Kommentar Kurden-Demonstration: Die Hoffnung auf Frieden wächst
Der zarte Dialog zwischen türkischer Regierung und PKK hält etwas aus. Das hat die Trauer-Demo für drei ermordete PKK-Aktivistinnen gezeigt.
D ie kurdische Bevölkerung trauert, aber sie trauert friedlich. Bis zu einer Million Menschen versammelten sich gestern in der kurdischen Metropole Diyarbakir, um den drei in Paris ermordeten PKK-Aktivistinnen das letzte Geleit zu geben.
Im Vorfeld der Trauerdemo waren viele Befürchtungen laut geworden, von der Gefahr schwerer Ausschreitungen bis hin zu einer unverhältnismäßigen Manifestation kurdischen Nationalismus, durch die die türkische Mehrheitsbevölkerung vor den Kopf gestoßen würde. Ministerpräsident Tayyip Erdogan hatte am Tag vor der Ankunft der drei Leichname aus Paris den Aufzug als Lackmustest für den Friedensprozess bezeichnet.
Gestern hat sich nun gezeigt, dass alle Befürchtungen überflüssig waren. Die Trauerdemo wurde stattdessen zu einem historischen Tag in den kurdischen Gebieten. Damit bestätigt sich, was viele Beobachter schon seit den Morden in Paris vor gut einer Woche festgestellt hatten: Die Provokation in der französischen Hauptstadt hat ihr Ziel, den gerade begonnenen Dialog zwischen der türkischen Regierung und der PKK zu sabotieren, nicht erreicht.
Jürgen Gottschlich ist Türkei-Korrespondent der taz.
Nachdem zunächst Erdogan erklärt hatte, man werde sich durch solche und weitere Zwischenfälle nicht davon abbringen lassen, den Krieg im Südosten des Landes zu beenden, hat nun auch die PKK gezeigt, dass sie bereit ist, sich auf einen Friedensprozess einzulassen.
Nach dem wechselseitig bestandenen Lackmustest muss nun ein De-facto-Waffenstillstand folgen – auch wenn die türkische Regierung ihn offiziell nicht so nennen mag. Außerdem muss die Situation für PKK-Chef Abdullah Öcalan substanziell verbessert werden. Es reicht nicht, dass er nun einen Fernseher in seiner Zelle hat. Echte Fortschritte kann es erst geben, wenn Öcalan ungehindert mit seinen Leuten kommunizieren kann.
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