Kommentar Schlecker: Schlecker-Pleite kein Grund zur Freude

Zu spät begriff Schlecker, wie schädlich sein Schmuddel-Image sein kann. Nun geht die Firma in die Insolvenz. Die Discountmethoden im Einzelhandel bleiben.

Schlecker geht in die Insolvenz. Damit stürzt ein Unternehmen ab, das das Discountprinzip im Drogerieartikelhandel am aggressivsten vorangetrieben hat: zulasten kleinerer Geschäfte und der eigenen Mitarbeiter, die jahrelang rüde behandelt wurden. Ein Grund zur Freude ist die Pleite dennoch nicht.

Denn die Discountmethoden sind mit der Pleite des schwäbischen Familienunternehmens, das irgendwie weitermachen wird, im deutschen Einzelhandel lange nicht passé. Im Gegenteil. Wachstum gab es zuletzt nur in bestimmten Teilmärkten wie der Biobranche - und bei den Discountern.

Zudem sind die Gründe für die Schlecker-Pleite hausgemacht: Das Unternehmen hat sich bei der Expansion einfach verhoben. Dabei wurden Läden eingerichtet, die sich gegenseitig Konkurrenz machen, was sich auf Dauer nicht rechnet.

RICHARD ROTHER ist Redakteur im Ressort Ökologie & Wirtschaft der taz.

Mag sein, dass das schlechte Image, das sich Schlecker durch die rüde Behandlung der Beschäftigten erwarb, dazu beitrug, dass die Kunden zur Konkurrenz gingen - die sich zum Teil menschenfreundlich gibt. Ob das ausschlaggebend war, ist aber unklar.

Schließlich hat Schlecker zu spät auf die Veränderungen des Marktes reagiert: Die Filialen sind oft einfach zu klein, sehen rumplig aus, und Kunden werden durch Dauerbeschallung mit Werbung belästigt - ein modernes Verkaufskonzept sieht sicher anders aus. Kunden wollen sich wohlfühlen oder zumindest leicht orientieren.

Fehler machte Schlecker auch beim Sortiment - während die Konkurrenz teilweise eigene Bio- und Ökomarken etablierte, liegt dieser Bereich bei Schlecker eher brach.

Schlecker hatte in der letzten Zeit versucht, das Ruder herumzureißen: Mittlerweile gibt es Betriebsräte, das Unternehmen zahlt nach Tarif und verspricht einen besseren Umgang mit den Beschäftigten. Zudem sollen die Filialen umgebaut und freundlicher werden. Die Marke Schlecker möchte weg vom Schmuddel-Image. Den Beschäftigten möchte man gönnen, dass es klappt. Aber es könnte zu spät gewesen sein.

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Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.

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