piwik no script img

Kommentar Nordhorn RangeDas AKW ist das Problem

Jan Kahlcke
Kommentar von Jan Kahlcke

Auch wenn das AKW Emsland eines der neueren ist, kann man seine Abschaltung fordern. Schließlich können die Betreiber nicht belegen, dass es dem Aufprall eines beladenen Bombers standhalten würde.

E in Atomkraftwerk und ein Bombenabwurfplatz in direkter Nachbarschaft ist vielleicht nicht so eine gute Idee - ein plausibles Argument. Klingt, als wäre bei der Raumordnung richtiger Bockmist gebaut worden.

Was, wenn mal einer der Übungsflieger abdriftet? Wenn er seine Bombe bei 2.000 Stundenkilometern nicht auf das Übungsfeld, sondern knapp daneben aufs AKW fallen lässt? Oder gleich mit seiner explosiven Fracht auf die Reaktorhülle stürzt? Dagegen ist kein Atomkraftwerk der Welt gesichert.

Haben die Nordhorner also recht, wenn sie sich in Zeiten wachsender Atomskepsis mit neuem Schwung gegen ihr Bombodrom wehren? Nein. Sie denken zu kurz. Denn ihr ernsthaftes Problem ist das AKW Emsland. Das kann - aus wesentlich nichtigeren Gründen als dem Absturz eines Kampfjets - jederzeit havarieren. Und dann muss sich in der Grafschaft Bentheim niemand mehr Gedanken um die Lebensqualität machen.

Dass das AKW Emsland eines der neueren ist, heißt erstens nicht, dass es sicher wäre, und zweitens nicht, dass man nicht seine Abschaltung fordern könnte. Schließlich können die Betreiber RWE und Eon nicht belegen, dass es dem Aufprall eines beladenen Bombers standhalten würde.

Wer den Bombenabwurfplatz loswerden will, muss das schon aus sich heraus begründen und dann auch sagen: Wir wollen keine Luftwaffe - und damit auch keine Bundeswehr.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Jan Kahlcke
Redaktionsleiter
Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!