Sie hätten auch ein bisschen über die gravierenden Probleme in Belgien, vor allem in Brüssel, schreiben können: allgemein schwache Institutionen, sehr hohe Arbeitslosigkeit, Exklusion von Minderheiten (zu den neben Migrantennachfahren auch Flamen in Brüssel zählen), Bildungsproblematik, Stillstand von Arbeitsmarkt-, Sozialversicherungs-, Pensions- und Finanzinstitutionsreformen sowie Umweltschutz- und Verkehrsregulierungsmassnahmen. Ganz zu schweigen davon, dass fast jedes Ministerium vier Mal existiert und dadurch Entscheidungen und Reformen quasi unmöglich gemacht werden. Man könnte hier das Bild der Prozession von Echternach anführen: drei Schritte nach vorn, zwei zurück: das zermürbt einen Staat!
Sie hätten weiter schreiben können was die NV-A konkret vorschlägt um Belgien aus diesem extrem teuren Prozessionstreten ins 21. Jahrhundert zu führen, was MR und PS dem entgegensetzen und wie überhaupt die politische Landschaft im komplexen Belgien so geprägt ist. Es gibt nämlich auch ganz krasse Extremisten auf wallonscher Seite: zB den Herrn Maingain. Schön gehört? Wohl nicht! Sollten sich mal ein paar Diskurse anhören. Der König hält das Land zusammen? Meinen Sie das wirklich? Sie kennen Belgien wohl wirklich nur sehr oberflächlich.
Ferner könnten Sie zur Kenntnis nehmen, dass ein gewaltiger Frust bei den Flamen herrscht. Es ist wie bei einem Kind, das immer nur ein 'Nein' hört, bei allem was es frägt: irgendwann holt es sich was ihm intuitiv gefühlt zusteht. Nur überreagiert es dann höchstwahrscheinlich. Die Flamen sind hier sowieso noch relativ vernünftig mit ihrer Wahl. Und Bart de Wever ist offensichtlich die einzige Möglichkeit, der einzige Hoffnungsträger um das Land aufzurütteln und es aus der Apathie zu führen. Leterme hats versucht und ist nach drei Jahren ein gebrochener Mensch. Das es nicht möglich ist das Programm oder eine Rede de Wevers ohne Scheuklappen zu interpretieren und einen passenden Artikel zu schreiben zeugt von der Komplexität der Lage, der Unlust und dem Unvermögen der Presse diese Lage zu begreifen. Schreiben sie dann besser nichts! Oder für die Bild.
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