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Kommentar Pläne zur EEG-NovelleMit viel Fingerspitzengefühl

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Dass die Branche der Erneuerbaren mit der geplanten Novelle noch fremdelt, ist verständlich. Doch wenn sie weiter wachsen will, müssen sie sich langsam dem Markt öffnen.

S trom ist längst zu einem Gut mit schwankendem Zeitwert geworden. Ein Blick an den Spotmarkt der Leipziger Strombörse zeigt das jeden Tag aufs Neue. Am Donnerstag zum Beispiel ergab sich am Markt für die Zeit zwischen 3 und 4 Uhr ein Kilowattstundenpreis von 4,5 Cent; von 20 bis 21 Uhr hingegen war der Strom 6,6 Cent wert.

Gleichwohl erhalten die erneuerbaren Energien nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bislang eine konstante Einspeisvergütung rund um die Uhr - ob der Strom gerade teuer oder billig ist, ob er gerade gebraucht wird oder nicht. Dieses System war in der Vergangenheit gut und richtig, denn nur so konnten Sonne, Wind und Bioenergie zu einer ernsthaften Energieoption erwachsen.

Doch für die Zukunft muss dieses System ergänzt werden. Auch der Ökostrom muss langsam - und das ist enorm wichtig: mit Fingerspitzengefühl - an den Markt heran geführt werden. Das betrifft vor allem die Biomasse, die schließlich naturgemäß ein speicherbarer Energieträger ist.

Bild: taz

BERNWARD JANZING ist freier Journalist in Freiburg.

Dass das Umweltministerium nun in diese Richtung gehen will, ist mit Nachdruck zu begrüßen. Denn es will den Wandel bewusst sachte angehen; die Pläne sind weit davon entfernt, die Erneuerbaren alsbald komplett auf Markt zu trimmen. So wird der Ökostrom auch weiterhin höhere Vergütungen bekommen als es die Marktpreise vorgeben - nur eben anders strukturiert.

Vereinfacht könnte man sagen: Es gibt nicht mehr eine fixe Vergütung von x Cent rund um die Uhr, sondern eine variable Vergütung von y Cent plus Marktpreis. Um bei den gestrigen Börsenpreisen zu bleiben: Wer um 20 Uhr einspeist, könnte dann gut zwei Cent mehr erlösen als derjenige, der Nachts um 3 Uhr Strom erzeugt. Das ist ein vernünftiger Anreiz, der auch die Entwicklung und den Einsatz von Energiespeichern forciert.

Dass die Erneuerbaren-Branche, die mit dem bisherigen System so gut gefahren ist, mit der Neuerung noch fremdelt, ist verständlich. Doch sie ist gut beraten, ihre Berührungsängste abzubauen: Wenn die erneuerbaren Energien so stark wachsen sollen, wie es nach Fukushima die überwältigende Mehrheit der Bürger im Land will, wird das nicht mehr in einem marktabgewandten Refugium möglich sein. Deswegen ist eine behutsame Marktöffnung des EEG die beste Gewähr für den Fortbestand des überaus erfolgreichen Gesetzes.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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5 Kommentare

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  • P
    pseudoruprecht

    Von dieser Öffnung gegenüber dem Markt profitiert zunächst ausschließlich der Markt der Besitzer von Speicherkapazitäten, also die großen Stromoligopolisten. Sonst hat in dieser Republik nämlich niemand einfach so mal ein paar Megawatt Stromspeicher rumstehen.

     

    Gäbe es tatsächlich einen funktionierenden Strommarkt, hätten Herr Janzing und Herr Röttgen mit seinem Beraterstab wohl Recht. Dieser Strommarkt existiert aber nicht und er wird auch nicht durch Herumdoktern am EEG - sei es auch mit Fingerspitzengefühl - wundersam entstehen.

  • E
    EEG

    Warum sollte die Energieversorgung besser sein wenn diese resozialisiert wird, d.h. es nur noch einen Monopolanbieter gibt ?

  • EL
    Ernst Ludwig Becker

    Wenn man bedenkt was wir Steuerzahler schon alles für die Atomindustrie und deren Folgen bezahlt haben und noch zahlen müssen. Da sollte Herr Röttgen doch auch mal marktwirtschaftlich Eingreifen und Endlager und Risikoversicherung dem Produzenten auferlegen. Ich habe keine Bedenken, wenn meine Steuergelder (es ist tatsächlich unser Geld)zur Förderung von Energieeinsparungen, zur Optimierung der vorhandenen Resourcen und dezentralen Ökostromproduktion eingesetzt wird, anstelle dubioser Subventionen für Atom und Kohle. Wir zahlen eh die Zeche, entweder als Verbraucher oder Steuerzahler, da bestimme ich gerne mit wohin die Energiereise gehen soll.

  • W
    Windmueller

    Die Marktprämie ist nur optional. Sie läd somit gerade zu dazu ein, als Mitnahmeffekt immer dann genutzt zu werden, wenn die Preise an der Strombörse mal hoch sind. Wissen muss man: ohne Nutzung dieser Marktprämie wäre der Strom auch am Markt angeboten worden. Die Marktprämie ist ein toller Mitnahmeffekt, um die Speicherung des Stroms zu bezahlen ist sie hingegen wahrscheinlich deutlich zu niedrig. Sie ist somit ein Geschenk an Anbieter großer Mengen Ökostroms, sprich an die Energiekonzerne. Die Gewinner des EEG sind die Offshorebranche und die Photovoltaikindustrie (besonders die chinesische, von dort kommen bekanntlich die meisten Module). Hier will Herr Röttgen ausgerechnet die teuersten Arten der erneuerbaren Energien am meisten unterstützen. Man kann ihm empfehlen mal einen Mitgliedsantrag bei den Linken auszufüllen, zur CDU passt er mit solcher Ineffizienz nicht mehr.

  • AA
    am am

    Meiner Meinung nach sollte der Energiewandel für eine Resozialisierung der Energieversorgung instrumentalisiert werden.