Kommentar Manipulation beim ADAC: Der gelbe Teufel
Der Automobilklub ADAC hat mit manipulierten Abstimmungszahlen sein Image stark beschädigt. Mehr Transparenz könnte die Folge sein.
E inen „Gelben Engel“ hat der ADAC für das beste Auto verliehen. Jetzt hat der Autoklub deshalb den Teufel an der Hacke. Die Manipulation der Teilnehmerzahl an der Abstimmung mag für sich genommen marginal erscheinen. Solange man kein Autofan und Markenfetischist ist, kann es einem wurscht sein, ob da nun ein Volkswagen, ein BMW oder ein Mercedes gewonnen hat.
Wer sich aber für Macht und Manipulation interessiert, den macht diese gefälschte Wahl hellwach. Denn damit zerkratzt sich der größte Verein Deutschlands selbst das polierte Image ab.
Was Umweltschützer in Jahrzehnten nicht geschafft haben, das besorgt der ADAC jetzt selbst. Wenn schon bei der Autowahl getrickst worden ist, wie steht es dann um die Autotests? Sind die Versicherungsleistungen wirklich so günstig, die Reiseführer so gut?
Die Basis eines jeden Dienstleisters ist Vertrauen. Es ist dem ADAC bemerkenswert lange gelungen, sich als freundlichen Pannenhelfer ohne eigene finanzielle Interessen darzustellen, der dafür sorgt, dass wegen eines Motorschadens verzweifelte Mütter und Väter wieder glücklich werden.
Doch dieses Image ist eine Schimäre. Der ADAC ist ein Wirtschaftsunternehmen mit Tausenden Mitarbeitern und einem undurchsichtigen Firmengeflecht, über dessen Interna kaum etwas an die Öffentlichkeit dringt. Dieses Konsortium hat faktisch ein Meinungsmonopol über die Interessen der Autofahrer errungen und fingert zugleich mit den Herstellern herum. Es vertritt eine Verkehrspolitik von vorgestern.
Ein Dinosaurier also. Nein, vom Aussterben ist der Verein deshalb nicht bedroht. Aber die über Jahre manipulierte Autowahl könnte dazu führen, dass sich dieser Saurier künftig in seine dunkle Wohnhöhle schauen lassen muss. Und da drin dürfte es ganz fürchterlich stinken.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Münchner Sicherheitskonferenz
Selenskyjs letzter Strohhalm
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen