Kommentar NRW-CDU: Jeweils für die moderne CDU
Beim Duell Röttgen gegen Laschet um den NRW-CDU-Vorsitz geht es nur um Ehrgeiz. Sie verkörpern keine politischen Alternativen. Beide erwartet eine lange Opposition.
L ange hat Norbert Röttgen gezögert. Verständlich, denn das Risiko, das der ambitionierte Bundesumweltminister mit seiner Kandidatur für den Vorsitz der nordrhein-westfälischen CDU eingeht, ist nicht gering. Verliert er gegen Armin Laschet, würde auch seine Position auf Bundesebene empfindlich geschwächt. Gewinnt Röttgen aber, dann würde er als Vertreter des größten CDU-Landesverbandes in die Riege der Mächtigen in der Union aufsteigen.
In den ersten Nachkriegsjahren drehte sich die Auseinandersetzung zwischen Konrad Adenauer und Karl Arnold um nicht weniger als um die Grundausrichtung der CDU: rheinischer Kapitalismus versus katholische Soziallehre. Der Streit zwischen Bernhard Worms und Kurt Biedenkopf in den 80ern war immerhin noch einer zwischen Rheinländern und Westfalen. Beim Duell Röttgen gegen Laschet hingegen geht es nur noch um persönlichen Ehrgeiz. Sie verkörpern keine politischen Alternativen.
Sowohl Röttgen als auch Laschet stehen für eine Öffnung ihrer Partei in Richtung Schwarz-Grün. Damit liegen sie angesichts der Schwäche der FDP strategisch nicht verkehrt. Nur: Können sie ihre Partei auf diesem Weg mitnehmen? In ihren konservativ-ländlich geprägten Hochburgen ist die NRW-CDU immer noch weit traditionalistischer geprägt, als es Röttgen und Laschet lieb sein kann.
Pascal Beucker ist NRW-Korrespondent der taz.
Die CDU müsse gerüstet sein, die rot-grüne Minderheitsregierung in NRW abzulösen - das ist das zentrale Argument, das der Landespolitiker Laschet gegen den Bundespolitiker Röttgen ins Feld führt. Aber es ist stumpf. Die CDU befindet sich in einem tiefgreifenden Selbstfindungsprozess. Neuwahlen hat sie weit mehr zu fürchten als SPD und Grüne. Egal wer von beiden das Rennen macht, er wird sich auf eine längere Oppositionszeit an Rhein und Ruhr einstellen müssen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid