Kommentar Netzneutralität: Die Türsteher des World Wide Web
Telekommunikationskonzerne wollen eine Maut für Daten einführen. Für die Netzwelt bedeutet das ein Zweiklasseninternet. Damit verliert das Netz seinen Sinn.
E s war nur eine Frage der Zeit, bis die Idee von der Gleichbehandlung im Netz aufgebrochen wird. Nun ist es geschehen. Telekommunikationskonzerne aus Europa und den USA wollen eine Maut für Daten einführen. Blogs betreiben, Fotos verschicken, Netzwerke gründen - all das soll künftig extra kosten. Wer keine zusätzlichen Gebühren zahlen will oder kann, muss sich mit einem langsamen Netz begnügen oder im schlimmsten Fall gleich ganz draußen bleiben. Ein radikaler Gedanke, beruhen doch die Philosophie und der Erfolg des dezentralen Internets darauf, dass jeder Nutzer gleichberechtigt und ohne Aufpreis Daten senden und empfangen kann.
Die Nutzung des Internets ist heute natürlich nicht kostenlos. Je schneller die Verbindung sein soll, desto teurer wird es. Daran ist prinzipiell auch nichts auszusetzen. Wer sich ein Konzert ansehen will, zahlt auch Eintritt - und je größer die Band, desto teurer das Ticket. Aber die Entscheidung, wie viel man für ein Ticket ausgeben will, trifft jeder selbst. Genauso wie jeder die Entscheidung über eine schnelle oder weniger schnelle Internetverbindung selbst trifft.
Mit der Datenmaut verändern AT&T, Telekom & Co nun grundlegend die Regeln. Sie setzen den Internetnutzern einen Türsteher vor die Nase, dem eine Eintrittskarte allein nicht mehr ausreicht. An ihm kommt nur vorbei, wer sich mit teuren Lackschuhen seine Gunst erkauft. Zweiklasseninternet, sei gegrüßt! Denn für das Netz heißt das nichts anderes, als dass der solvente Internetnutzer künftig mehr Inhalte ins Netz bringen kann als der weniger solvente.
Damit verliert das Netz sein Herz und seinen Sinn. Wir wollen keinen Türsteher 2.0. Wir wollen weiter in den Club gehen dürfen - auch in ollen Turnschuhen.
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