können, ist die Entscheidung aufgrund von bösen PR-Kampagne von irgendwelchen bösen Konservativen, Neoliberalen, Bonzen oder Besitzstandbewahrern zustandegekommen. Evtl. sollten auch Sie davon ausgehen, dass jeder Mensch in der Lage sein könnt, seine Entscheidung für sich treffen zu können - so denken jedenfalls demokratische Menschen.

  • C
    cei

    Ich finde es extrem spannend, wie viele Menschen in Deutschland spontan zu Bilungsexpertinnen und -experten werden - qualifiziert durch ein paar Jahre eigene Schulzeit, das Abholen der Kinder am Nachmittag und vielleicht noch den einen oder anderen Zeitungsartikel - was ist dagegen schon wissenschaftliche Bildungsforschung?

  • U
    upupintothebluesky

    Die Segregation schon von 10-jährigen Schülern wird sich schon in naher Zukunft zu einer Segregation zwischen deutschen Schülern und Schülern mit Migrationshintergrund entwickeln.

     

    Insgesamt hat knapp ein Drittel aller Kinder unter fünf Jahren in Deutschland einen

    Migrationshintergrund. Bei den unter 5-Jährigen liegt der Anteil in sechs Städten bei über 60%,

    unter anderem in Nürnberg (67%), Frankfurt (65%), Düsseldorf und Stuttgart (jeweils 64%).

     

    Schon in wenigen Jahren werden die einzuschulenden Kinder überwiegend aus Familien mit Migrationshintergrund stammen.

     

    Deshalb ist zu erwarten, dass die heutige Segregation zwischen sozial stärkeren Kindern und sozial schwächeren Kindern durch eine Segregation zwischen deutschen Kindern und "ausländischen" Kindern ersetzt wird.

  • D
    DiversityAndEquality

    @HamburgerX:

     

    Bringen Sie sich mal auf den aktuellen Stand!

     

    PISA-Studie 2006:

     

    Varianz der Schülerleistungen zwischen Schulen auf der Gesamtskala Naturwissenschaften - Varianz zwischen Schulen, in Prozent

    OECD-Durchschnitt 33

    Schweden 11,5

    Deutschland 66,2

    (Quelle: http://www.pisa.oecd.org/dataoecd/59/10/39731064.pdf)

     

     

    OECD Factbook 2008:

    Im Jahre 2005 legten in Schweden 38% eines Jahrganges ein Hochschulstudium ab - in Deutschland: 20%.

    (Quelle: http://dx.doi.org/10.1787/275033578078)

  • O
    ole

    Hört auf zu jammern.

     

    Hätten die Beführworter der Primarschule trotz des Sommerwetters "ihre Ärsche hochbekommen" und mitabgestimmt, sähe das Ergebnis vielleicht anders aus... vielleicht.

     

    Endlich hat man mal die Chance, sich direktdemokratisch an einer Entscheidung über eine Reform zu beteiligen und was passiert?

     

    Eine erbärmliche Vorstellung.

  • A
    augenblickmal

    Das war doch keine demokratische Entscheidung. Das war nach meiner Meinung gut gemachte Lobbyarbeit von Herrn Scheuerl. Er hatte starken Einfluss auf die Medien insbesondere natürlich auf die Springerpresse. Die Taz sah in der Berichterstattung allerdings auch nicht sehr gut aus. Letztendlich hätte man der Taz es zugetraut hinter die Fassade zu schauen und sich für die benachteiligten Menschen sich stark zu machen. Natürlich sind die, die es betrifft nicht zur Wahl gegangen. Es währe an Euch "Tazlern" gewesen dafür zu sorgen. Die Ungerechtigkeit auf dieser Welt finden nicht nur in Afrika und Südamerika statt. Ihr müsst nur aus Euren Redaktionsstuben mal aus dem Fenster schauen. Wie aus den Kommentaren und der Berichterstattung zu erkennen ist, haben sich ein großer Teil der Leser hinter die Ziele des Herrn Scheuerl gestellt und die Taz-Zeitungsmacher sind mit ihrer Berichterstattung dem gefolgt. Als Hamburger Kaufmann versteht man das – schade ist es nur für die Demokratie und für die Taz.

  • M
    Mark

    Sieg der Bourgeoisie über die Demokratie?

     

    22 Prozent der Wahlberechtigten sprechen sich gegen, 16 Prozent für die Schulreform aus und 62 Prozent äußern sich gar nicht, während die Bürgerschaft einstimmig dafür votiert.

    Vor diesem Hintergrund muss man sich fragen, ob Volksentscheide nicht erst verbindlich sein dürfen, wenn mindestens 50 Prozent aller wahlberechtigten Bürger für eine Position abgestimmt haben.

     

    Nun haben 22 Prozent der Bürger die anderen 78 Prozent überstimmt

    So ist die Demokratie der wahre Verlierer des gestrigen Abends.

  • H
    HamburgerX

    @Biosiegel: Auch wenn ich inhaltlich nicht zustimmen kann, musste ich über Ihren Beitrag herzhaft lachen :D

  • H
    HamburgerX

    @DiversityAndEquality: Schweden fährt mit seiner totalen Einheitsschule gerade bildungspolitischen Schiffbruch. Bitte mal auf den neuesten Stand bringen.

  • T
    Tajmahal

    Wer, wie die 'Grünen', noch dazu 'GAL', mit einer eher hinter verschlossenen Türen verabredeten Reform des Schulsystems benachteiligte Bildungsschichten von oben herab fördern will, der hat diese Niederlage verdient. Die Partei früherer Bürgerbewegungen hat nun die Quittung. Sie wollte ein Thema 'durchdrücken', und die Opposition feiert den Sieg über diese Arroganz. In diesem Fall sehr traurig, was die Inhalte betrifft. und jetzt hat diese Partei überhaupt nichts mehr, nachdem man ja auch schon alles andere von Bord warf, was 'grün' war. Warum es überhaupt noch so viele Wähler für diese Ex-Initiativen-Partei gibt? Man weiß es nicht, man forscht noch...

  • L
    LeO

    Bitte Friedrich, was bitte hat hier den irgendwas mit "sozialistisch-stalinistischer Barbarei" zu tun. Das ist wirklich peinlich. Selten wäre schweigen goldener gewesen...

  • BW
    Bettina Wille

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Das Wahlergebnis in Hamburg hatte ich so erwartet. Traurig! Seltsam finde ich das Ergebnis der TAZ-Onlineleserbefragung von Freitag: 60% der Abstimmenden sind gegen gemeinsames Lernen bis zur 6. Klasse!

  • F
    Friedrich

    Die Hamburger Bürgerinnen und Bürger haben gestern verbindlich entschieden, dass an dem bewährten Schulsystem nicht herumgebastelt wird. Die in der Hamburger Bürgerschaft sitzenden Parteien haben geglaubt, in sozialistisch-stalinistischer Manier ein Gleichmacherei-Bildungssystem zu schaffen. Das ist gründlich in die Hose gegangen.

     

    Hamburger Bürgerinnen und Bürger haben sich erfolgreich dafür ausgesprochen, das traditionelle und leistungsorientierte Schulsystem bei zu behalten. Die Hamburger Bürgerinnen und Bürger haben die eindringlichen Apelle der Hamburger Chefärzte verstanden, die im Falle einer Zustimmung für das Reformpaket klar machten, dass dann keine flächendeckende Gesundheitsversorgung mehr möglich sei.

     

    Die Hamburger Bürgerinnen und Bürger haben für Hamburg gestimmt. Sie haben für das freie Elternrecht gestimmt und FÜR Freiheit und GEGEN sozialistisch-stalinistische Barbarei.

  • B
    Biosiegel

    Schwarzgrün war schon echt ein tolles Experiment. Gut, dass auch die taz so dafür getrommelt hat. Da wurde doch viel erreicht (Rentenansprüche, Lifestyle-Wohlfühlgewissen, Stadtbahn). Dass man den Makler- und Zahnarztgattinnen das Exklusiv-Gymnasium wegnimmt und ihre alnaturagenährten Wonneproppen mit McDonalds-Schmuddelkindern in ein Klassenzimmer stecken wollte, das ging dann eben zu weit. So alternativ hatte man sich das dann doch nicht vorgestellt. Aber sonst wars toll. Darauf eine Holunder-Bionade, garniert mit Ruccola-Zweig. Im exklusiven Townhouse-Ambiente von Altona, oder bald auch schon St. Pauli.

  • M
    maxwaldo

    da will uns doch mal wieder einer die Primarschule als Fortschritt verkaufen. Die heutige Grundschule ist Stillstand. Das behauptet man einfach mal so und Mehrfachwiederholungen sollen's beweisen. Die taz-Kommentatoren sind Mastodons aus der Zeit der Komintern, man koennte es auch als Rueckschritt bezeichnen.

  • K
    K.O.

    Vor allem ist es bedenklich wie wenig sich die wirklich Betroffenen, die der ausgegrenzten und benachteiligten sozialen Schichten, an dieser Wahl beteiligt haben. Diese Tatsache sagt aber mehr über unser demokratisches System als über diese Menschen aus. Viele haben von den politischen Reformen nichts mehr zu erwarten und resignieren, ausserdem bequemt sich kaum ein Politiker um ihre Stimmen. Alle Parteien buhlen um dieselbe Gefolgschaft: gut ausgebildete, mehr oder weniger informierte und frustrierte obere und untere 'Mittelschicht', manche auch die Oberschichten. Wenn sich aber in einem demokratischen System die Eliten nur um sich selbst kümmern, dann lässt sich nicht mehr viel bewegen in Deutschland. Wen kann man heute noch mobilisieren gegen Klimawandel, Sozialabbau und Umbau des Schulsystems. Was die BRD mit den MigrantInnen jahrzehnte lang falsch gemacht hat, sie nicht wahrzunehmen, geschweige denn ernst zu nehmen in ihren Bedürfnissen und WÜnschen, hat man auch bei den sozial Benachteiligten versäumt. Die Rechnung ist dann die Reformunfähigkeit (in einem progressiven emanzipatorischen Sinne) Deutschlands.

  • K
    K.O.

    Die ELite freut sich und schaut zu wie sie sich noch retten kann. Würde gern wisse wie viele derjenigen die für die Initiative gestimmt haben ihre Kinder auf Privatschulen schicken, die vielleicht gar nicht betroffen wären. Aber so sind Teile der bundesrepublikanischen 'Elite': öffentliche Strukturen nutzen (Privatschulen zählen dazu, denn diese werden hauptsächlich aus öffentlichen Mitteln bezahlt)aber dennoch darauf bestehen, dass man was besseres ist. Ein Bürger erster Klasse!

  • AH
    Aus Haching

    Ist der Verzicht auf weitere Reformen den wirklich ein so großer Nachteil?

     

    Inzwischen pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Entscheidend ist nicht die Organisation der Schulen, sondern die Inhalte. Ein gegliedertes System ist von Haus aus weder besser noch schlechter als eine Gesamtschule. Bayern hatte die besten PISA-Ergebnisse.

     

    Viel wichtiger ist, dass alle Kinder möglichst früh optimal gefördert werden. Wer mit 10 Jahren noch nicht richtig deutsch spricht, wird auch nach der 6. Klasse keine guten Bildungschancen haben.

     

    Absurd ist auch der Plan in NRW, den Kommunen die Entscheidung zu überlassen, wie Schulen organisiert werden. Die Folge ist dann wohl, dass man irgendwann mit schulpflichtigen Kindern nicht mehr von Bielefeld nach Münster umziehen kann, weil in einer Stadt ein gegliedertes Schulsystem mit Abi nach 12 Jahren und der anderen eine Gesamtschule mit Abi nach 13 Jahren gilt - natürlich mit jeweils anderen Lehrplänen.

     

    Ist das wirklich ein Fortschritt?

     

    Wir sollten ruhig durchatmen und dafür sorgen, dass jedes Kind bei der Einschulung Deutsch kann. Viel mehr ist nicht notwendig.

  • JD
    Jürgen Dorn

    Sozial benachteiligte Kinder sollten viel mehr gefördert werden. Daran besteht kein Zweifel. Was es aber bringen soll, dafür anderen Kindern zwei Jahre zu stehlen, ist im Unklaren geblieben. Daß nun Befürworter dieser "Reform", und dem Großversuch an Hamburgs Kindern, in ihrer Verzweiflung und mangels besseren Argumenten die Gegner "Bedenkenträger der Stillstandsapostel" nennen, ist schon entlarvend.

  • V
    vantast

    Der Egoismus, das Ausgrenzen, hat wieder gesiegt. Wie viele junge Karrieren werden ohne Erfolg sein, wie viele sozial gestörte Streber werden wir mehr bekommen! Noch mehr entfesselte Manager ohne Realitätsbezug? Man möchte auswandern...

  • O
    oststadt

    Sehr schön!

    Lieber Stillstand auf hohem Niveau, als ein "Reförmchen", das gegen die Wand fahren muss.

  • A
    Atan

    Vielleicht wäre der "bildungspolitische Stillstand" ja schon ein Erfolg, die permanente Umstrukturierei verschafft nämlich allein keine bessere Bildung und stellt eine enorme Belastung für die Schulen dar.

    Vielleicht müsste GAL und SPD auch mal eine Grundfrage beantworten: wieso schneiden innerhalb Deutschlands die vergleichsweise wenige reformierten Schulsysteme Süddeutschlands immer soviel besser ab? So sehr ich ein sozial ausgeglicheneres Bildungsystem begrüßen würde: wer immer nur Mittelmaß oder weniger liefert, hat sich nicht gerade gesellschaftliches Vertrauen verdient.

  • GN
    Guido Nierhauve

    Der Linke ist ein Gutmensch, der anderen das Gute zur Not auch aufzwingen will. Aber das garstige Volk will die vielen guten Gaben nicht. Wenn ich schon höre, dass alle Fraktionen etwas gemeinsam "toll" finden, dann sagt mir meine Lebenserfahrung, dass man nun sehr gut aufpassen muss. In der Regel muss man dann seine Geldbörse gut festhalten.

     

    Ich liebe es, wenn die Linke eins übergebraten bekommt - einfach nur köstlich. Der Tag ist gerettet!

  • MM
    mutti merkel

    Bravo nach Hamburg

    Jeder mit Gehirn weiss, dass es auch ein Votum gegen die katastrophale Zuwanderungs- und Ausländerpolitik der letzten Jahre ist, gegen Verblödung, Ghettoisierung und Kriminalisierung. Politiker leben abgehoben auf ihren Inzucht-Inseln ohne jeden Realitätsbezug. Es erinnert sehr an den mutigen Minarett-Entscheid in der Schweiz.

  • A
    audio001

    Solange sich dieses Land auf eine politische "Elite" abstützen muss, die nach Können und Charakter in Teilen der übernommenen Aufgabe nicht gewachsen ist, ist jede Diskussion über eine zukunftsfähige Bildungspolitik für dieses Land ein müßiges Unterfangen!- Viele Politiker sind hierzu intellektuell einfach nicht in der Lage!

     

     

    Und wie wir bei der Diskussion über jede Bildungsreform erlebt haben, machen sich letztendlich die Politiker zu Büttel derer, die jedwede Veränderung ablehnen.

     

    Und das sind zum großen Teil genau die, die im Bidungssystem eingebunden sind und "ihre" Interessen wahren wollen!- Und so verharrt das Bildungssystem in Strukturen und Inhalten, die weder zukunftsfähig sind, noch denen entgegenkommen, die eigentlich im Mittelpunkt dieser Bemühungen stehen sollten!

     

     

    Nun muss man sicherlich die geplante Schulreform in Hamburg etwas differenzierter betrachten!- Denn, hierzu gibt es ja bereits Modellprojekte in anderen Bundesländern! Und zieht man diese als Anhalt heran, dann ist sicherlich Kritik nicht unberechtigt!

     

     

    Letztendlich hat in Hmburg aber die Politik versagt.- Sie war nicht in der Lage die Sinnhaftigkeit ihres Reformprojekts den Bürgern zu erläutern!

