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Kommentar RüstungUnd der Sieger heißt EADS

Hermannus Pfeiffer
Kommentar von Hermannus Pfeiffer

Die militärische Luftfahrt ist nicht sonderlich profitabel. Die freien Ingenieurkapazitäten sind besser in der zivilen Luft- und Raumfahrt eingesetzt. Merkel hat dies nicht begriffen.

D iese Niederlage ist ein Sieg. Kanzlerin Angela Merkel hat das nicht begriffen. Sie bedauert die zu erwartende Niederlage des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS um den gigantischen US-Tankflugzeug-Auftrag gegen Boeing. Es sei eine Chance verpasst worden.

Chance? Die Niederlage ist ein Sieg für Deutschland, Frankreich und Spanien, die eigentlichen Eigentümer von EADS. Denn wollen wir wirklich solche Rüstungsaufträge, die einer in jeder Beziehung kostspieligen und politisch verhängnisvollen Globalisierung des Krieges weiteren Vorschub leisten?

Zwar hängt die Muttergesellschaft von Airbus längst tief im Rüstungssumpf drin. Schließlich rüsten EADS und seine Tochtergesellschaften viele Armeen mit Kampfjets und Helikoptern, aber auch mit Hochgeschwindigkeitstorpedos und Raketensystemen aus. Jeder Auftrag mehr kann einer zu viel sein. Seit der Warnung von US-Präsident Eisenhower vor einem militärisch-industriellen Komplex könnten selbst wirtschaftsliberale Politiker Rüstungsgiganten als potenziellen heimischen Krisenherd erkennen.

Besonders profitabel sind sie deswegen nicht unbedingt. So weist die Bilanz den paneuropäischen Musterkonzern selber als Sieger der Niederlage aus. Viele öffentliche Aufträge – gerade von Militärs mit ihren diversen Extrawünschen – belasten die Gewinn-und-Verlust-Rechnung von EADS erheblich.

Hermannus Pfeiffer

ist Wirtschafts-Autor bei der taz.

Die freien Ingenieurkapazitäten sind besser in der zivilen Luft- und Raumfahrt eingesetzt. Das Geschäft brummt nämlich. Mit dem Verkauf von 510 Flugzeugen verzeichnete EADS-Airbus einen neuen Rekord und übertrumpfte erneut den US-Konkurrenten Boeing.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Guttenberg zurücktreten sollte

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Hermannus Pfeiffer
Autor
Soziologe und promovierter Wirtschaftswissenschaftler. Spezialgebiete: Banken/Versicherungen/Finanzmärkte und maritime Industrie. Arbeitet seit 1995 als freier Wirtschaftspublizist in Hamburg. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, zuletzt „Gewinn ist nicht genug! 21 Mythen über die Wirtschaft, die uns teuer zu stehen kommen“, Rowohlt Verlag, Reinbek 2021.
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7 Kommentare

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  • NA
    @nichtchemische Antriebe

    Also am besten ohne Atome oder was??? Besser wir lassen die Physik auch noch weg...

  • WS
    Wilfried Schuler

    Der Merkel Kommentar zeigt auf welchem Niveau die Dame sich geistig und moralisch befindet. Rüsten,

    Krieg spielen und amerikanischen Speichel lecken.

    Und Ihr hirnloser Kommentar zu Guttenberg und dem Wert der Wissenschaft wird Ihr noch leid tun. Das war ein Rohrkrepierer. Ihre fachlich unqualifierten Leistungen betreffend Morsleben und Asse, dazu ihre

    undemokratische Sichtweise von Gorleben. Unterste Schublade. Und das Bild von München kürzlich mit Clinton. Durchdrungen von der eigenen Wichtigkeit.

    Wer hat sie bloß dahin befördert wo sie ist und nicht hingehört? Das sagt alles.

  • UF
    Uwe Fritz

    Bin mal gespannt, wie lange ihr den alten Cato geben müsst.

  • N
    noblinski

    Mir scheint es, als ob aus der Sicht der Amerikaner erweiterte Sicherheitsaspekte eine Rolle spielen. Also z.B. die Frage, ob Russen oder Chinesen im konkreten Falle Anteile von EADS oder deren Töchtern erwerben könnten, ein Interesse bestünde da gewiß. Für Rüstungsprojekte dieser Größenordnung ist es natürlich immer besser, man kann im Krisenfalle die Ersatzteile im eigenen Land beschaffen. Außerdem besteht ja ein großer Teil des Preises aus Steuern und es sieht immer gut aus, wenn diese den Weg in den eigenen Staatshaushalt zurück finden.

     

    Ob das mit der ungehemmten Vielfliegerei so weiter gehen kann, da habe ich meine Zweifel. Man kann nicht im Alltag das Elektroauto fordern und andererseits jeden Blumenstrauß aus Afrika oder jedes Steak aus Argentinien einfliegen. Es muß da im globalen Handel eine gewisse Vernunft einkehren. Die Spezialisten bei EADS sollten sich nun der Entwicklung nichtchemischer Antriebe für die künftige Raumfahrt zuwenden, da gibt es noch viel zu tun.

  • W
    weniglinks

    Ich habe mich gefragt, welche Waffengattung bzw. Rüstungshersteller denn überhaupt unterstützt werden sollte?? Antwort ist logisch: keine®.

     

    Das führt mich jedoch zu der anderen Frage: was ändert es, wenn EADS keine Armeeflugzeuge (mehr) produziert? Es gibt ja genug andere Anbieter. Wer leidet unter fehlenden Aufträgen? Sicher nicht die amerikanische Wirtschaft. Ich gebe dem Autor aber dahingehend recht, dass EADS eher über-, als unterfordert scheint.

     

    Nur schade für alle Menschen, die dabei ihre Arbeitsstelle gefunden hätten. Unabhängig von der moralischen Bewertung - damit fallen Jobs weg, die einigen ein menschenwürdiges und selbstbestimmtes Leben ermöglicht hätten...

  • A
    Alexo

    Im Übrigen bin ich auch dafür, daß Guttenberg zurücktreten sollte bzw. muss, egal wie es EADS geht!

     

    Ich finde diese Aktion, diese Ansicht an einen themafremmden Artikel anzufügen, ausgezeichnet!

     

    Ich wundere mich schon, daß taz die Guttenberg-Rücktrittsnotwendigkeit scheinbar schon abgehakt sieht und ins Archiv bewegt.

     

    Wo soll das Land noch hinkommen, wenn solche Personen noch weiter Ministerposten bekleiden dürfen oder sind unsere Ministerien schon wirklich das erweiterte Politkabarett mit Politikschauspielern?

  • PM
    Peter Müller

    Interessanter Aspekt im Kommentar bezüglich dem Militärisch-Industriellen Komplex. Was mir bisher in der medialen Berichterstattung jedoch fehlt, ist ein detaillierter Hintergrund zur Vergabe. Das Pentagon sagt, Boings Maschine sei waffenstärker, preiswerter in der Anschaffung und Unterhaltung. Stimmen diese Aussagen? Sie scheinen, wenn man die Statements von EADS, Politikern und Medien anschaut, offenbar nicht zu stimmen.

    Übrigens finde ich es unpassend, in einem Kommentar zum Thema EADS mit dem letzten Satz zu schließen, der Autor sei der Meinung, Guttenberg müsse zurücktreten. Da hilft auch kein Kursivstellen - das ist journalistisch einfach fragwürdig.