Kommentar Protest in Kopenhagen: Militanz und Eierkuchen
Der Protest der Mainstream-NGOs geht an der Wirklichkeit vorbei. Denn Energieverbrauch wird nur verringert, wenn die Gesetzgeber es auch vorgeschreiben werden.
Es gibt Streit bei den Protesten in Kopenhagen. Die einen protestieren vor den Toren der Klimakonferenz, um die Delegierten zu besserer Arbeit an zu spornen. Die anderen, um die Veranstaltung möglichst zu sprengen. Diese Verweigerungshaltung klingt nach der üblichen linksradikalen Dummheit. Das ist sie wohl auch bei vielen Radikalen, zumindest wenn man manche ihrer zweifelhaften Statements hört.
Trotzdem: Der routinierte Protest der Mainstream-NGOs geht auch an der Wirklichkeit vorbei. Selbst wenn alle Länder der Erde das gewünschte Reduktionsziel von 80 Prozent aller Treibhausgase vereinbaren und auch noch ratifizieren, ist noch keine Tonne Kohlendioxid verhindert. Wer will denn Kanada, Saudi-Arabien oder gar die USA zwingen, ein solches Protokoll dann auch einzuhalten? Soll Obama mit seiner US-Army im eigenen widerspenstigen Senat einmarschieren? Der Vorgängervertrag von Kioto hat Regierungen wie Wähler an den Gedanken des CO2-Reduzierens gewöhnt - mehr aber auch nicht. Sein Effekt auf die Konzentration der Treibhausgase war minimal.
Industrie und Verbraucher können und werden nur ihren Energieverbrauch ändern, wenn sie von ihren nationalen Gesetzgebern etwas vorgeschrieben bekommen - mit Verordnungen, Grenzwerten und Steuern. Über der ganzen Show rund um Kopenhagen droht das in Vergessenheit zu geraten.
Da kann konstruktive Militanz nicht schaden. Der Protest muss die widerstrebenden Interessen schärfer aufzeigen als das bisher passiert. Und die Regierungschefs müssen konkrete Paragrafen präsentieren und nicht auf 40 Jahre gestreckte Reduzierungsziele. Das Vorschützen von Friede, Freude, Eierkuchen dient nur den Verschleppern wirksamer Maßnahmen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Überraschung bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen