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Kommentar Putins Jahres-PKVon Feinden umzingelt

Andreas Rüttenauer
Kommentar von Andreas Rüttenauer

Der russische Präsident gesteht in seiner Jahres-PK die schwere Wirtschaftskrise des Landes. Seine Ukraine-Politik wird er deshalb nicht ändern.

Wodka im Tank? Putin auf seiner Jahres-PK. Bild: dpa

E s war eine irre Jahresendpressekonferenz, die Wladimir Putin da gegeben hat. Eine kurze Rede, wirre Fragen nach dem Privatleben Putins, ein Betrunkener, der etwas gegen Coca-Cola hat, und ein Präsident, der sein Land von Feinden umzingelt sieht. Schnell war klar, dass Putin nicht gewillt ist, die russische Ukraine-Politik zu ändern, dass er die Aggressoren im Krieg um die Ostukraine in Kiew sieht.

Spannend waren dagegen seine Einlassungen zur ökonomischen Situation des Landes. Nach dem schwarzen Montag für den russischen Rubel, auf den ein noch schwärzerer Dienstag gefolgt war, blieb ihm nichts anderes übrig, als einzugestehen, dass sein Land in einer schweren Wirtschaftskrise steckt, die noch zwei Jahre andauern könnte.

Eine bemerkenswerte Feststellung. Der Politmacho Putin ist nunmehr der Präsident eines schwächelnden Landes. Seine Untertanen haben das längst bemerkt. Die Preissteigerungen tun gerade denjenigen weh, denen Putin Einschnitte durch die Reduzierung staatlicher Ausgaben angekündigt hat.

Die Verringerung des Wohlstands ist so etwas wie ein Kollateralschaden des Wirtschaftskriegs, den die USA und die EU gegen Russland führen. Ihr eigentliches Ziel haben die Sanktionen indes bislang verfehlt. Zu einer Änderung der russischen Expansionspolitik ist es nicht gekommen. Schon läuft die nächste Sanktionswelle, die westlichen Firmen jede Investition auf der Halbinsel verbietet.

Die Auswirkungen werden bald zu beobachten sein – bei den russischen Konsumenten an den Supermarktkassen. Es darf dem gern mit Werten argumentierenden Westen aber nicht darum gehen, Menschen ins Elend zu treiben. Es wäre an der Zeit, die Sanktionssprirale zurückzudrehen. Stärke zeigen hat nichts gebracht. Größe zeigen ist das Gebot der Stunde.

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Andreas Rüttenauer
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12 Kommentare

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  • Putin versteht nichts von Wirtschaft. Die USA werden nicht ihre Frackingindustrie an die Wand fahren. Der niedrige Oelpreis liegt an Saudi Arabien, das dem Iran Schaden will. Ausserdem wird eben mehr Erdoel durch Fracking produziert. Russland fuehrt eine unserioese Politik durch (gegen Gleichgeschlechtliche, Partnerschaft mit rechten politischen Parteien in der EU, Abspaltung von Teilrepubliken und Teilen verschiedener ehemals sowjetischer Republiken).

  • "Es war eine irre Jahresendpressekonferenz"

     

    Man kann das Transskript der Presskonferenz hier http://eng.kremlin.ru/news/23406 nachlesen und ist nicht auf irre Kommentatoren angewiesen.

     

    Es ist kein Geheimnis, dass ein Wirtschaftskrieg - mit Sanktionen und durch das Drücken des Ölpreises - gegen Russland geführt wird. Interessant ist der Kommentar von stratfor-Chef Friedman - Ukraine Coup Plotted by US Over Russian Stance on Syria | http://unurl.org/2V0k - der zugibt, dass die USA in Kiew einen Coup durchgeführt haben. Es ist aber ein riskantes Spiel, das die US-Regierung spielt. Der Break-Even-Point für die Fracking-Industrie liegt bei 75 USD/Barrel. Fracking ist kapitalintensiv und kreditfinanziert. Da kommt eine neue Fianzblase von durch den niedrigen Ölpreis faulen Krediten auf uns zu. Im Frühjahr, wenn die Banken ihre Bewertungen korrigiert haben.

     

    Wenn man mal sein Bekenntnis zur Marktwirtschaft aka Kapitalismus außen vor läßt, ist die Einschätzung, die Putin auf dieser Pressekonferenz gezeigt hat, weitgehend korrekt. Es wird sich zeigen, wie sich der Wirtschaftskrieg mit Inkrafttreten der Eurasischen Wirtschaftsunion am 1. Januar und mit der sich abzeichnenden russisch-chinesischen Partnerschaft entwickelt.

