Kommentar Schul-Entscheid: Purer Egoismus
Seit Monaten wird von interessierter Seite geraunt, die erhöhten Kita-Gebühren seien ein Grund, gegen die Schulreform zu stimmen. Falsch wäre es, das zu glauben.
E s ist beachtlich, dass sich hier einen Gruppe der Hamburger Subkultur zur Schulreform bekennt und den Ernst der Lage benennt. Unter ihnen sind viele Eltern junger Kinder, die mitbekommen, wie die Erhöhung der Kita-Gebühren die Gemüter erzürnt.
Seit Monaten wird ihnen von einigen Medien souffliert, die Erhöhung könnte ein berechtigter Grund sein, gegen die Primarschulreform zu stimmen.
Würden sie das tun, wäre das sehr tragisch. Es mag sein, dass die Gebührenerhöhung für Familien mit hoher Mietbelastung als Zumutung empfunden wird. Tatsächlich aber wurden Ressourcen im Kita-Bereich in dieser Dekade aus den ärmeren Stadtteilen zu Gunsten der doppelt berufstätigen Paare umgeschichtet. Und sie wurden deutlich erhöht. Früher bekamen prioritär Kinder von arbeitslosen Alleinerziehenden oder jene mit Sprachförderbedarf die Krippen- und Ganztagsplätze. Heute haben Eltern, die Beruf und Kinder vereinbaren wollen, die Garantie für die nötige Betreuung.
Beides sollte man nicht gegeneinander ausspielen. Aber wenn jetzt eine Schulreform geplant ist, die vor allem die seither im Kita-Bereich Benachteiligten besser fördern soll, wäre es infam, wenn die seither Bevorteilten dagegen stimmen.
Das wäre Egoismus pur. Besser wäre eine neue Volksinitiative für eine gerechnete Kita-Finanzierung und Kita-Zugang.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Liberale in der „D-Day“-Krise
Marco Buschmann folgt Djir-Sarai als FDP-Generalsekretär