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Kommentar RTL SpendenmarathonSchwierige Entscheidung

Gernot Knödler
Kommentar von Gernot Knödler

Ein Entzug des Spendensiegels hätte großen Schaden verursacht.

D ie Frage, ob das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) der RTL-Stiftung Wir helfen Kindern das Spendensiegel aberkennen sollte, ist heikel. DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke hat das nicht getan, obwohl Geld der Stiftung für die strauchelnde Beluga-Reederei des Bremers Niels Stolberg abgezweigt worden sein soll. Wilkes Entscheidung war richtig.

Wenn das Verschwinden der 500.000 Euro für ein Kinderhilfsprojekt in Thailand ein Einzelfall war, und davon ist auszugehen, wäre ein Entzug des Spendensiegels unverhältnismäßig gewesen. Wir helfen Kindern hätte damit den „TÜV“ als gemeinnützige Organisation nicht bestanden. Der Schaden wäre groß gewesen – nicht nur für die RTL-Stiftung, sondern auch für andere Projekte, die auf Spenden angewiesen sind.

Beim TÜV allerdings gilt: Bei festgestellten Mängeln ist das Fahrzeug noch einmal vorzuführen. Wir würden gerne wissen, wie die RTL-Stiftung in Zukunft verhindern will, dass derartige Summen versickern. Dass RTL anderthalb Jahre nach der Stolberg-Pleite noch nicht mit einer Reform aufwarten kann, ist ein schlechtes Zeichen.

Schließlich ist RTL ein Unternehmen im Konkurrenzkampf, das professionell und schnell reagieren können sollte. Und so leid es uns für Niels Stolberg tut: RTL sollte eine Strafanzeige stellen oder noch besser: zivilrechtliche Ansprüche geltend machen, falls noch nicht geschehen.

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Gernot Knödler
Hamburg-Redakteur
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1 Kommentar

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  • SW
    Sun Wu

    'und so leid es uns für Niels Stolberg tut...'

     

    Hat sich die taz noch immer nicht von der anscheinend schmerzhaften Vorstellung verabschiedet, Herr Stolber wäre in diesem Fall das Opfer, zu allererst natürlich des bösen Hedgefonds...?

     

    Ihr habt absolut keine Ahnung, was Stolbersconi noch alles getrieben hat, um seine seit 2008 unumgängliche Bauchlandung möglichst abzuwenden.

     

    Sämtliche illegale Waffenlieferungen, die bislang noch immer nur durch ZUFALLSFUNDE ans Licht kommen...im Hause Beluga scheint es anscheinend gängige Praxis gewesen zu sein, Schiffe mangels Fracht an Briefkästen zu verchartern...jetzt weiss man natürlich von nichts.

     

    Ist man sich der ethisch/moralischen Dimension dieses Disasters bewußt? Während sich Herr Stolberg von unseren Journalisten als Retter thailändischer Waisen hat feiern lassen, haben seine Schiffe die Militärdiktatur im Nachbarland mit Panzern versorgt.

     

    Und selbst in Thailand ist das größte Drama der Tsunami, dessen Folgen wegen internationaler Hilfe bestmöglich abgefedert wurden, sondern der verzweifelte Alltag der Flüchtlinge aus Myanmar.

     

    Ein 'so leid es uns für Herrn Stolberg tut' tut auch mir leid! Für Herrn Knödler und die taz...ich fühle mich an die taz-Berichterstattung in der Anfangsphase der Beluga-Krise zurückversetzt.