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Kommentar Löhne und WirtschaftVerbraucher sind Lohndrücker

Kommentar von Kristina Pezzei

An den Niedriglöhnen in den Boombranchen Dienstleistung und Gastgewerbe tragen die Verbraucher zumindest eine Teilschuld.

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4 Kommentare

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  • A
    alcibiades

    Hier beisst sich wieder mal die mär vom selbstregulierenden markt selber in den schwanz. Der einzige weg, den gastronomiearbeitern von putzkraft bis kellnerin mehr geld in die taschen zu stecken, wäre die einführung von mindestlöhnen. sogar für studentenjobs sind löhne unter sechs euro einfach eine sauerei. ein kleiner blick in berliner kneipenviertel zeigt aber ganz genau, wo die leute hinrennen. Im grundtenor trifft der artikel also zu.

     

    Noch was: man kann doch nicht ernsthaft sagen, die currywurst muss ja so billig sein, weil ja die kundschaft auf hartz4 ist. Der hartz4-satz gehört erhöht, und die currywurst darf teurer, dafür besser sein; und dieses land wird auch mal weiterkommen, wenn kellner, putzkolonnen, wachleute, wurstbrater, zeitungsverkäufer, macdoof-angestellte, friseure, zimmermädchen, kinovorführer und wer noch alles endlich halbwegs vernünftige löhne bekommen - vor zwanzig jahren hätten die alle noch zumindest bescheidene beiträge in die steuer- und sozialkassen entrichtet. Das tun sie nahezu alle nicht mehr, weil sie so wenig verdienen, dass sie unter dem freibetrag bleiben bzw. vielleicht nebenher auch noch aufstocken müssen. Wundert sich jemand, wenn die öffentlichen kassen pleite sind?

  • O
    OMG

    Und genau deshalb wird unsere Wirtschaft erst dann wieder aus dem Niedriglohnghetto herauskommen, wenn die schlecht bezahlten Dönerschnetzler, McDoof-bräter und Discount-Friseure endlich von ihrem Geiz herunter kommen und ihren Wohlstand zu Edelfriseuren und Deli-Italienern tragen und 1x wöchentlich aus Solidarität im Adlon nächtigen.

     

    Erst dann werden wir alle wieder in Saus und Braus leben, wie die Putzkräfte im hochpreisigen Adlon. Was bekomme die eigentlich so an Lohn?

     

     

    Hier bewirbt sich wohl jemand für den nächsten Wirtschaftsnobelpreis?

    Oder soll es in die Wirtschaftsredaktion des Focus gehen?

  • NE
    nicht einverstanden

    Ich finde es perfide, wie hier behauptet wird, der sog. Verbraucher bestimme das Produzentenentgelt. Schön wär's! Seit wann bestimmt denn die Höhe des Preises die Höhe des Arbeitslohns? Und haben die Alnatura-Märkte ihre Löhne etwa angehoben, weil so viele Menschen dort einkaufen?

  • S
    systemix

    Dieser Kommentar ist ein Beispiel für Weltfremdheit. Wahrscheinlich entstanden im Treibhaus des Berliner Prenzelberges.

     

    Nachdem gerade die Gastronomie bei der Währungsumstellung die DM 1:1 in Euro umrechnete, musste sie sich nicht wundern, dass ein run auf die preiswertesten Gerichte einsetzte. Den Friseuren erging es ebenso.

     

    Aber als Freischaffender geht der aufgeklärte Journalist nur in angesagte Etablissements, weil ja doch dort auch die Leute verkehren über die es sich zu schreiben lohnt.

     

    Während dagegen die so gern verunglimpfte Unterschicht aus HARTZ IV-Empfängern allenfalls tatsächlich darauf angewiesen ist ihre kulinarischen Bedürfnisse im Imbiss zu besonderen Gelegenheiten zu stillen. Womit sich zeigt, dass Billiglöhne auch nur Konsum auf niedrigstem Niveau ermöglichen. Für die hauchdünne Oberschicht dürfte es aber noch genügend Nobelrestaurants geben, wo man unter sich bleibt und dem Klagen der Lobbyisten lauschen kann.

     

    Jaja, jetzt kommt gleich als Antwort: "Geiz ist geil", als Lebensmotto dieser unserer Gesellschaft. Doch wer hat's erfunden? Na? Vom Metro-Konzern stammt der Slogan!