Kommentar Rauchverbot Bayern: Auf eine Zigarette
Rauchfrei, rauchfrei, rauchfrei – Warum wollen die Gesundheitsterroristen jeden Spaß vermiesen? Gegen Fett und Handymasten geht ihr Gejammer. Und jetzt wieder gegen die Raucher.
D ie Gesundheitsterroristen wollen aber auch wirklich jeden Spaß vermiesen. Gegen gehärtete Fette und strahlende Handymasten richtet sich ihr Gejammer. Mit dem Finger zeigen sie auf Partydrogen-Hedonisten, Discount-Thunfischpizza-Genießer und Power-Walking-Muffel. Und jetzt geht es auch wieder gegen die Raucher.
Der Rauch-Krieg in Bayern ist inzwischen so eskaliert, dass die bayerische Blockpartei CSU sich damit nicht mehr die Finger verbrennen will. Nachdem sie bei der Kommunalwahl 2008 eine schmerzhafte Klatsche für ihr hartes Anti-Rauch-Gesetz bekam, ruderte sie zurück. Jetzt sagt sie: Das Volk soll entscheiden.
Am Sonntag stimmt Bayern ab. Ein Volksbegehren will das inzwischen aufgeweichte Rauch-Gesetz wieder verschärfen. Ziel: Schutz vor Passivrauch und Lungenkrebs – rauchfreie Gaststätten, rauchfreie Bars und Kneipen, rauchfreie Cafés, rauchfreie Diskotheken, rauchfreie Festzelte. Rauchfrei, rauchfrei, rauchfrei. Jede kleine Ausnahme eine krachende Niederlage für die hochideologisierten Gesundheitsfreunde.
Julia Seeliger ist Redakteurin bei taz online.
Normal ist das alles nicht mehr. Warum werden diejenigen, die technische Lösungen ins Spiel bringen, mit Schaum vorm Mund als Büttel der Tabaklobby bezeichnet? Warum soll es denn nicht erlaubt sein, in abgeschlossenen Räumen zu rauchen? Warum wollen sie das totale Rauchverbot?
Es ist eine Art des Sich-selbst-Erhöhens: Schau her, schwacher Raucher, ich kann es auch – oder habe es gar selbst geschafft, aufzuhören. Weil du, Raucher, so schwach bist, will ich dir helfen. Mit einem Verbot. Auf dass dein schwaches Fleisch durch meine Weisheit gereinigt werde. Vermutlich neiden die selbsternannten Menschenschützer den Rauchern ihre teure Krebsbehandlung – ohne zu erkennen, dass die überhaupt keinen Spaß macht.
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