     

    "ein Betrunkener, der etwas gegen Coca-Cola hat"

     

    Da hat der Autor den Schuss nicht gehört, Coca-Cola macht in Russland eine Zwangsabmagerungskur: Do You Believe In Santa? Coca-Cola Won't Admit Its Brand Is Worn Out In Russia; Duma To Consider A Sugar Tax To Knock Coke Out Of The Market Altogether | http://unurl.org/2V0l

     

    So hat Wirtschaftskrieg gegen Russland auch ein Echo, und dem Vernehmen nach ist Kvass auch noch gesünder.

  • Politisches Grundwissen.

     

    Zur Erinnerung:

     

    Nicht Putin, seine Vorgänger haben die Sowjetunion und Russland gegen die Wand gefahren.

     

    Ein künftiges Fressen für die geo-militärischen und wirtschafts-imperialistischen USA und NATO-Staaten und ihre ökonomisch und politisch herrschenden Finanz-, Rohstoff-, Rüstungs-, Systemmedien- und Monopolkonzerne. ----

     

    Unter aktiver Beteiligung von deren gesellschaftspolitischen Administrationen in BND-BfV-Beamten-Überwachungs-Staatssicherheit (BRD-Stasi) und GroKo-Deutschland und deren Europäischen Wirtschafts-Union (EU).

    • @Reinhold Schramm:

      waren Sie mal honeckers redenschreiber? wie kann man nur so ideologisch verblendet sein.nichts gegen kritik an nato oder bnd,die ist all zu oft leider berechtigt.aber hier geht es um putin und darum wie er es nicht schafft ein land mit derartigen natürlichen voraussetzungen voranzubringen, trotz guter ansätze in der ersten amtszeit.rußland könnte längst eine ökonomische weltmacht mit breitem wohlstand sein.daß es das nicht ist ,ist nicht die schuld des westens sondern hausgemacht,wie es der russische wirtschaftsminister ja auch dargelegt hat.

      • @ralf ansorge:

        Vielleicht spielt auch der uebermaessige Konsum ungesunder Stoffe eine Rolle. Soll bei 25% der maennlichen Bevoelkerung liegen. Immerhin niedriger als der Khatkonsum in Somalia und Jemen, die schon gar nicht vorwaerts kommen. Aber ueber solche Dinge wird nicht gesprochen und nur ungern berichtet.

    • @Reinhold Schramm:

      so ist es. putin hat die psa gesetze außer kraft gesetzt. seit dieser zeit ging es rußland wieder besser. dieser sachverhalt wir eben in den deutschen medien nicht thematisiert. ein großteil dieser industrien waren in der hand [das darf man hier nicht sagen]-russischer oligarchen. sie haben das land unter zurüklassung unvorstellbarer umweltschäden das land ausgebeutet und das zusammen geraffte vermögen in's ausland geschafft. so etwas liest man in unseren medien nicht. wenn nur ein bruchteil dessen stimmt was man chodorkowski anlastet, kam er mit seiner strafe noch mehr als gnädig davon.

      • @p.g.:

        Stimmt, daß Herr Chodorkowski begnadigt wurde, traf ja in Rußland auf durchaus geteiltes Echo, und auch mir war etwas mulmig dabei. Putin hat das vor allem humanitär begründet. Ch. hätte sich an Putin gewandt, da seine (Ch.) Mutter erkrankt sei.

        "Знаете, мама – это святое дело, я сейчас без всякой иронии говорю." "Wissen Sie, die Mutter, das ist eine heilige Angelegenheit, das sage ich ohne jedwede Ironie."

        Putin sagte, Ch. hätte den größten Teil seiner Strafe ohnehin abgesessen. Bei der Begnadigung hätte Putin nicht berücksichtigt, ob sich Ch. mit Politik befassen würde oder nicht.

        "Он имеет право это делать так же, как любой гражданин Российской Федерации, если по соответствующим критериям подходит" "Er hat dasselbe Recht [politisch tätig zu sein] wie jeder beliebige Bürger der Russischen Förderation, wenn er die entsprechenden Kriterien einhält."

        • @Der_Peter:

          Die obigen russischen Zitate stammen von Putins Pressekonferenz, habe ich vergessen zu erwähnen.

  • Wie lange braucht man für so einen Text? Fünf Minuten?

    • @Hunter:

      Wie lange brauchten Sie, um ihn zu durchdringen? 10 Minuten?