     

    Und sinnlose Politik darf der Bürger nicht mehr akzeptieren!- Denn davon haben wir in den letzten Jahren genug erlebt....

  • E
    Eva

    ach schade. ich unterrichte gerade im Ausland und würde gern mal eine Fotoserie machen von den Gesichtsausdrücken der Menschen hier wenn man ihnen unser Schulsystem erklärt. Geht ungefähr so: "Ojeh". Was ja nicht bedeutet dass hier alles in Ordnung ist. Aber unser dreigliedriges System mit der frühen Selektion macht den Kindern Angst.

  • C
    Churchill

    Eine solch dynamische Abstimmung kluger Hamburger BürgerInnen ist Stillstand? Das Gegenteil ist der Fall. Es ist immer wieder merkwürdig und komisch zugleich, wenn die, die ständig mehr politische Partizipation des Volkes fordern, mehr Mitbestimmung, mehr Volksbegehren, mehr Volksentscheide, sich immer dann frustriert abwenden, wenn das Volk in demokratischer Wahl anders entscheidet als man das selbst will und/oder erwartet. Das zeigt die ganze Volksferne nicht nur von PolitikerInnen, sondern auch und gerade der Medien, die immer dann aufjaulen, wenn Volkes Wille so gar nicht zu den selbst ernannten FortschrittsprotagonistInnen passt. Was lehrt uns das? Demokratie, Volkes Herrschaft, ist wirklich eine schlechte Regierungsform - außer allen anderen. Gruß von Churchill.

  • D
    DiversityAndEquality

    "Stillstandapostel" ist ein unerträglicher Euphemismus.

     

    Benennen wir die Dinge doch endlich so, wie sie sind!

     

    Hier geht es um eine breite Allianz von Bildungsfaschisten und -rassisten!

     

    Eine menschliche und würdevolle Kindheit, Chancengleichheit sowie bessere Bildung für ALLE (siehe Länder wie Schweden) sind in diesem Lande einfach nicht durchzusetzen!

  • O
    OliB

    Interessant: Die Linken, die sonst immer den Volksentscheid als DAS demokratische Mittel loben, kritisieren jetzt, daß es Stillstand ist, wenn das Volk sich dann bei einer von der Linken gewollten Änderung querstellt!? Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, daß Demokratie auch bedeuten kann, daß man seine Meinung eben nicht durchsetzt. Das muß man dann akzeptieren und nicht diejenigen, die das Mittel Volksentscheid nutzen, diskreditieren.

  • R
    Roger

    Stillstand allerorten?

    Man könnte auch sagen: Zeit, neu nachzudenken und neue Wege zu beschreiten.

     

    Es kann nicht Sinn von Politik sein, komplett am Willen der Bürger vorbei zu regieren.

     

    Wenn eine Initiative sich GEGEN den Willen ALLER im Parlament vertretenen Parteien an der Wahlurne durchsetzt, muss da wohl etwas schief gelaufen sein in der Kommunikation in allen Parteien. Oder wer glaubt, dass sich die Basis der Parteien so sehr von der Mehrheit der Gesellschaft unterscheidet?

     

    Die Schützengräben in der parteigeprägten Bildungspolitik sind so tief, dass zu viele die Realität einfach ignorierten.

  • B
    Baden-Baden

    Schwarz-Grün sind „Schönwetter-Koalitionen“

     

    Das Scheitern der Schulreform war abzusehen. Die Partner passen einfach nicht zusammen. Kein Reformprojekt kann funktionieren, wenn die Wähler des größeren Partners die Projekte aus ideologischen Gründen ablehnen. Bei wichtigen Themen machen die CDU-Wähler einfach nicht mit.

     

     

    Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass schwarz-grüne Koalitionen nicht in der Lage sind, Reformprojekte zu verwirklichen. Sie sind nur „Schönwetter-Koalitionen“

  • L
    Leser

    Wer also den Primarschulunsinn ablehnt ist ein "Stillstandsapostel"???

    Schon klar, liebe TAZ. Volksentscheide sind nur "gut", wenn sie Eurer ideologischen Linie entsprechen. Zu doof, dass die blöden Eltern sich den Experimenten der GEW- und Grünenfunktionäre verweigern...

