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Kommentar RentenkasseVon Äpfeln und Birnen

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Gesetzliche Rente lohnt sich für Jüngere als Geldanlage nicht, so eine Studie. Kein Wunder - denn Sozialpolitik und "Renditerisiko" haben wenig mit einander zu tun.

Bild: taz

Barbara Dribbusch arbeitet im taz-Inlandsressort und interessiert sich besonders für die Schnittstellen zwischen Wirtschaft und Gesellschaft.

Am Montag ging der Streit in eine neue Runde. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge, deren Gesellschafter die Deutsche Bank ist, legte Ergebnisse ihrer neuesten Untersuchung vor. Danach fällt nicht nur die Rendite, also das Geld, das Einzahler im Alter später von der gesetzlichen Rentenversicherung zurückkriegen, schmaler aus, als wenn sie ihr Geld auf dem privaten Kapitalmarkt in Aktien investiert hätten, auch eine sichere Geldanlage sei die gesetzliche Rentenkasse nicht mehr.

Das "Renditerisiko" der gesetzlichen Rentenversicherung, verkündeten die Anlageforscher, sei "in den letzen 30 Jahren sogar höher" gewesen als das am Kapitalmarkt. Selbst wer in den vergangenen 30 Jahren eine eher ungünstige Aktienmischung besaß, kommt am Ende doch noch auf einen höheren Gewinn als ein Einzahler in die gesetzliche Rentenversicherung. Ursachen seien die "zahlreichen Kürzungen der Politik und die ungünstige Demografie", erklärten die Anlageberater. Sozialpolitik in ein "Renditerisiko" umzurechnen - das bedeutet, Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

Rein zahlenmäßig betrachtet ist es richtig, dass die gesetzliche Rente für heute Jüngere keine ergiebige Geldanlage darstellt. Diese Rechnung kennt auch die Deutsche Rentenversicherung, die am Montag umgehend mit einer Pressemitteilung konterte. Danach bekommen heute 35-jährige ledige Männer nur noch eine schmale Rendite von rund 2,8 Prozent, wenn sie weiter in die gesetzliche Rente einzahlen. Das ist wenig im Vergleich zu den Erträgen für Besitzer eines Wertpapierdepots. Ein intergenerationales Umlagesystem, in dem die späteren Rentner auf die Arbeitskraft der dann geschrumpften Bevölkerung angewiesen sein werden, ist tatsächlich kein boomendes Geschäft.

Einiges spricht daher dafür, den Kreis der Einzahler per Gesetz auszuweiten, also etwa auch Selbständige in die gesetzliche Rentenkasse miteinzubeziehen. Dies wäre gerechter, als die Verachtung der Leistungsträger gegenüber der Rente durch Kapitalmarktvergleiche zu schüren. Denn auch dies ist ein wenn auch politisches "Renditerisiko".

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).

3 Kommentare

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  • K
    karl

    Verehrter sailor, Sie sind derjenige der hier dem Etikettenschwindel auf den Leim gegangen ist. Sie verbreiten hier nur die derzeit übliche Sicht, den "Jungen" würde Geld weggenommen, um es den Alten ungerechtfertigterweise zu geben. Fakt ist, dass über dieses System das höchstmögliche Maß an Gerechtigkeit erreicht wird, denn auch Sie werden später, wenn Sie denn mal "Alt" sind, von den Jüngeren finanziert. Was hat das also mit "Kettenbriefaktion" zu tun? Das ist FDP-Propaganda, die jeder rationalen Basis entbehrt. Wie sicher die internationalen Finanzmärkte sind erleben wir ja gerade mal wieder, wenn Sie also ihr Geld an der Börse verbrennen wollen -dann tun Sie das doch bitte. Eine ganze Menge anderer Leute hat daran jedoch kein Interesse. Informieren Sie sich doch einmal in glaubwürdigen Quellen über die Sicherheiten privater Vorsorge -sie werden ihr blaues Wunder erleben. Was glauben Sie denn, wieviel von Ihren Einlagen in Provisionen etc fließt? Zudem bleibt anzumerken, dass das gesetzliche Rentensystem seit Jahren (Jahrzehnten) von politischen Kräften und Wirtschaftslobbyisten kaputt gemacht wird. Schon Kohl hat die Rücklagen der Sozialversicherung geplündert (die man sehr wohl als Kasse bezeichnen kann). Die Senkung von Sozialversicherungsbeiträgen führt nicht zu einer Entlastung der Bürger, sondern zu einer Überlastung des Rentensystems, da seine finanzielle Grundlage verkleinert wird. Der Ausbau nicht-sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse führt zu einer Schwächung des gesetzlichen Systems, da ihm wiederum die finanzielle Grundlage entzogen wird -und diese Entscheidungen sind politisch gewollt. Und lieber Klaus, in 20-30 Jahren zahlen wir der heutigen verbreiterten Basis die Rente aus den Beiträgen der dann weiterhin verbreiterten zukünftigen Basis, bestehend aus Arbeitnehmern in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen -für deren Erhalt und Neuschaffung wir kämpfen müssen. Sie haben das Umlagesystem nicht verstanden.

  • S
    sailor

    Der Etiketten Schwindel dem die Taz auf dem Leim gegangen ist, steckt schon in den ersten beiden Worten der Kolumne: "Die Rentenkasse..."

     

    Es gibt keine Rentenkasse, liebe Taz Redakteure !

     

    Nur ein Umlageverfahren, das den Jungen das Geld abnimmt, was innerhalb von wenigen Tagen dann den Alten ausgezahlt wird. Kritiker nennen dieses Umlageverfahren auch eine staatliche Kettenbrief Aktion.

     

    Da ist keine Kasse - Zilch Substanz ist vorhanden !

     

    Ganz anders ist es, wenn die Jungen ihr Geld an der Börse anlegen würden und somit renditestarke Substanz für ihr eigenes Alter schaffen würden.

  • K
    Klaus

    Und in 20- 30 Jahren zahlen wir dann der verbreiterten Basis die Rente - wovon/woher? Von einer wohl grün angehauchten Kapitalmarktexpertin hätte man mehr verlangt als "Nach uns die Sintflut".