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Kommentar Neue ÖkostromförderungNur theoretisch eine gute Idee

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Per Auktion wird die Höhe der Förderung von Ökostrom ermittelt? Hört sich erstmal gut an. Doch Bürgerprojekte werden so faktisch benachteiligt.

Ein Windrad, an dem viele Menschen aus der Umgebung finanziell beteiligt sind, stößt auf weniger Widerstand. Foto: imago/emil umdorf

E igentlich gibt es gute Gründe dafür, neue Ökostromanlagen nicht mit einheitlichen Sätzen zu fördern, sondern die Höhe der Subventionen in einer Auktion zu ermitteln. Denn der Gesetzgeber legt die Fördersätze entweder zu hoch fest – dann erhalten die Wind- und Solarinvestoren mehr Geld als notwendig. Oder die Sätze sind zu gering – dann werden keine Anlagen gebaut.

Eine Auktion ermittelt hingegen immer genau die Höhe, die ein Investor mindestens braucht, um eine Anlage zu errichten. Zudem lässt sich die Gesamtleistung der neuen Anlagen genau festlegen.

Doch was sich in der Theorie so überzeugend anhört, führt in der Praxis leider zu zahlreichen Problemen. Zum einen besteht die Gefahr, dass Anlagen, die sich mit niedrigen Angeboten den Zuschlag gesichert haben, am Ende gar nicht realisiert werden. Zum anderen muss für die Beteiligung an einer Auktion die gesamte Planung finanziert werden, ohne zu wissen, ob das Projekt am Ende überhaupt einen Zuschlag bekommt. Das können große Investoren, die viele Anlagen parallel planen, problemlos verkraften. Für Bürgergenossenschaften, die einen einzelnen Wind- oder Solarpark errichten wollen, ist das jedoch eine große Hürde.

Die Bundesregierung hat versprochen, durch Sonderregeln dafür zu sorgen, dass Bürgerprojekte bei Ausschreibungen dennoch zum Zug kommen können. Doch bei den ersten Pilotprojekten im Solarbereich ist sie damit komplett gescheitert. Dennoch soll das Verfahren nun auch auf Windparks ausgedehnt werden.

Das wird die Energiewende nicht abwürgen, aber ihre Akzeptanz verringern

Das wird die Energiewende nicht abwürgen, wie manche Kritiker befürchten. Aber es wird ihre Akzeptanz in der Bevölkerung verringern. Denn ein Windrad, an dem viele Menschen aus der Umgebung finanziell beteiligt sind, stößt auf deutlich weniger Widerstand. Wenn die Politik auf Ausschreibungen setzt, muss sie wenigstens durch eine Quote für Genossenschaften dafür sorgen, dass Bürgerenergie weiterhin möglich bleibt.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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2 Kommentare

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  • Auktionen haben noch nie Genossenschaften und Bürgerprojekten genützt. Im Gegenteil:

    Eine grosse Genossenschaft, wie die der Volksbanken, gründen einen Font und bringen das Kapital dann ein, wenn sie zum Zuge kommen. Dabei bleiben die Anleger anonym. Eine kleine Genossenschaft für ein einziges Projekt bekommt zuletzt nur das Risiko und die Kosten aufgeladen. Kein Interessent gibt sein privates Geld für solche Projekte aus. Das Beispiel von PROKON wirkt besonders abschreckend. Die flächendeckende Energieversorgung durch vernetzte Minikraftwerke wird komplett verhindert, deren überzähliger Strom nur zu minimalen Preisen an der Strombörse gehandelt wird. Die dezentrale Energieversorgung wird im neuen EEG bestraft. Wirtschaftsminister Gabriel zerstört eine Stromversorgung in Bürgerhand. So kriegt die SPD noch weniger Wähler.

    • @Johannes Spark:

      Ich finde das Thema ist doch komplexer:

       

      Wenn es pro Jahr 2-3 Auktionen gibt, kann auch ein kleine Genossenschaft mehrere Anläufe nehmen, um mit einer Planung doch noch zum Zuge zu kommen. Scheitert man in der ersten Runde, kann man die Planung und die Kostenstruktur noch mal überarbeiten. Das muss nicht schlecht sein, weil es letztendlich die Kalkulation dabei immer genauer und damit sicherer wird.

       

      Und das Übermengen aus kleinen Erzeugungsanlagen derzeit kaum etwas am Markt bringen, liegt doch weniger an Herrn Gabriel sondern an dem riesigen Kraftwerkspark an alten Grundlastanlagen (Braukohle und Atom). Da wird man sehen müssen, ob die ansetzenden Stilllegungen eine Verbesserung bringen werden.