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Kommentar Nordkorea und toter TouristGrausame Realitätsverdrehung

Fabian Kretschmer
Kommentar von Fabian Kretschmer

Was wirklich mit Otto Warmbier in nordkoreanischer Haft passiert ist, bleibt unklar. Der Umgang mit ihm muss in jedem Fall brutal gewesen sein.

Otto Warmbier auf einem Bild, dass Nordkorea im März 2016 veröffentlichte Foto: reuters

S elbst für erfahrene Nordkorea-Beobachter ist der grausame Todesfall des US-Amerikaners Otto Warmbier eine Überraschung. Es ist gemeinhin bekannt, dass das Kim-Regime seine eigenen Dissidenten in einer Weise behandelt, die an die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte erinnert. Doch westliche Gefangene, vor allem US-Bürger, wurden in der Vergangenheit nicht angerührt. Das nordkoreanische Regime hat sie vornehmlich als Druckmittel missbraucht.

Umso schockierender ist nun, was Otto Warmbier in seiner Haft passiert sein muss. Laut nordkoreanischen Behörden soll er an Botulismus – einer lebensbedrohlichen Fleischvergiftung – erkrankt und nach Einnahme einer Schlaftablette ins Wachkoma gefallen sein. Seine Eltern glauben jedoch, dass ihr Sohn von Wächtern misshandelt wurde.

Die Ärzte des Uniklinikums Cincinnati wollen sich bei den Ursachen der letztlich zum Tode führenden Hirnschäden bislang nicht festlegen. Doch allein schon, dass das Regime den Studenten Warmbier nach seinem Koma noch über ein Jahr gefangen hielt, beweist seine Brutalität.

Die Verurteilungen aus Washington fielen zwar durchaus drastisch aus, doch der politische Handlungsspielraum ist begrenzt: Schärfere Sanktionen würde China nur bedingt mittragen und einen militärischen Erstschlag wird Trump nicht riskieren. Zumal noch weitere Amerikaner in Haft sitzen.

Den Zynismus der nordkoreanische Propaganda zeigt ein Vorfall nur wenige Stunden nach Otto Warmbiers Tod: Drei nordkoreanische Staatsbürger hatten nachweislich mit einem Shoppingtrip in Arizona das Gesetz gebrochen. Es kam am New Yorker Flughafen zu Handgreiflichkeiten mit den US-Zollbeamten. Die staatliche Nachrichtenagentur verurteilte die USA „als rechtlosen Schurkenstaat“, obwohl die Beschuldigten nach den Zollkontrollen gehen durften. Mehr absurde Realitätsverdrehung geht nicht.

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Fabian Kretschmer
Korrespondent in Südkorea
Seit 2024 Korrespondent für die koreanische Halbinsel und China mit Sitz in Seoul. Berichtete zuvor fünf Jahre lang von Peking aus. Seit 2014 als freier Journalist in Ostasien tätig. 2015 folgte die erste Buchveröffentlichung "So etwas wie Glück" (erschienen im Rowohlt Verlag), das die Fluchtgeschichte der Nordkoreanerin Choi Yeong Ok nacherzählt. Betreibt nebenbei den Podcast "Beijing Briefing". Geboren in Berlin, Studium in Wien, Shanghai und Seoul.
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3 Kommentare

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  • Otto Warmbiers Geschichte klingt wirklich tragisch, in diesem Zusammenhang jedoch von einem militärischen Erstschlag zu sprechen, machte mich beim ersten Lesen wirklich sprachlos. Wer kommt auf solch eine Idee, die TAZ?

    • @Berliner Berlin:

      Doch nicht wegen Warmbier...da wird nur auf einen guten Anlass gewartet, um das Pulverfass endlich mal hochgehen lassen zu können. Der muss überzeugend genug sein für die Bevölkerung, d.h. incl. Empörung und Bedrohung für weitere Opfer.

      Weiterhin braucht das US-Militär so langsam mal wieder etwas Action, um die vielen Ausgaben zu rechtfertigen...da baut sich Handlungsdruck auf.

      Nordkorea ist da ein guter Kandidat.

    • @Berliner Berlin:

      Bei der Geschichte um Herrn Warmbier von einem Erstschlag durch Trump zu spekulieren ist nicht so Abwegig, wie man zu erst Denken mag.

       

      Trump ist als sehr impulsiver Mensch bekannt! Man bedenke, was er getan hat, als er die Bilder der Kinder aus Syrien sah, die als Giftgasopfer gezeigt wurden.

      Er ließ einen Flugplatz von Assad in die Lift jagen.

       

      Dieser Präsident lässt sich nicht in eine bestimmte Kategorie einordnen, so dass man immer auf alles Gefasst sein sollte!!!