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Kommentar Rating der EurobondsKrasse Fehleinschätzung

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

Mit den Eurobonds würden alle EU-Länder auf Ramschstatus gesetzt, so Standard & Poor's. Das Szenario schreckt ab, dabei ist dieses Rating eine reine Luftnummer.

E s ist nicht das erste Mal, dass Standard&Poors danebenliegt. Viele Jahre lang hat die weltgrößte Ratingagentur Ramschpapiere amerikanischer Hypotheken mit Spitzennoten bewertet - und damit die Weltfinanzkrise mitverursacht.

Nun warnt Standard&Poors: Sollte der Eurobonds kommen, wird sie diese gemeinsame Anleihe aller Euro-Staaten mit dem Rating des schwächsten Mitgliedslandes bewerten, also Ramschstatus. Selbst das sparwütige Deutschland würde auf dem gleichen Niveau landen wie das bankrotte Griechenland. Dieses Szenario schreckt natürlich viele ab. Doch die Bewertung ist völlig aus der Luft gegriffen.

Anders als etwa Aktienmärkte wird der Anleihenmarkt nicht bestimmt von renditegetriebenen Kurzanlegern, sondern von Institutionen und ganzen Staaten, denen es um Sicherung ihrer Vermögen geht. Großanleger wie etwa die europäischen Rentenmärkte haben ihr Interesse an Eurobonds bereits bekundet. Ihnen ist ein einheitlicher Anleihenmarkt lieber als ein aufgesplitterter, der großen Schwankungen ausgesetzt ist.

Bild: taz
FELIX LEE

ist Redakteur im Umwelt- und Wirtschaftsressort der taz.

Was noch viel schwerer wiegt: Das Potenzial von Eurobonds liegt bei sieben Billionen Euro. Damit würde ein gigantischer Anleihenmarkt entstehen, der es mit dem US-Anleihenmarkt aufnehmen könnte.

Schon jetzt sind Länder mit hohen Reserven wie etwa China oder auch die Erdöl exportierenden Länder auf der Suche nach Alternativen zum kriselnden US-Dollar. Der Schweizer Markt ist zu klein und auch Bundesanleihen können die Nachfrage nicht decken. Diese Länder könnten endlich umschichten.

Angesichts der hohen Liquidität ist sogar wahrscheinlich, dass die Zinsen von Eurobonds unter denen von Bundesanleihen liegen. An Eurobonds käme kein globaler Investor vorbei.

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Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
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8 Kommentare

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  • F
    friedi

    Stimmt mein Eindruck, dass momentan lauter Bildungsoffensivenabsolventen als Praktikanten die Redaktion der taz stürmen?

  • Y
    Yoshi

    S&P hat angesagt, dass ein Eurobond ohne gemeinsame Haftung ein Rating von CC hätte. (siehe: http://blog.zeit.de/herdentrieb/2011/09/04/eurobonds-uberfordern-uns-aber-nur-intellektuell_3516 )

    Allerdings ist die gemeinsame Haftung eben der Kern von Eurobonds.

  • R
    Rentner66

    Die ersten Herabstufungen von Griechenland und anderen PIIGS-Staaten durch US-Ratingagenturen waren nicht sachgerecht, weil doch ausreichende Bürgschaften vorlagen (Euro-Rettungsschirm).

     

    Ein CCC-Rating für die Eurobonds ist auch nicht sachgerecht, denn angebracht wäre ein nach Wirtschaftsstärke gewichtetes Mittel der Ratings aller Euro-Staaten und das liegt eher über dem Mittelwert und nicht beim am schlechtesten gerateten dieser Staaten.

     

    Die Drohung mit einem CCC-Rating der Eurobonds soll vielleicht die starken Euro-Staaten dazu bewegen, eigene ("starke") Eurobonds aufzulegen, was aber zu einer Spaltung des Euroraumes und damit zu einer Schwächung des Euro und letztlich auch der EU führen müsste.

     

    Die Absicht der Kreise, deren Speerspitze diese Ratingagenturen offensichtlich sind, wird jedenfalls immer klarer. Das wird ihnen hoffentlich endgültig den Nimbus der 'neutralen Ratingexperten' nehmen. Leider schreiben derzeit noch zahlreiche Gesetze und Verordnungen die Berücksichtigung ihrer Ratings vor.

  • G
    guntherkummerlande

    Wenn diese zweifelhafte Argumentation stimmen

    würde, dann wäre das ein Grund EUROBONDS

    eben nicht einzuführen,

    weil wir eben auch an die Zukunft der USA

    mitarbeiten müssen.

     

    Wir haben nach der Wende von USA durch unsere

    Exporte das Land finanziell stabil halten können.

    Sonst hätte uns die Einheit bei der

    schlechten Wirtschafts-und Subventionspolitik

    in die Pleite geführt.

    Jetzt müssen die USA so stabil, wie möglich

    gehalten werden, um endlich effektive

    neue Strategien entwickeln zu können.

    Nur wenn die USA und Europa zusammen Ihre

    Schuldenkrisen koordiniert lösen, können

    Sie den Einfluss in der Welt erhalten.

     

    Europa ist definitiv nicht in der Lage ein

    abstürzendes Land, wie die USA aufzufangen.

    Der Eintritt in diesen Anleihemarkt könnte die Branchenstruktur

    der USA nachhaltig schädigen ohne neue hochbezahlte

    Arbeitsplätze dort zu generieren.

     

    China hätte den größten Wettbewerber,um

    die Weltherrschaft ausgeschaltet.

    Der deutsche reibungsarme Export in die USA

    würde erlahmen und wir wären nur auf

    den stark reglementierten und

    einseitig begünstigenden Märkten Asiens abhängig.

     

    Europa würde durch die schrumpfenden Einnahmemargen noch ärmer und noch abhängiger von China.

    Keine EUROBONDS!!!!!

    Letzlich könnte eine Feindschaft zwischen Europa

    und den USA entstehen von der China profitiert.

    Und der kommunistische Autoritarismus

    die Welt erfaßt.

  • B
    BigBrotherBill

    Ohne Rating-Agenturen würden uns die politisch unabhängigen Medien und deren politischen Einflüsterer der Parteien nur erzählen, wie toll alles mit der EU und dem EURO läuft. Deshalb stören diese Agenturen die "Entscheidungsträger" und deren Multiplikatoren.

    P.S.: an Stelle der Agenturen würde ich die EuroBonds ebenfalls ramschen. Diese sind eine Stütze, ändern aber nichts an den Ursachen, verschleiern diese und verdrängen Lösungen.Volksverdummung also. Bis die einen, z.B. Albert Thurn und Taxis,ihr Vermögen (in diesem Falle 1 Milliarde) in die Schweiz bringen, die anderen nichts mehr haben und nachts auf Kleidercontainer klettern "dürfen".

  • R
    Rentner66

    Die ersten Herabstufungen von Griechenland und anderen PIIGS-Staaten waren nicht sachgerecht, weil doch ausreichende Buergschaften vorlagen (Euro-Rettungsschirm). Ein CCC-Rating fuer die Eurobonds ist es auch nicht, denn logisch waere ein nach Wirtschaftsstaerke gewichtetes Mittel der Ratings aller Euro-Staaten und das liegt eher über dem arithmetischen Mittelwert dieser Staaten.

     

    Fazit: S&P macht immer offener Politik und - wenn man sich das genauer ansieht - wohl fuer die US-Republikaner:

     

    1) Durch Herabstufungen von Ratings und Drohungen mit solchen Herabstufungen die Kreditzinsen der PIIGS-Staaten hochhalten (und ggf noch hoeher treiben) und gleichzeitig einen Glaeubigerschnitt verhindern, damit die republikanische S&P-Klientel weiter hohe Zinsen ohne Risiko kassieren kann.

     

    2) Den Euro schwächen, damit der Dollar trotz aller eigenen Fehler stark bleibt.

     

    3) Obama bekämpfen über die Herabstufung der USA und

     

    4) jetzt mit der CCC-Drohung einen Eurobonds der starken Euro-Staaten erzwingen, was zu einer Spaltung des Euroraumes fuehren müsste und damit zu einer Schwaechung des Euro und letztlich auch der EU.

  • W
    Wolfram

    Na Wunderbar, wir brauchen also die Eurobonds, damit China und Co ihre Ausbeutungsrenditen sicher anlegen können. Krasse Fehleinschätzung!

  • B
    Björn

    Und genau deshalb will S&P die EuroBonds zu Ramsch deklarieren. Weil sie zu einer Gefahr für die USA werden könnten, wenn China sagt, dass sie den Dollar nicht mehr brauchen ...