piwik no script img

Kommentar Kritik am GeheimdienstIm Schleppnetz des BND

Kommentar von Otto Diederichs

Die Linke und die Grünen haben zu Recht ein Problem mit dem deutschen Auslandsgeheimdienst. Groß ändern können sie ihn aber nicht.

Hier sammelt der BND Daten: Abhörstation im bayerischen Bad Aibling Bild: reuters

D ass Die Linke ein Problem mit deutschen und anderen Geheimdiensten hat, verwundert eher nicht. Das haben auch die Grünen. Ist ja auch nicht fasch – aber bei Oppositionsparteien ebenso gängig wie wohlfeil: Ändern können sie ohnehin nichts, aber es stärkt in der Wahrnehmung der Partei- und Fraktionsmitglieder den eigenen Zusammenhalt.

Nach der NSA-Spähaffäre ist es jetzt der Bundesnachrichtendienst (BND), der Bauchschmerzen bereitet. Insbesondere seit herauskam, dass nicht nur die Amerikaner, Briten und Franzosen ihre alliierten Freunde im Blick behalten, sondern auch der BND seinerseits Nato-Partner ausspioniert. Belauscht wurden dabei die frühere US-Außenministerin Clinton wie auch ihr Nachfolger Kerry. Dies müsse umgehend aufgeklärt werden, forderte Linken-Chefin Kipping im Verbund mit den Grünen.

Der BND bewies unerwarteten Humor und nannte die abgehörten Gespräche einen versehentlichen „Beifang“. Im Fischereiwesen versteht man darunter untermassige Fische, die beim Schleppnetzfang zwangsläufig in den Maschen hängen bleiben. Kleine Fische also! Verwertet werden sie allerdings in beiden Disziplinen.

Die Aufgabe des BND ist die Auslandsaufklärung – also Spionage. Und dies seit 1946, als er von den Amerikanern als „Organisation Gehlen“ gegründet wurde. Seine Rolle als kleiner Bruder amerikanischer Dienste hat er auch nach formeller Unabhängigkeit, Umbenennung und Unterstellung an das Kanzleramt nicht verloren. Kleine Brüder orientieren sich nun mal gern an ihren größeren Brüdern. Und wenn diese heute keine Schlapphüte und Sonnenbrillen mehr tragen, will der Kleine da auch mittun.

Auch Exverfassungsrichter Hans-Jürgen Papier hält Teile der BND-Aufgaben für verfassungswidrig. Ob das weiterhilft, muss sich zeigen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!