Kommentar Landesparteitag der Grünen: Im Zeichen der Pappkrone
Die Grünen in Schleswig-Holstein haben eine wichtige Grundsatz- und eine sinnvolle Praxisentscheidung gefällt.
F assen wir zusammen: Der Spitzenkandidat der Grünen für die Landtagswahl steht höchstens auf Platz 2 der Liste. Die Liste wird von einer Frau geführt, die aber nicht Spitzenkandidatin ist. Die Grünen sind stolz darauf, Streit über solche Fragen zuzulassen, finden es aber doof, wenn dieser Streit medial aufbereitet wird. Und um zu zeigen, dass ein grüner Spitzenkandidat voll der Verfremdungseffekt ist, kriegt er eine Pappkrone und einen Porree als Zepter.
Jenseits des Geschwurbels haben die Grünen in Schleswig-Holstein eine wichtige Grundsatz- und eine sinnvolle Praxisentscheidung gefällt. Sie halten an der Frauenquote inklusive Spitzenplätzen für Frauen auf allen Listen fest - und handeln damit klug, denn die Quote hat sich bewährt. Die Frauen der grünen Landtagsfraktion, angeführt von der Finanzexpertin Monika Heinold, sind das beste Beispiel.
Gleichwohl ist es sinnvoll, in Wahlkämpfen einen Kopf für die Plakate zu haben. In anderen, sonst eher männlich dominierten Parteien sind es manchmal blonde, weibliche Köpfe, bei den Grünen in Schleswig-Holstein ist es ein brünetter, männlicher. Robert Habeck ist die gute, weil logische Wahl - er ist die sichtbarste Figur der Nordgrünen, tatsächlich das "Gesicht" des Wahlkampfes.
Nur am Geschwurbelfaktor sollte die Partei etwas arbeiten: Zur eigenen Haltung stehen und den Porree vor der nächsten Krönungsmesse gleich in die Suppe tun.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja