Kommentar Muslime und Gewalt: Öl in Sarrazins Feuer
Die Pfeiffer-Studie sagt nichts über Ursachen, sie stellt Korrelationen her. Korrelationen sind aber keine Kausalität, das weiß auch Pfeiffer. Wer es nicht weiß, ist reif für Sarrazin.
M it der Vollversion der Pfeiffer-Studie haben es die Islamkritiker jetzt in extenso: Je religiöser junge Muslime sind, desto gewalttätiger sind sie - zumindest wenn sie männlich sind. Bei christlichen Jugendlichen sei es umgekehrt, hat Pfeiffer herausgefunden. Die seien je gläubiger, desto friedfertiger.
Die Sau, die da durchs Dorf getrieben wird, wurde im Juni rausgelassen, als Pfeiffer den Tenor seiner Studie lancierte. Spiegel Online stand sofort Gewehr bei Fuß und titelte: "Jung, muslimisch, brutal". Es war die Zeit, als Thilo Sarrazin seine These von der niedrigeren Intelligenz muslimischer Einwanderer hinausposaunte.
Während Pfeiffer mit der einen Hand fleißig Öl ins Feuer goss, versuchte er mit der anderen zu löschen: Nicht der Islam sei schuld, sondern die Import-Imame, die einen rückwärts gewandten, männlichkeits-fixierten Islam predigten. Den Nachweis, dass die von ihm befragten Jugendlichen diesen Imamen zu Füßen sitzen, blieb er schuldig - wie viele andere Antworten auch.
Was meinen die jungen Männer, um die es geht, wenn sie sagen, sie seien religiös? Gehen sie in Moscheen? Oder fühlen Sie sich einfach nur als Muslime? Die Studie sagt nichts über Ursachen, sie stellt Korrelationen her. Korrelationen sind aber keine Kausalität, das weiß auch Pfeiffer. Wer es nicht weiß, ist reif für Sarrazin.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links