piwik no script img

Kommentar Pflegekinder-NeuerungenBlaues Auge für den Senat

Kaija Kutter
Kommentar von Kaija Kutter

Sozialsenator Scheele hat der SPD-Fraktion schon einiges zugemutet.

E s gibt Argumente dafür, die Pflegekinderbetreuung wieder in die Hand der Jugendämter zu legen– und es gibt welche dagegen. Hamburgs Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) hatte die Sache am Dienstagabend für sich schon entschieden, als er im Familienausschuss ankündigte, den freien Trägern zum Herbst zu kündigen.

Ein Schnellschuss. Peinlich für Scheele, dass er nun von seinen Genossen ausgebremst wurde. Sie wollen im Sonderausschuss zum Tod von Chantal die Analyse abwarten und sind sich hier mit der Opposition einig. Denn der Fall weist vor allem auf ein Versagen eben jenes Jugendamtes hin, dem Scheele die Sache allein überlassen will.

Scheele holte sich hier auch deshalb ein blaues Auge, weil er der SPD-Fraktion schon einiges zugemutet hat. Statt Spielräume zu nutzen, schwingt er den Sparhammer, vor allem wenn es um offene Hilfsangebote nicht-städtischer Träger geht. Statt Unterstützung für Pflegefamilien auszubauen, setzt er auf schärfere Kontrollen wie Drogentests.

Dennoch: die Idee, die Pflegeelternberatung zurück in die Jugendämter zu holen, stammt auch von den dortigen Mitarbeitern. Sie finden ihre Arbeit zu zersplittert und auf den Aspekt, Kontrolle des Kindeswohls, reduziert. Andere sagen, die freien Beratungsstellen machen ihre Sache gut. Im Sonderausschuss wird man beide Seiten anhören.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Kaija Kutter
Redakteurin taz-Hamburg
Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!