Kommentar Milliardenprofite US-Banken: Die schönste aller Krisen

Während die restliche Wirtschaft dahinsiecht, machen Investmentbanken konkurrenzlos Milliardengewinne - und profitieren von der Krise, die sie selber losgetreten haben.

Auch Krisen können sehr profitabel sein - jedenfalls für einige Investmentbanken. Sie machen Milliardengewinne, während die restliche Wirtschaft dahinsiecht. In dieser Woche haben vier US-Banken ihre Quartalszahlen bekannt gegeben und damit ausgerechnet Karl Marx bestätigt: Es gibt ihn tatsächlich, den Monopolkapitalismus. Zu finden ist er im Investmentbanking, wo weder Konkurrenz noch Risiko existiert. Da sind gigantische Gewinne garantiert.

Besonders eklatant fiel der Profit bei Goldman Sachs und bei JP Morgan aus, die jeweils ein Plus von 2,7 Milliarden Dollar meldeten. Beide profitieren sie davon, dass die Finanzkrise viele ihrer Wettbewerber dahingerafft hat, und sie nun ungehindert abkassieren können. Neue Konkurrenten sind ebenfalls nicht zu befürchten: Investmentbanking erfordert so viel kostspieliges und globales Knowhow, dass der "Markteintritt" weiterer Banken unwahrscheinlich ist.

Ungestört können die verbliebenen Investmentbanken von der Krise profitieren, die sie selbst ausgelöst haben. Sehr gewinnbringend sind etwa die starken Kursausschläge, die die momentane Unsicherheit mit sich bringt. Ob Zinsen, Rohstoffe oder Währungen - jede Kursdifferenz wird zur Spekulation genutzt. Und sollten die Wetten schief gehen: Die Banken wissen jetzt, dass sie garantiert vom Staat gerettet werden. Das nennt sich "asymmetrisches Risiko": Werden Gewinne eingefahren, winken gigantische Boni - während bei Verlusten der Steuerzahler einspringt.

Allerdings ist schon bei Karl Marx nachzulesen, dass Monopolkapitalisten gefährlich leben - sind sie doch recht einfach zu entmachten. Definitionsgemäß sind sie ja nur wenige und hätten gegen eine demokratische Mehrheit keine Chance. Noch zögert diese Mehrheit, die Investmentbanken ernsthaft zu regulieren. Mal sehen, wie lange noch.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.