Kommentar Pressegrossisten: Analoge aufgemerkt!
Der Bauer-Verlag hat gegen den Bundesverband der Pressegroßhändler gewonnen. Das Urteil könnte weniger finanzstarken Verlagen aber schaden.
V om Internet lernen, heißt verstehen lernen. Im digitalen Raum haben Bürgerrechtler kapiert, wie wichtig es ist, dass alle Informationen gleich schnell durchgeleitet werden. Manche Konzerne wollen das nämlich gerne ändern, bestimmte Daten gegen Geld schneller befördern als andere. Einige Staaten wollen auch immer wieder mitreden, was durchgeleitet wird und was nicht. Viele Aktivisten kämpfen für "Netzneutralität", demonstrieren immer wieder im Internet und auf der Straße.
In der analogen Welt gibt es noch Nachholbedarf. Von Demonstrationen ist nach der Entscheidung zum Pressegrosso vor dem Kölner Landgericht nichts bekannt. Dabei geht es auch hier um Netze, die Informationen weiterleiten - nur arbeiten die Grossisten mit Lkws. Sie transportieren bisher Zeitungen und Zeitschriften einigermaßen gleichberechtigt zu den Einzelhändlern - das heißt auch kleinere und finanzschwächere Publikationen.
Der Händler muss gegenwärtig noch Randständiges im Angebot haben, auch wenn es sich nicht gut verkauft. Eine Folge des Urteils könnte sein, dass ein Verlag wie Bauer künftig mit einem Grossisten vereinbart, dass bestimmte Titel bevorzugt behandelt werden. Wenn andere Unternehmen dem folgen, bedeutet das wahrscheinlich Nachteile für weniger umsatzstarke Zeitungen und Zeitschriften im Wettbewerb. Welche Vorteile sich Bauer konkret erhofft, weiß bisher nur Bauer ganz genau.
Es wird in gedruckten Medien gern darüber gelästert, wie schwer der Internetnutzer von seinem Computer Richtung Straße zu bewegen sei. Aber wo bleibt nach dem Kölner Urteil wenigstens ein bisschen analoge Aufregung? Gerade im "Informationszeitalter" ist relevant, wie Informationen zu uns kommen.
Die anderen Verlage wollen Alleingänge à la Bauer nun per Gesetz verhindern. Dieser Prozess braucht gesellschaftliche Begleitung. Es geht darum, was wir uns künftig zu lesen kaufen können.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!