Kommentar Linke und SPD: Dialektik im Wahlkampf
Die Linkspartei greift die SPD an und setzt gleichzeitig auf eine Neuauflage der rot-roten Koalition. Geht das zusammen?
D rei Monate vor der Wahl muckt die Linkspartei auf. Aber so richtig. Ganz offiziell tritt sie ihrer Koalitionspartnerin SPD auf die Füße. Die solle doch jetzt endlich mal Dampf machen in der Mietenpolitik. Ein Zweckentfremdungsverbot für Wohnraum müsse noch in der gerade auslaufenden Legislaturperiode verabschiedet werden, fordert die Linksfraktion. Zeitgleich überlegen Teile der Fraktion, den mühsam mit der SPD errungenen Kompromiss zum sozialen Wohnungsbau scheitern zu lassen. Und dennoch kündigt ihr Spitzenkandidat Harald Wolf an, dass er nichts lieber wolle als eine Fortsetzung der rot-roten Koalition nach der Wahl. Geht das zusammen?
Es geht. Zumindest für die Linkspartei. Der bleibt auch gar nicht anderes übrig. Schließlich hat sie realistisch gesehen nur zwei Optionen: Opposition. Oder nochmal Rot-Rot, falls es denn wider Erwarten noch mal dazu reichen sollte. Dafür muss die Linke angesichts mieser Umfragewerte allerdings dringend ihr Profil schärfen. Und das kann sie nur, wenn sie sich aus der drückenden Umarmung des Koalitionspartners löst. Wenn sie dem Wähler - oder aktuell wenigstens mal der kompletten Fraktion - klarmacht, dass es auch nach zehnjähriger Zusammenarbeit noch Unterschiede zwischen den beiden roten Parteien gibt.
Frischer Wind
Völlig abwegig ist die Strategie "Gegen die SPD, aber für Rot-Rot" nicht. Schließlich ist in der Stadt keine große Sehnsucht nach einem politischen Wechsel auszumachen. Aber ein wenig frischer Wind würde Berlin gut tun. Und wie den eine dritte rot-rote Koalition bringen sollte, muss die Linke erst noch erklären.
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