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Weihnachten ist die Fortsetzung des Karnevals mit anderen Mitteln.
"Die meisten Menschen feiern Weihnachten. weil die meisten Menschen Weihnachten feiern"
Kurt Tucholsky.
Heute segnet der Stellvertreter uns alle, niemand bleibt segenlos. Alles wird gut...
Dieser ganze Weihnachtszirkus, der hier so lautstark bejammert wird, ist ja, wie fast jeder Zirkus, völlig freiwillig. Man muss ja nicht hingehen. Man muss nicht kaufen; aber man darf kaufen (wenn man nicht zwangsweise auf Hartz IV gesetzt wurde), zum Beispiel um seinen Lieben eine Freude zu machen. Geschenke, die richtigen Geschenke nämlich (die müssen nichts kosten, dürfen aber), machen Freude.
Und das scheinen viele, die den Weihnachstzirkus bejammern oder gar verachten, zu vergessen. Die Freude, die Weihnachten uns schenken kann. Egal ob mit, oder ohne Geschenke.
Gesegnetes Weihnachtsfest und ein seliges Jahr 2012 allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern auf dieser Erde.
Die Armen werden an Weihnachten aus den Verstecken herausgeholt, in die sie das ganze Jahr über getrieben werden, damit zum Beispiel in Berlin die Touristen sich wohlfühlen und just an Weihnachten sind es dann inzwischen astronomische weit über 2000, die mit Begleitung von TV und sonstwas feiern müssen, pardon, dürfen. Das haben Sie vergessen, Herr Hagenkord. An Weihnachten sind also doch alle gleich. ;-) Es gibt auch noch Spendenwettbewerbe in den Medien. Und wenigstens an Weihnachten sind die Gotteshäuser voll. Von Leuten, die sich das ganze Jahr über nicht fragen, woher denn da an Weihnachten die Stimmung kommt. Haben die Pfarrer einen Knopf, auf den man drücken kann?
An der Berliner Universität der Künste (UDK) polarisiert ein antiisraelischer Protest. Jüdische Studierende fühlen sich nicht mehr sicher.
Kommentar Materialismus: Gleich oder gleichgültig
Wie schnell und werbeüberlastet diese Weihnachtszeit geworden ist. Aber diese Klage macht das Spiel ja mit. Warum ist das so? Warum lassen wir den Kommerz entscheiden?
Alle Jahre wieder sagen und sehen wir, wie es nicht sein soll: Wie schnell, unpersönlich, materialistisch, egoistisch, werbeüberlastet doch diese Weihnachtszeit geworden ist. Aber diese Klage macht das Spiel ja mit. Warum ist das so? Warum lassen wir den Kommerz entscheiden, wer wir sein und was wir fühlen sollen?
Die Klage scheint zu sagen, dass wir uns etwas anderes wünschen - und dann kommt es im nächsten Jahr noch schlimmer. Der Konsum darf ungestraft behaupten, dass es bei Weihnachten um überfüllte Geschäfte, Stau, Geschenke, unendlichen Kitsch und schlechte Musik geht.
Und die Klage bestätigt, dass das so ist. Und wer das Geld für das alles nicht hat, bleibt draußen. Feiert nicht wirklich Weihnachten wie all die schönen Menschen auf den Plakaten und in den Spots.
Von seinem Ursprung her sagt uns das Fest, dass wir alle gleich sind. Und wenn der Mensch werdende Gott jemanden bevorzugt, dann die, die nichts haben. Souverän haben wir daraus die Schlacht des Materialismus werden lassen. Dieser Tag teilt uns in Vielhaber und Wenighaber wie kein anderer im Jahr.
Der Autor
BERND HAGENKORD schreibt für die taz.
Und wenn wir bis vor Kurzem noch davon gesprochen haben, dass das Wachstum nicht unendlich so weitergehen kann, dann zelebriert das Schneller-Höher-Weiter zum Weihnachtsfest schon wieder Auferstehung. Es wird halt unterm Baum entschieden.
Da gilt es wacker gegen anzufeiern. Wenn wir Menschlichkeit und gar die Menschwerdung Gottes feiern, dann darf das nicht im Klassenkampf in der Fußgängerzone enden. Weihnachten ist Hoffnungsfest: Hoffen wir also darauf, dass wir etwas entgegenzusetzen haben. Versuchen wir es. Alle Jahre wieder.
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Kommentar von
Bernd Hagenkord