Kommentar S-Bahn-Schläger in München: Der Held von Solln
Dieser Mann ist ein Held. Er hat Jugendliche gegen Erpresser geschützt und wurde dafür tot geprügelt. Bayerns Justizministerin fällt nichts weiter ein, als den Mord politisch auszuschlachten.
E s ist ein schreckliches Verbrechen, umso schrecklicher, als es einen getroffen hat, der alles richtig gemacht hat. Am Samstag musste ein 50-jähriger Münchner sterben, weil er sich in der S-Bahn schützend vor vier Teenager gestellt hatte, die von jungen Männern bedroht und erpresst wurden.
Noch in der Bahn rief er die Polizei an. Er ließ die Jugendlichen nicht allein, sondern bot ihnen an, mit ihnen auszusteigen. Dafür wurde er von zwei 17- und 18-jährigen Angreifern am Bahnhof zu Tode geprügelt.
Dieser Mann ist ein Held. Er hat getan, was selbstverständlich sein sollte: Er ist eingeschritten, als vor seinen Augen Schwache bedrängt wurden. Er verdient großen Respekt. Leider wird ihm dieser Respekt von der bayerischen Justizministerin versagt. Denn Beate Merk (CSU) hat keine angemessene Reaktion auf das Verbrechen am S-Bahnhof Solln gefunden. Im Gegenteil: Sie nutzt es dazu, ihre politischen Forderungen zu verbreiten. Doch was sie fordert, hätte dem Opfer nicht geholfen. Entweder weiß sie das nicht - dann ist sie intellektuell überfordert. Oder sie weiß es - dann ist ihr Verhalten schäbig.
Beate Merk fordert, dass Straftäter ab 18 Jahren künftig stets nach dem Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden müssen - und nicht mehr, wie bisher, bis zum 21. Lebensjahr auch das Jugendstrafrecht angewandt werden kann.
Der 50-jährige Münchner ist noch keinen Tag tot, die Ermittlungen haben gerade erst begonnen. Im anstehenden Prozess erlaubt es die Gesetzeslage schon jetzt, den älteren Täter wie einen Erwachsenen zu behandeln. Vielleicht wird der Richter das tun - nach dem Abschluss der Ermittlungen. Doch Frau Merk wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, Wahlkampf für ihre Partei zu machen.
Beate Merk fordert, dass in Zukunft auch S-Bahnhöfe mit Kameras überwacht werden sollen. Sie mag dieser Ansicht sein. Doch im konkreten Fall ist die Forderung vollkommen unsinnig. Der Zwischenfall in der S-Bahn geschah am helllichten Tag. Es gab viele Zeugen.
Das Opfer selbst, noch in der Bahn, hat die Polizei angerufen. Ein Kamerabild hätte nur eines geändert: Es gäbe jetzt einen Kurzfilm von der Tat, den das Fernsehen wieder und wieder abspielen könnte. Wem wäre damit geholfen? Nur den Law-and-Order-Politikern vom Schlage Merk.
Das Verbrechen ist schrecklich. Es politisch auszuschlachten, das ist abstoßend.
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