piwik no script img

Kommentar RusslandKlare Sprache macht Freunde

Klaus-Helge Donath
Kommentar von Klaus-Helge Donath

Unter den osteuropäischen Russland-Mahnern gehören die Polen ganz klar zu den Wortführern. Sie geben sich hart, klar und nicht so leicht erpressbar.

Na bitte, es geht doch! Russlands Außenminister Sergei Lawrow hat Warschau nicht nur neue Verhandlungen über die bilateralen Beziehungen angeboten. Er zeigte sich sogar gesprächsbereit, die Details des Raketenabwehrschilds mit den Polen noch einmal durchzugehen. Ein Fortschritt.

Dabei teilen Polen und Russland nicht nur eine schwierige Vergangenheit, sie sind Problemnachbarn geblieben. Mal blockierten die Russen die Einfuhr von polnischem Fleisch. Dann revanchierten sich die Polen, indem sie eine Neuverhandlung des EU-Partnerschaftsabkommens mit Moskau vereitelten, und zuletzt gaben sie ihr Placet zur amerikanischen Raketenabwehr auf eigenem Boden.

Unter den osteuropäischen Russland-Mahnern gehören die Polen ganz klar zu den Wortführern. Sie geben sich hart, klar und nicht so leicht erpressbar - und das, obwohl sie abhängiger sind von russischer Energie als die großen Russlandversteher Deutschland und Frankreich. Doch die polnische Sprache wird in Moskau offenbar besser verstanden als das Brüsseler Partnerschaftsesperanto oder Berlins Kuschelgesäusel.

Wo der Dialog versagt, ist klare Ansage verlangt. Dass die EU in der Kaukasuskrise mit gemeinsamer Stimme sprach, hat Russland verschreckt. Erstmals zeigte es sich kompromissbereit. Ungewollt hat Moskau mit seinem Kaukasus-Abenteuer den europäischen Einigungsprozess befeuert. Während die einen zueinanderfinden, steht Russland nun allein da. Auch die "Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit", die Russland zur Anti-Nato ausbauen wollte und in der China neben Moskau den Ton angibt, versagte dem Kreml die Gefolgschaft. Und selbst die ehemaligen Vasallen im Verteidigungsbündnis der GUS-Staaten gaben dem Druck zum Konsens nicht nach. Nur Nicaragua und die Hamas haben Moskaus Vorgehen gebilligt, aber damit lässt sich kein Staat machen.

Erst spuckt der Kreml große Töne, jetzt stimmt er sanftere an. Das Kapital flieht das Land, der Ölpreis sinkt, die Debatte über Energieabhängigkeit in der EU wird sich beschleunigen. Moskau ahnt: Bald könnte die Party zu Ende sein. Da braucht man Freunde. Der Pole Donald Tusk bot sich schon mal als Vermittler an.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Klaus-Helge Donath
Auslandskorrespondent Russland
Jahrgang 1956, Osteuroparedakteur taz, Korrespondent Moskau und GUS 1990, Studium FU Berlin und Essex/GB Politik, Philosophie, Politische Psychologie.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • A
    Anton

    Sehr geehrter Herr Donath, mäßigen sie zumindest ihre Sprache, wenn sie schon auch nicht mehr ansatzweise objektiv sein können. Bevor sie weiter dermaßen Ihren, woher auch immer stammenden, Aversionen gegen Rußland nachgehen, möchte ich von ihnen zuerst einen Kommentar zum Verhalten der USA in den verschiedenen Regionen der Welt lesen. Wenn sie da nichts ansatzweise unverschämtes zustande bringen, schweigen Sie doch einfach mal eine Zeit. Zur inneren Selbstfindung. Wenn es so weiterginge, käme es mir sonst evtl. in den Sinn, Sie einen Kriegshetzer zu nennen. Was ich vorerst allerdings unterlasse. Was Sie mit Ihren Kommentaren in der taz beweisen: Sie können immer noch schlimmer. Toll ist das allerdings nicht.Und, liebe taz, wann reicht es DIR eigentlich mit Herrn Donath? Oder willst Du wirklich solche Hetze weiter fördern?