Kommentar SPD-Geschäfte mit der Leiharbeit: Lobby mit Staatsgeld
Wer Zeitarbeit glaubwürdig bekämpfen will, darf nicht selbst bis zum Hals mit im Spiel stecken. Das ist eine Frage der politischen Hygiene - gerade im SPD-verfilzten Bremerhaven.
Sozialverträgliche Leiharbeit" organisieren, mit diesem Ziel trat die städtische Bremerhavener Leiharbeitsfirma einst an. Unabhängig davon, ob das jemals funktioniert hat - inzwischen, da sind sich alle Experten einig, kann davon keine Rede mehr sein. "Personal Aktiv" ist eine Zeitarbeitsfirma wie jede andere. Mit dem Unterschied, dass sie fest in Händen der Bremerhavener SPD ist. Deren Funktionäre sind vermutlich die einzigen, die davon profitieren.
Schlimm genug, dass die Firma im städtischen Auftrag und mit öffentlichem Kapital dem System Zeitarbeit zuarbeitet, mit allen negativen Folgeerscheinungen, die einzudämmen sich auch die SPD öffentlich immer wieder auf die Fahnen schreibt.
Dass der zweite Geschäftsführer des Unternehmens auch noch als örtlicher Sprecher der Zeitarbeit-Lobby fungiert, macht die Sache kein bisschen besser. Und dass die Firma schließlich mit öffentlichen Mitteln Werbeveranstaltungen für die Zeitarbeitslobby organisiert, setzt dem ganzen die Spitze auf.
Natürlich schafft man Zeitarbeit und ihre negativen Folgen - Lohndumping etwa und prekäre Beschäftigung - nicht ab, indem eine kommunale Zeitarbeitsfirma ihren Betrieb auslaufen lässt. Andererseits: Wer Zeitarbeit glaubwürdig bekämpfen will, darf nicht selbst bis zum Hals mit im Spiel stecken. Das ist eine Frage der politischen Hygiene - gerade im SPD-verfilzten Bremerhaven.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Prozess gegen Maja T.
Ausgeliefert in Ungarn
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Bundesregierung und Trump
Transatlantische Freundschaft ade
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
ifo-Studie zu Kriminalitätsfaktoren
Migration allein macht niemanden kriminell