Kommentar Multireligiöse Schule Osnabrück: Katholiken noch nicht reif
Bei der Drei-Religionen Schule in Osnabrück zeigt die Katholische Kirche als Träger, wo der Hammer hängt. Ihr geht es weniger um das Erlernen von Toleranz als um den kleinsten gemeinsamen Nenner.
A n "Feinheiten" sei die Mit-Trägerschaft der evangelischen Kirche an Osnabrücks neuer Drei-Konfessionen-Schule gescheitert, sagt der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde. Das kann man auch anders sehen: Wenn die Katholiken ein gemeinsames Leitbild für die Schule verhindern, so dass automatisch jenes der - katholischen - Schulstiftung gilt, hat das mit Kooperation auf Augenhöhe nicht viel zu tun. Mit dieser Geste machen die bisherigen Betreiber der Johannisschule klar, wo auch künftig der Hammer hängt.
Regelrecht ad absurdum führt die Idee der multikonfessionellen Schule, dass die Katholiken die Kinder für religiöse Feiern säuberlich trennen wollen - getreu den überkommenen Dogmen, die auch einer echten Ökumene im Wege stehen. Daraus spricht eben nicht die Idee, durch das gegenseitige Kennenlernen Toleranz füreinander zu lernen, sondern höchstens der kleinste gemeinsame Nenner: ein Schutzraum für Kinder religiöser Eltern in dieser bösen, säkularen Welt. Die Drei-Konfessionen-Schule war ja auch keine Liebesheirat, sondern eine pragmatische Reaktion der katholischen Schule auf zurückgehende Schülerzahlen.
Die Katholiken sind offenbar noch nicht reif dafür, solch einen Schritt auch inhaltlich nachzuvollziehen. Den Protestanten kann man nur vorwerfen, dass sie die - offenbar weniger selbstbewusst auftretenden - Muslime und Juden mit diesen Katholiken allein lassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen