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Kommentar Richtungsstreit in der AfDDumpfdeutsche ohne Transatlantiker

Sabine am Orde
Kommentar von Sabine am Orde

Der Rücktritt von Hans-Olaf Henkel aus der AfD-Spitze überrascht kaum. Für Parteichef Bernd Lucke wird es jetzt noch schwieriger.

Die Mitgliedskarte will Hans-Olaf Henkel wohl noch ein wenig behalten Bild: dpa

S eit Monaten schon hat sich Hans-Olaf Henkel zunehmend von der AfD distanziert: Öffentlich fiel er über andere Mitglieder der Bundesspitze her, in Interviews gab er zu, dass er sich für die Partei schäme, beim letzten Bundesparteitag gar weilte er lieber in den USA und ließ sich mit einer Videobotschaft einspielen.

Jetzt hat der ehemalige BDI-Chef und eifrige Talk-Show-Gast eine erste Konsequenz gezogen: Er legt sein Amt als stellvertretender Parteichef nieder und zieht sich damit aus dem Bundesvorstand zurück. Der Grund: Versuche von „Rechtsideologen“, die Partei zu übernehmen.

Henkels Schritt kommt also nicht überraschend, für das Machtgefüge in der zerstrittenen Partei aber könnte es große Folgen haben. Der Transatlantiker und TTIP-Befürworter Henkel ist einer der wenigen prominenten Vertreter des marktliberalen Flügels der AfD – und einer der noch rarer gesäten Vertrauten von Parteichef Bernd Lucke.

Dieser kämpft gerade mit dem rechten Flügel seiner ohnehin rechten Partei um die Ausrichtung der AfD – und um die Macht. Mit Henkel verliert er einen wichtigen Unterstützer im Bundesvorstand, wo seine Gegenspieler, die Co-Vorsitzende Frauke Petry und der Vizechef Alexander Gauland, immer machtbewusster agieren. Und wo sich Lucke nur noch knapp durchsetzen kann.

Das zeigte sich zuletzt Anfang der Woche, als er die Abmahnung von NRW-Landeschef Marcus Pretzell, einem seiner schärfsten Widersacher, mit gerade einer Stimme Mehrheit durchbekam. Henkels Rücktritt ist also auch eine weitere Eskalation im Machtkampf um die Deutungshoheit in der AfD, an der die Partei vielleicht doch noch zerbrechen kann.

Zudem wird die AfD mit Henkels Rückzug weiter liberale WählerInnen verlieren, die eigentlich eine FDP mit mehr Nationalismus und ohne Euro wollen und mit dem nationalkonservativen Flügel fremdeln. Und die ohnehin zunehmend bezweifeln, ob die AfD ihre politische Heimat sein kann.

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Sabine am Orde
Innenpolitik
Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.
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3 Kommentare

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  • Ich sehe ehrlich gesagt als Außenstehender überhaupt nicht, wo der Unterschied zwischen diesen beiden Flügeln sein soll. Auch die Nationalen sind ja schließlich gnadenlos neoliberal, und die Neoliberalen tönen ebenfalls durchaus national. Es ist ja nicht so, dass mit einem Gauland kein Neoliberalismus zu machen wäre, oder dass ein Lucke nicht auch deutschnational daherredet. Dieser ganze erbitterte Streit scheint mir lediglich um die jeweilige Dosierung zu gehen ...

  • Das Thatcher-Programm der Hayek-Phantasten um Bernd Lucke und Frank Scheffler vom "liberalen Aufbruch" hat schlicht nicht genug Anhänger und Profiteure.

    Aber die nationale Stimmung und Spaltung der Armen bringt ad hoc über 5%.

  • Lucke wird auch nicht mehr lange durchhalten. Niemand mag Schaubi Schlumpf!