  • A
    Anti-Reformer

    Stillstand ist meist besser als Reformen.

  • S
    Stillstand?

    Als Lehrer bin ich hier zwiegespalten. Meiner Meinung nach haben alle Varianten ihren Reiz, belustigend ist die Absolutheit mit der Betonköpfe beider Seiten (auch die taz), ihre Sache als allein selig machend verkaufen.

    Bei aller polemischen Beschimpfung des Förderalismus von den gestrigen Freunden des Zentralismus, bitte gibt uns in den Schulen vor allem endlich: Konstanz - Geduld - Ausdauer. Lasst die angeschobenen Reformen wirken, führt meinetwegen deutschlandweite zentrale Abschlussprüfungen ein (und Bildungsstandard), aber lasst uns endlich wieder konstant arbeiten, am Schüler und nicht am Reformzirkus.

  • HK
    Helmut Knauf

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Ich bin mit ganzem Herzen für 6 Jahre gemeinsames Lernen - alle Kinder sollten vom 4. Lebensjahr an gemeinsam lernen.

    Mir ist völlig unverständlich, wie Grüne und andere Politiker wissenschaftlich feststehende Erkenntnisse negieren können, wonach Kinder im 4./ 5. Lebensjahr wesentlich besser und schneller lernen als etwa im 11. oder 12. Lebensjahr.

    Jeder Euro, der in die Förderung dieser frühen Altersstufen investtiert wird bringt mehr Frucht als alle sogenannten Schulreformen - ist auch preiswerter und bringt echte Chancengleichheit.

    Ich bin nicht Philologe sondern ein alter Jugendrichter und Vorlesepate in einer KITa.

  • H
    HamburgerX

    Ich sehe das Fazit etwas anders: Die klare Mehrheit der Hamburger sehen Bildungsreformen wie der renommierte Bildungsforscher Prof. Baumert:

     

    1. Der Streit um 4 oder 6 Jahre ist überflüssig losgetreten worden, ein Nutzen für die (durch Schulumbauten teure) Primarschule nicht belegt. Gymnasien sollten voll erhalten werden. Im Vordergrund müssen andere Maßnahmen stehen wie:

    2. Mehr Lehrer, bessere Lehrerausbildung, kleinere Klassen, mehr individuelle Förderung.

     

    All das wird auch umgesetzt. Insofern handelt es sich nicht um Stillstand, sondern um eine Kurskorrektur auf dem Weg zu besserer Bildung.

  • A
    Alex

    Die Primarschule ist nur ein Teil der Schulreform. Die Neue Lernkultur und die Zusammenführung von Haupt- Real- und Gesamtschulen zur Stadtteilschule sind ebenso aus meiner weitaus bedeutender. Weil auch die Stadtteilschule das Abitur bietet, ist die Entscheidung zwischen den Schulformen zukünftig weitaus bedeutsam als bisher. Somit ist es keine Katastrophe, wenn diese weiterhin nach Klasse 4 erfolgt.

     

    Nur eine kleiner Teil der Reform ist gescheiter.

  • M
    Marti

    "das schwarz-grüne Modellprojekt ist kurz nach der Halbzeit am Ende"

     

    Und das ist auch gut so!

  • L
    Leidtragende

    Das Abstimmungsergebnis ist ein Signal der Hoffnung. Es ändert nichts an der Tatsache, dass 25% eines Jahrgangs mit unzureichenden Grundkenntnissen die Schule verlassen.

    Frei von ideologischen Scheuklappen und unsinnigen Schlagwort-Diskussion wie "Länger gemeinsam lernen" ist es an der Zeit sich über die Ursachen der Bildungsmisere Gedanken zu machen und Abhilfe an der Wurzel zu schaffen.

    In Berlin wurde ein funktionierendes Vorschulsystem gekippt, um der ideologiebehafteten Schuleingangsstufe Vorrang zu verschaffen - mit desaströsen Ergebnisse gerade bei Schülern aus bildungsfernen Elternhäusern.

    Das Hamburger Abstimmungsergebnis bietet die Chance, auch in Berlin zur Vernunft zurückzukehren.