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Kommentar Pro DeutschlandGroße Töne, kruder Haufen

Konrad Litschko
Kommentar von Konrad Litschko

Großspurig sind die Ankündigungen der Rechtspopulisten. Die Realität aber ist eine andere: gegenseitiges Behaken und ein Personal, das seine Politikunfähigkeit stets aufs Neue unter Beweis stellt.

I m Tönespucken sind die Rechtspopulisten groß. Am Einzug ins Abgeordnetenhaus im September bestehe kein Zweifel, heißt es von Pro Deutschland wie von der "Freiheit" des Ex-CDUlers René Stadtkewitz. Nachhaltig werde man das Parteiengefüge verändern.

Die Realität ist eine andere: Die groß angekündigten Parteizentralen sind Minibüros fern am Stadtrand. Parteitage können nur unter Dauerprotest stattfinden. Dazu wird sich nach Kräften gegenseitig beharkt. Der Zwist zwischen Pro-Landeschef Patrik Brinkmann und Pro-Bundeschef Manfred Rouhs um einen angeblich homosexuellen Parteikollegen könnte kaum mehr unterstreichen, wie politikunfähig diese Truppen sind.

Gleichzeitig verrät die Posse viel über das Personal: Denn neben dem homophoben Parteichef und dem mutmaßlich schwulen Ex-NPDler tummeln sich auch andere Gesinnungstäter in den Pro-Reihen, etwa der frühere Berliner DVU-Chef. Die in Auflösung befindliche Partei machte aus ihren rechtsextremen Weltbildern kaum einen Hehl. Dass Pro Deutschland nun gegen das Label rechtsextrem im aktuellen Verfassungsschutzbericht von Nordrhein-Westfalen klagt, erscheint skurril.

Sicher, man sollte die Rechtsaußen nicht zu früh beerdigen. Auch bleibt es wichtig, deren Tingeln durch die Rathäuser mit zivilgesellschaftlichem Protest zu begegnen. Aber von geeinter Stärke sind diese Gruppen weit entfernt. Pro oder contra Homosexualität? Für oder gegen Israel? Zusammenarbeit mit bekennenden Neonazis oder nicht? Man kann den Rechten fast dankbar sein, dass sie zu antifaschistischer Selbsthilfe greifen.

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Konrad Litschko
Redaktion Inland
Seit 2010 bei der taz, erst im Berlin Ressort, ab 2014 Redakteur für Themen der "Inneren Sicherheit" im taz-Inlandsressort. Von 2022 bis 2024 stellvertretender Ressortleiter Inland. Studium der Publizistik und Soziologie. Mitautor der Bücher "Staatsgewalt" (2023), "Fehlender Mindestabstand" (2021), "Extreme Sicherheit" (2019) und „Bürgerland Brandenburg" (2009).
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7 Kommentare

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  • G
    Grugu

    Welche Absicht verfolgt die taz, wenn sie DIE FREIHEIT in einem Artikel erwähnt, in dem es um um Streitereien und den braunen Hintergrund von Pro Deutschland geht?

     

    Unsachlicher gehts schon nicht mehr und zeugt von der Inkompetenz vieler Journalisten.

  • S
    S.Birke

    Zeig mit dem Finger auf jemanden und verleumde ihn, das klappt immer. So sind sie halt....

  • B
    bernhard

    "Ich hoffe, dass dieser neuen, frischen Partei eine Chance gegeben wird und bitte die TAZ, im Interesse einer Demokratisierung unseres Parteiensystems die Freiheit ein wenig objektiver darzustellen."

     

     

    Dieser Satz steht im Posting des letzten Kommentators Ihres Artikels. An demokratische Verhältnisse können Sie sich offensichtlich nicht halten.

     

    Mein Statement von heute morgen wurde einfach nicht veröffentlicht.

     

    Ok, das ist Ihr Blatt hier, aber Sie bugsieren sich mit solchern Vorgehensweisen immer mehr ins Aus. Die Leute sind einfach nicht mehr so dumm, wie die Journalisten sie gerne hätten. Sie können meine Meinung und die vieler vieler anderer nihct wegzensieren. Alles fällt einmal auf einen selbst zurück.

  • K
    klaus

    So weit weg geholt ist der Vorwurf der Ähnlichkeit ja nun nicht.

     

    Tatsächlich gelingt es weder dem einen noch dem anderen politisch erfahrenes Personal zu gewinnen.

     

    Es endet also so wie immer. Das Wählerpotential ist ja vorhanden. Aber Besserwisser sorgen dafür, daß ein Drittel der Bürger parlamentarisch nicht vertreten werden.

  • M
    MaxBauer

    Mich würde es auch einmal interessieren, was Stadtkewitz überhaupt mit der Pro-Bewegung zu tun hat.

     

    Gerade eine Zeitung, die seit langem für Pluralismus steht, sollte nicht alle Gruppierungen, die außerhalb des etablierten Parteienspektrum stehen, über einen Kamm scheren. Auch wenn "Die Freiheit" und die Pro-Bewegung auf dem ersten Blick als Sprösslinge der selben Debatte (Islam) wirken, trennen die beiden Parteien doch Welten. Im Gegensatz zur Pro-Bewegung ist die Islamkritik der Freiheit erstens konstruktiv und zweitens nicht das dominierende Thema.

     

    Ich hoffe, dass dieser neuen, frischen Partei eine Chance gegeben wird und bitte die TAZ, im Interesse einer Demokratisierung unseres Parteiensystems die Freiheit ein wenig objektiver darzustellen.

  • JL
    Julian Leitermann

    "Große Töne, kruder Haufen" - ein recht unsachlicher Artikel. Die taz hat auch bessere und kompetentere Journalisten aufzubieten als Herrn Litschko.

  • N
    Namenloser

    Ich lese ja sehr gerne bei der taz, aber dieser Artikel ist wirklich Blödsinn. Was hat denn nun bitte René Stadtkewitz mit dem Streit zwischen Manfred Rouhs und Patrik Brinkmann zu tun?