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Kommentar MilitärtransporterIndustrielles Desaster

Hermannus Pfeiffer
Kommentar von Hermannus Pfeiffer

Warum müssen die westeuropäischen Regierungen an dem Pannenflieger A400M festhalten? Seit Jahren hebt keine Konstruktion richtig ab. Aber egal, denn der Steuerzahler blecht ja.

D er Pannenflieger A400M will einfach nicht fliegen. Bereits 1983 entwarfen Ingenieure der EADS-Vorgängerfirmen die erste Konzeptstudie für einen Nachfolger des damals schon alten Militärtransporters Transall. 2003 kam es zum Vertragsabschluss, und seither reiht sich Panne an Panne. Ein industrielles Desaster für Airbus und das deutsch-französische Gemeinschaftsunternehmen EADS.

Dabei ist der jüngste Pannenflug kein Einzelfall. Andere Militärprojekte von EADS wie der Eurofighter oder das Raketenabwehrsystem Meads verspäten sich ebenfalls, und das Passagierflugzeug A380 verhedderte sich in einem peinlichen Kabelsalat. Dieses Mal streikt der Antrieb. Die Propeller vibrieren zu stark, und bei einer Bodenübung sollen die Nieten aus einem Testflugzeug herausgeflogen sein. Außerdem leidet auch dieser Flieger unter Softwareproblemen.

Das Airbus-Desaster reiht sich ein in das deutscher Autokonzerne, die keine schadstoffarmen Motoren hinkriegen, oder das der Schiffbauer, denen koreanische Werften den Rang ablaufen - technologisch. Es waren eben nicht nur Bankvorstände, die den schnellen Profit erzielen wollten, kein Risiko scheuten und doch überfordert waren. Klassische Ingenieurarbeit ist aber unter ökonomistischem Dauerfeuer unmöglich, und heraus kommen dann technisches Stückwerk, schier endlose Verzögerungen und, wenn es um Rüstungsaufträge geht, eine Zeche, die der Steuerzahler am Ende teuer bezahlen muss.

Die Entscheidung der sieben Regierungen in Le Castellet bei Nizza zeigt, der militärisch-industrielle Komplex lebt in Europa. Und wenn die Bundesregierung schon milliardenschwere Industriepolitik betreibt, warum dann nicht für nachhaltigere Produkte als Pannenflieger?

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Hermannus Pfeiffer
Autor
Soziologe und promovierter Wirtschaftswissenschaftler. Spezialgebiete: Banken/Versicherungen/Finanzmärkte und maritime Industrie. Arbeitet seit 1995 als freier Wirtschaftspublizist in Hamburg. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, zuletzt „Gewinn ist nicht genug! 21 Mythen über die Wirtschaft, die uns teuer zu stehen kommen“, Rowohlt Verlag, Reinbek 2021.

1 Kommentar

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  • KK
    Klaus Keller

    Versuchte Unabhägigkeit von Abhängigen:

     

    Die Europäische Luftfahrtindustrie(EADS) gäbe es nicht wenn nicht seit zig Jahren jemand das ganze subventioniert würde.

     

    Die Europäer wären noch Abhängiger vom US-amerikanischen industriellern Komplex wenns anders wäre oder vom russischen.

    Wobei es neben dem Geschäft und Arbeitsplätzen auch um Know How geht.

     

    Die Bundeswehr ist vom 400M abhängig weil der Mardernachfolger Puma größer und schwerer geworden ist und somit für das US-amerikaniche Konkurenzmodell(C-130 Hercules das uralt ist aber ständig verbessert wird)zu schwer ist,für die jetzt genutze Transall ohnehin.

    (das kritisieren Analysten am Puma von Rheinmetall da die Exportaussichten für den Puma dadurch verringert werden)

    Ein Leopard 2 läßt sich mit der 400M nicht fliegen.

    Die C17 kann mehr transportieren benötigt wohl aber eine längere Startbahn und kann nicht langsam genug fliegen um in der Luft Hubschrauber betanken zu können und ist auch nicht billig.

    Auch andere Dinge können erst mit der A400M direkt zBvon Deutschland nach Afgahnistan geflogen werden ohne bei Start oder Landung eine betonierte Piste zu benötigen.

     

    Das Transportflugzeug ist ein Flaschenhals bei der Militarisierung der deutschen Außenpolitik.

     

    Wer überall auf der Welt an Kriegen teilnehmen will braucht ihn also oder er muß die C17 und die C130 kaufen um ein vergleichbares Spektrum an Aufgaben erfüllen zu können.Es sei denn er mietet die Transportleistung aber nicht jeder Vermieter fliegt in Krisengebiete.

     

    Ich denke wir brauchen nicht mehr Kriseninterventionskräfte als die Schweitz,die schicken Ihre Soldaten nur in den Vatikan.

     

    klaus keller hanau