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Kommentar RusslandPutins bitterer Sieg

Klaus-Helge Donath
Kommentar von Klaus-Helge Donath

Der russische Herrscher wird die Wahlen am Sonntag gewinnen. Doch sein Markenkern ist kaputt. Er kann lediglich den eigenen Abstieg verwalten.

Putin als Kunsthandwerk - Ein Moskauer Puppenmacher begleitet den Wahlkampf des Pantokrators. Bild: reuters

W ladimir Putin wird aus den Präsidentschaftswahlen am nächsten Sonntag wohl schon im ersten Wahlgang als klarer Sieger hervorgehen. Und selbst wenn es knapp ausgehen sollte: Das Regime Putin verfügt noch über ausreichend Personal und Methoden, den Durchmarsch zu organisieren. Daran ändern auch anhaltende Massenproteste der Opposition in den Städten nichts.

Dennoch haben die Unzufriedenen die Koordinaten des Systems verschoben. Putin baute bislang auf seinen Nimbus als Garant der Stabilität. Putin oder Chaos lautete die Alternative. Der "nationale Lider" aus der KGB-Schule mutierte zum Herrscher von Gottes Gnaden, unberührbar und dem Zugriff alles Weltlichen entzogen.

Diese Aura ist dahin und entblösst ihre tragikomische Seite, wenn der Wahlkämpfer im Stadion zur Schlacht um Russland aufruft und im Rückgriff auf die Literatur Aufopferung bis zum Letzten beschwört. Weder geht Russland unter noch muss es verteidigt werden. Lediglich die Marke Putin zieht nicht mehr.

Klaus-Helge Donath

ist Russland-Korrespondent der taz.

Das Tragische ist, dass der Pantokrator durch die Entscheidung in den Kreml zurückzukehren, sich den Boden unter den Füssen selbst wegzog und das politische System eigenhändig destabilisierte. Der bisherige Konsens hat ausgedient.

Wahlkämpfer Putin treibt bewusst einen Keil zwischen Intelligenz und städtische Mittelschichten auf der einen und der ärmeren Bevölkerung auf dem Lande und in der Provinz auf der anderen Seite. Mit dem Ziel, sich selbst zu retten. Nach der Rückkehr in den Kreml wird dem Präsidenten nichts anderes übrig bleiben, als die eigene Demontage zu administrieren.

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Klaus-Helge Donath
Auslandskorrespondent Russland
Jahrgang 1956, Osteuroparedakteur taz, Korrespondent Moskau und GUS 1990, Studium FU Berlin und Essex/GB Politik, Philosophie, Politische Psychologie.
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2 Kommentare

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  • S
    swilly

    Herr Donath, warum übersetzen Sie nicht mal öfters KGB? (Kommitee für STAatliche SIcherheit)? KGB klingt ja fast so wie CIA, also nur Spione...

    Auf die STASI der DDR hacken alle rum, warum nicht auf den ehemaligen STASI-Offizier der UdSSR.

    Ach ja ich vergaß, der Genosse der Bosse bescheinigte dem ehemaligen STASI-Offizier, er sei ein lupenreiner Demokrat. Scheiss Doppelmoral!!!!

  • HS
    Hari Seldon

    Sogar die Opposition kalkuliert mit 58-66% für Putin, und der guter Herr Donath schreibt, dass Putin den Vertrauen des Volkes verspielt hätte. Dann bitteschön, was würde der Herr Donath zum Beispiel zum W. Kretschmann sagen? W. Kretschman ist sage und schreibe mit 24,2% MP in BaWü... Habe das starke Gefühl, dass Herr Donath wegen akuter Putin-Phobie jegliche Berührung mit der Wirklichkeit verloren hat. Oder will er die guten alten Zeiten (wie unter Stalin) zurück? Damals wurde der Partei- oder Staatsoberhaupt mit 99,99% gewählt.

     

    Es ist die höchste Zeit, dass TAZ jemanden als Russland Korrespondent wählen sollte, der mit den Realitäten in Russland mehr Berührung als Herr Donath hätte. Wir, TAZ-Leser interessieren uns nicht für die persönliche Phobie von Herrn Donath. Wir erwarten eine objektive und ausgeglichene Berichterstattung. Eine solche Berichterstattung ist bei Herrn Donath augenscheinlich nicht drin.